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Gefängnis

Häftlinge verraten uns ihre Vorsätze für 2018

Trotz der trostlosen Umstände hoffen viele Gefängnisinsassen, dass sie ihr Leben im neuen Jahr besser auf die Reihe bekommen.
Symbolfoto: Andrew Lichtenstein | Corbis via Getty Image

Als ich meine 21-jährige Haftstrafe absaß, habe ich nie einen guten Vorsatz fürs neue Jahr gefasst. Ich hielt das immer für eine Sache, die den Menschen draußen vorbehalten war – Menschen, die mehr Kontrolle über ihr Leben hatten. Für mich war Neujahr einfach nur ein weiterer Tag auf meinem Weg in die Freiheit.

Vielen Gefängnisinsassen geht das anders. Ich habe mehrere ehemalige Mithäftlinge kontaktiert, um herauszufinden, was sie sich für 2018 vorgenommen haben. Aus ihrer Zuversicht können wir lernen, wie man die Hoffnung auch dann behält, wenn die eigene Situation ausweglos scheint.

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Angel Ocasio, 23 Jahre Haft wegen Verwicklung in Drogengeschäfte

Mein Vorsatz für das neue Jahr: Ich will sofort richtig loslegen, wenn ich am 9. Januar freikomme. Ich habe bereits zwei Business-Pläne geschrieben, die ich nach meiner Freilassung umsetzen will. Schlafen ist da erstmal keine Option. Ich weiß, dass es nicht leicht wird, aber ich muss dranbleiben, um mit meinen Unternehmen durchzustarten. Ich bin 48 Jahre alt, habe aber 23 davon im Gefängnis verschwendet. Deshalb muss ich jetzt mit beiden Beinen im Leben stehen und meine Familie wieder zusammenbringen. Ich will ja noch etwas von meinen Enkeln haben.

Ich kann meine Entlassung kaum erwarten. Zwar wird es in Puerto Rico alles andere als einfach sein, aber das ist trotzdem besser als Gefängnis. Viele Jahre war der 31. Dezember für mich nur ein weiterer Tag. Jetzt freue ich mich aber auf meine Familie und gemeinsame Unternehmungen. Diese Aussicht hat mir durch einige der dunkelsten Stunden meiner Haft geholfen.

Timothy Tyler, lebenslange Haft wegen LSD-Besitzes und -Handels (von Barack Obama begnadigt)

Für das neue Jahr habe ich mir vorgenommen, mich nur noch gesund zu ernähren. Es scheint so, als ob meine Schwester mir alles nachmacht: Wenn ich ungesundes Essen esse, tut sie das draußen auch. Und wenn ich auf meine Ernährung achte, dann macht sie es ebenfalls. Wenn ich in einigen Monaten aus dem Gefängnis komme, will ich so fit wie möglich sein. Und ihr soll es genauso gehen, damit wir beide ein langes und erfülltes Leben führen.

Außerdem wünsche ich mir, dass meine Schwester nicht mehr an Depressionen leidet. Wir standen uns schon immer sehr nahe und seitdem ich vor 25 Jahren ins Gefängnis musste, ist sie schwer depressiv. Sie wieder gesund zu sehen, wäre wirklich schön. Sie ist meine beste Freundin und was sie glücklich macht, macht auch mich glücklich.

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Donald Green, lebenslange Haft wegen Verwicklung in Drogengeschäfte

Mein Vorsatz fürs neue Jahr ist es, hart an meinem Fall zu arbeiten, damit ich 2019 freigesprochen werde und nicht mehr dem Irrsinn hier im Gefängnis ausgesetzt bin. Außerdem will ich denjenigen helfen, die sich im Rechtsgewirr nicht zurechtfinden. Ich bin nämlich Teil einer Gruppe von inhaftierten Rechtsexperten, wir unterstützen vom System hintergangene und allein gelassene Mithäftlinge.

Robert Rosso, lebenslange Haft wegen Verwicklung in Drogengeschäfte

Ich habe lange über meinen Vorsatz für 2018 nachgedacht. Und dieses Jahr will ich es wirklich schaffen, weniger Nachrichten zu schauen und mehr Zeit darauf zu verwenden, meine Autorenprojekte fertigzustellen. Seit zehn Jahren verschwende ich jeden Tag vier Stunden mit diversen Nachrichtensendungen. Das will ich ab jetzt auf eine Stunde pro Tag beschränken.

Dann habe ich auch mehr Zeit, meine Schreibprojekte erfolgreich abzuschließen. Eines meiner Bücher ist schon fast fertig, ich will es dieses Jahr veröffentlichen und mit der Fortsetzung anfangen. Zudem will ich für meine Familie weiterhin positiv denken. Diese Zeit des Jahres ist nämlich besonders schwer für meine Eltern.

Walter Johnson, lebenslange Haft wegen des sogenannten "Three-strikes"-Gesetzes

Mein Neujahrsvorsatz? Mich besser zu kennen, als das irgendjemand anderes tut. Nur so werde ich mein volles Potenzial ausschöpfen können. Jahrelang habe ich Dinge getan, die ich gar nicht tun wollte. Ich verstand auch gar nicht, warum ich diese Dinge machte. Als Krimineller kam ich mir wie ein Held vor. Mit der Zeit wurde mir aber klar, dass ich nur aus Gier auf die schiefe Bahn geraten war und auf niemanden Rücksicht genommen hatte.

Ich weiß jetzt, dass mein Leben einen Sinn hat. Fast hätte ich es weggeworfen, war mit den falschen Menschen zusammen, an den falschen Orten und habe die falschen Dinge gemacht. Aber nun helfe ich anderen dabei, sich selbst zu finden und ihre Träume zu verwirklichen. 2018 will ich nur Dinge tun, von denen ich meinem Enkelsohn stolz erzählen kann.

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