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Oops: App verrät Jogging-Routen von Bundeswehrsoldaten in Afghanistan

Pro-Tipp: Wenn du als Soldat im Ausland joggen gehst, schalte dein GPS aus – sonst könntest du deinem Feind mehr über dich verraten, als dir lieb ist.
Bild: Screenshot, Strava

Mit einer Heat-Map wollten die Macher der Fitness-App Strava eigentlich nur die beliebtesten Jogging-Routen der Welt zeigen. Geschafft haben sie etwas anderes: Die Karte verrät militärische Auslandsstützpunkte. Wer sich auf der Strava-Karte umschaut, entdeckt auch Bundeswehr-Stützpunkte. Es dauert nur wenige Minuten, um Joggingrouten in zwei der wichtigsten Bundeswehr-Stützpunkte in Afghanistan zu finden.

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Letzten November veröffentlichten die Fitness-App-Entwickler Strava die neue Version ihrer Heat-Map. Sie zeigt beliebte Routen für Jogger, Fahrradfahrer und Schwimmer überall in der Welt. Die Daten bekommt Strava, wenn Nutzer die GPS-Tracking-Funktion auf ihren Smartphones und Fitness-Tracker-Armbänden einschalten. Die Karte erfasst laut Strava 3 Billionen Datenpunkte. Ein Traum für jeden Karten-Analysten und Daten-Junkie.

Genau so jemand ist der 20-jährige Australier Nathan Ruser. Er studiert Internationale Sicherheit und Islamwissenschaften im australischen Canberra. "Immer wenn ich eine hübsche Karte sehe, checke ich erstmal ab, wie Syrien darauf aussieht", erzählt Ruser dem Sydney Morning Herald. Was er dann sieht, überrascht ihn: Leuchtende Rechtecke in einem ansonsten dunklen Land. Es sind: US-Militärbasen. Denn Syrer dürften zur Zeit eher weniger Grund dazu haben, mit Fitness-Trackern Sport im Niemandsland zu machen. Auf Twitter zeigt Ruser am Sonntag Kartenausschnitte, die Stützpunkte und Patrouillenrouten sichtbar machen.

Wie Motherboard überprüfen konnte, sind auch Stützpunkte der Bundeswehr zu sehen. Im größten deutschen Auslandsstützpunkt, Camp Marmal in der Nähe der afghanischen Stadt Masar-e Scharif, joggen und radeln Soldaten mit aktivem GPS-Tracking um das Militärgelände. Auch im Camp Warehouse, das 2005 in der Nähe von Kabul von der Bundeswehr etabliert wurde und 2006 unter französische Kontrolle gegeben wurde, zeigt die Heatmap von Strava Joggingrouten an.

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Ob diese Funde tatsächlich so brisant sind wie Ruser auf Twitter angenommen hat, bezweifeln Experten. "All diese Stützpunkte sind bekannt", sagte Scott Lafoy gegenüber CNN. Lafoy analysiert militärische Karten. Auch auf anderen Kartendiensten wie Google Maps oder Apple Maps sind etwa die deutschen Stützpunkte sichtbar. Darum sieht Lafoy in der Karte keine neue Gefahr, dafür aber hilfreiche Zusatzinformationen, die problematisch werden könnten, sobald man die Routen mit Zeitplänen etwa von Patroullien verknüpfen kann. Tatsächlich sind auch in den deutschen Stützpunkten außerhalb der populären Jogging-Routen Wege sichtbar, die durch das Gelände führen und zumindest Rückschlüsse auf den Alltag von Soldaten geben könnten.

Wir haben bei der Bundeswehr angefragt, wie kritisch die Strava-Karte für die Bundeswehr sein könnte und wie der Umgang von deutschen Soldaten mit Fitness-Trackern und -Apps aussehen soll. Bisher hat die Bundeswehr nicht geantwortet. Wir werden den Artikel updaten, sobald wir eine Rückmeldung erhalten.

Update, 30.01.18, 10:33: Auf Anfrage will die Bundeswehr den Fall zur Zeit nicht offiziell kommentieren.

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