FYI.

This story is over 5 years old.

"Heult leise. Schwächlinge ekeln mich."

"Hirntote" und "Steroidopfer": Wie der AfD-Chef von NRW über seine Parteikollegen lästert

Weil Frauke Petry fast als Direktkandidatin für den Bundestag abgewählt wurde, rastete ihr Mann auf Facebook aus.

Hat Marcus Pretzell schlecht geschlafen? Oder überhaupt nicht geschlafen – weil sein Lieblingsschlafanzug beim Waschen eingelaufen war? Wir wissen es nicht. Was wir wissen, ist, dass der AfD-Landeschef in Nordrhein-Westfalen in einer geschlossenen Facebook-Gruppe laut Stern völlig ausgerastet ist. Wie am Montag bekannt wurde, pöbelte Frauke Petrys Gatte in der Gruppe gegen seine Parteikollegen und beschimpfte sie als "Hirntote" und "Steroidopfer", denen nicht nur das Hirn geschrumpft sei, sondern auch die Hoden.

Anzeige

Doch was war dem Tobsuchtsanfall vorausgegangen? Petrys Gegner innerhalb der Partei wollten sie am Sonntag auf einem Parteitag als Direktkandidatin für die Bundestagswahl abwählen. Das klappte zwar nicht, Petry darf Kandidatin bleiben, explodiert ist Pretzell trotzdem: "Was kann die Zwergen-Fraktion überhaupt?", fragte er in der Facebook-Gruppe. Jan Zwerg ist der Vorsitzende des AfD-Kreisverbands Sächsische Schweiz – Osterzgebirge und ein Gegner von Frauke Petry. Dessen Frau, Daniela Zwerg, wollte das nicht auf sich sitzen lassen und antwortete: "Oh, wer wird denn persönlich? Herr Pretzell, ist das Ihr Demokratieverständnis?"


Auch bei VICE: Aufstand der Rechten


Und dieser Post hat Pretzell anscheinend komplett zum Explodieren gebracht: "Ich zähle aktuell 18 Hirntote und ein Steroid-Opfer. Das schrumpft halt nicht nur die Hoden, sondern auch das Hirn", schrieb er zurück. Diese Beleidigung wollten ein paar AfD-Mitglieder der Öffentlichkeit nicht vorenthalten. "Ist gescreenshotet", antwortete das Gruppenmitglied Kerstin Borbetomagus und erhielt dafür Zuspruch von einem Gunter Schröder: "Ja, Kerstin veröffentliche das bitte, damit die Menschen sehen, was dieser Herr von Demokratie hält." Pretzells Reaktion: "Heult leise. Schwächlinge ekeln mich."

Darüber empörten sich danach auch viele AfD-Fans: "Und glauben Sie, Herr Pretzell, dass solche Entgleisungen unsere Zustimmung von aktuell 9% wesentlich verbessern?", fragte Alex Falter auf Pretzells Facebook-Pinnwand, auf dessen Profilbild eine durchgestrichene Moschee zu sehen ist.

Normalerweise kennen wir diese Wortwahl von der AfD, wenn sie gegen ihre Gegner hetzt. Der Berliner Abgeordnete Andreas Wild beleidigte Angela Merkel zum Beispiel als "verantwortungslose Unfruchtbare". Und Björn Höcke sagte, Merkel müsse in einer Zwangsjacke aus dem Kanzleramt abgeführt werden. Die Grünen bezeichnete der Thüringer Landtagsabgeordnete Stephan Brandner als "Koksnasen" und "Kinderschänder".

Dass die AfDler im Umgang miteinander nicht gerade zimperlich sind, ist ja schon länger bekannt. Und übrigens ist es auch nicht das erste Mal, dass etwas aus einer geschlossenen AfD-Gruppe nach außen dringen. Im Herbst sollen Pretzell nahestehende AfDler versucht haben, in einem WhatsApp-Chat die Aufstellung der Landtagsliste in Nordrhein-Westfalen zu beinflussen. Dass er daran beteiligt war, stritt er auf einem Parteitag ab – und wurde dafür von seinen AfD-Kollegen ausgelacht. Wir sind gespannt, welche WhatsApp-Chats und Facebook-Dialoge im Laufe des Wahlkampfs also noch öffentlich werden.

Folge VICE auf Facebook, Instagram und Snapchat.