FYI.

This story is over 5 years old.

Kokain

Drogenschmuggler haben wohl absichtlich mehr als 300 Kilo Kokain in die Elbe geschmissen

60 Millionen Euro soll die Ware wert sein. Der Zoll hat uns erklärt, was es mit der neuen Methode auf sich hat.
Fotos: Taschen und Boot: Zollfahndungsamt Hamburg ||  Kokain: Imago | Agencia EFE

Am Elbstrand in Schleswig-Holstein geht es gerade zu wie in der Landeabfertigung eines internationalen Flughafens: Ein Großaufgebot an Zollbeamten patrouilliert in Brunsbüttel, nahe Glückstadt und an anderen Orten. Den Fahndern und Fahnderinnen macht ein besonderer Fund Sorgen. Am Montag trieben nicht nur Urlaubende im Elbwasser, sondern auch 300 Kilo Kokain, luftdicht verpackt in 15 schwarzen Sporttaschen, deren Inhalt besser nicht in den Händen planschender Kinder landen sollte. Wie ein Sprecher des Hamburger Zolls uns erklärt, hat die Zweckentfremdung der Taschen Methode.

Anzeige

Das sei der erste größere Fund in diesem Jahr in Hafennähe. Laut Schätzungen entsprechen die 300 Kilo einem Straßenwert von knapp 60 Millionen Euro. Ein Sprecher der Hamburger Zollfahndung mutmaßt, dass das teure Pulver zum Hamburger Hafen gelangen sollte. Das Zollboot "Glückstadt" habe eine gefüllte Tasche wie einen Leichensack in der Elbe treibend entdeckt, direkt danach suchten Einsatzkräfte aus der Luft und an Land den Uferbereich ab.


Auch bei VICE: So wurde ich ein internationaler Kokain-Kingpin


Dass die Drogen aus Versehen im Wasser landeten, glaubt beim Zoll niemand. "Wir gehen davon aus, dass die Taschen von einem Seeschiff abgesetzt wurden", so der Sprecher. Gemeint ist ein Hochseeschiff, das ohne herkömmliche Container sondern nur mit den losen Taschen an Bord in Hamburg anlegen sollte. Der Zoll vermutet, dass die Täter die Taschen noch vor dem Hafen ins Wasser warfen, um einer Drogenkontrolle durch Hamburger Beamte zu entgehen.

Dass Taschen mit Kokain oder anderen illegalen Drogen in Küstennähe abgeworfen werden statt am Hafen anzukommen, sei dem Zoll bekannt, sagt der Sprecher. Häufig würden die Kriminellen auf den Schiffen Peilsender in den Taschen verstecken, die dann von Kurieren geortet werden können, sagt der Beamte. Er könne dennoch nicht sagen, ob das auch beim aktuellen Fund der Fall ist. Warum die Schmuggelnden immer wieder mit Sporttaschen über den Atlantik kreuzen, dazu hat er allerdings eine Vermutung: "Wie auffällig wäre es, wenn ein Mensch mit Koffern am Strand herumspaziert?"

Eine andere beliebte Schmuggel-Methode ist das "Rip-off"-Verfahren, durch das im vergangenen Jahr mindestens drei Sendungen mit 3,8 Tonnen Kokain im größten Hafen Deutschlands ankamen. Mindestens, weil alle drei aufflogen, noch bevor das Pulver auf den Schwarzmarkt und in die Nasen von Konsumierenden gelangen konnte. Das Kokain erreicht bei dieser Variante in Containern mit sogenannter Legalfracht den Hamburger Hafen, erklärt der Sprecher. Mit in den Containern liegen dann meist ebenfalls Sporttaschen, die nach Andocken zügig "von Leuten, die Zugang zum Terminal haben und in den Schmuggel eingeweiht sind", rausgeholt werden. Oder das Kokain wird zwischen Bananenkisten versteckt, wie im Fall des Kühlschiffs, das der Zoll Anfang Juni hochnahm: 340 Kilogramm nichtdeklarierbarer Ware fanden sich dort.

Der Koks-Fund von Brunsbüttel war der erste im Mündungsgebiet der Elbe in diesem Jahr. "Wir schließen nicht aus, dass es weitere Funde geben könnte", sagt der Sprecher des Zolls, vorerst kontrollieren die Beamten weiter am Elbstrand.

Folge VICE auf Facebook , Instagram und Snapchat .