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Popkultur

Heulsuse der Woche: Carmen-Geiss-Hater vs. Beauty-Bloggerin

Leute wollen Carmen Geiss anzeigen, weil der Reality-TV-Star sich gegen einen widerlichen Kommentar wehrt, und eine Influencerin streitet sich vor Gericht mit ihrem Schönheitschirurgen.
Collage: VICE || Links: imago | Lumma Foto || Rechts: imago | Westend61

Es ist mal wieder an der Zeit, sich über ein paar Menschen zu wundern, die mit der Welt nicht fertigwerden.

Heulsuse #1: Carmen Geiss' Instagram-Hater

Der Vorfall: Ein Nutzer beleidigt unter einem Post von Carmen Geiss deren Mann Robert und die gemeinsamen Töchter. Carmen Geiss postet daraufhin einen Screenshot des Kommentars und schwört Rache.

Die angemessene Reaktion: In Anbetracht der Widerlichkeit des Kommentars die Wut der Mutter verstehen – und sich als Follower zumindest nicht auf die Seite des Trolls schlagen.

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Die tatsächliche Reaktion: Drohen, Carmen Geiss wegen Aufruf zur Selbstjustiz anzuzeigen.

Es gibt viele Dinge, die man den Geissens – quasi den deutschen Kardashians, nur mit stets gleicher Haarfarbe – vorwerfen kann. Zum Beispiel, dass sie sich immer wieder rassistisch und schlichtweg dumm äußern und einen zumindest fragwürdigen YouTube-Kanal betreiben. Nur einer Sache kann man zumindest Carmen Geiss nicht verdächtigen: dass sie ihre Familie nicht liebt. Und so ist es nicht überraschend, dass ihr bei einem besonders widerlichen Kommentar in Richtung ihrer Töchter nun der braungebrannte Kragen platzte.

Ein Nutzer (oder eine Nutzerin) mit dem Namen "superkleber100" soll laut dem Online-Portal news.de unter eines von Carmens Fotos geschrieben haben: "Na Carmen, hat Robert heute schon an den arschftzen deiner Mädels geschnüffelt und ihre tampons ausgelutscht, Pass nur auf, davina ist doch schon so ausgeleiert…" (sic) Geiss machte daraufhin einen Screenshot des Kommentars und postete ihn mit dem Hinweis, 5.000 Euro an die Person zahlen zu wollen, die ihr "diesen Menschen bringt".


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Nicht jeder verstand die Wut der Reality-TV-Persönlichkeit. Manche warfen ihr vor, dem User genau die Aufmerksamkeit zuteilwerden zu lassen, auf die er es abgesehen habe. Eine Person kommentierte, die zweifache Mutter mache sich mit diesem Aufruf "mehr strafbar als derjenige, der (…) diese Nachricht verfasst hat". Ein Nutzer soll laut news.de sogar einen Schritt weitergegangen sein und angekündigt haben, Carmen Geiss wegen "Aufruf zur Selbstjustiz" anonym anzuzeigen. Nachprüfen lässt sich das nicht, Geiss hat den Post – und somit auch alle Kommentare samt zugehöriger Nutzernamen – mittlerweile gelöscht.

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Klar, Selbstjustiz hat in einem Rechtsstaat nichts verloren. Eine Mutter anzuzeigen, weil die sich fassungslos über Kommentare zeigt, in denen ihre Töchter als "ausgeleierte" Sexpartnerinnen ihres Mannes bezeichnet werden, ist allerdings auch keine moralische Glanzleistung. Da müssen wir uns dieses Mal wirklich auf die Seite von Carmen schlagen.

Heulsuse #2: Eine (mutmaßlich) erpresserische Beauty-Bloggerin

Der Vorfall: Eine Beauty-Bloggerin verdient mit ihrem Aussehen Geld – und lässt dafür auch mal chirurgisch nachhelfen.

Die angemessene Reaktion: Weiter Selfies machen, lächelnd Cremes in die Kamera halten und für günstigere Hyaluron-Injektionen brav die Namen der Beauty-Docs nennen.

Die tatsächliche Reaktion: Einem Schönheitschirurgen (mutmaßlich) eine Rufmord-Kampagne androhen, wenn der ihr nicht 100.000 Euro zahlt.

Wenn es eine Sache gibt, auf die wir uns beim Thema Influencer vermutlich alle einigen können, dann wohl die: Sie haben eine ziemlich große Reichweite und ordentlich Einfluss auf ihre oft noch recht jungen Fans. Eine Beauty-Bloggerin aus Düsseldorf soll sich eben jenen Einfluss nun zunutze gemacht haben, um einen Düsseldorfer Schönheitschirurgen unter Druck zu setzen. Und was jetzt schon verworren klingt, wird durch die Details zum Fall, der mittlerweile vor Gericht gegangen ist, nicht wirklich durchsichtiger:

Wie Welt Online berichtet, soll die Bloggerin im April 2017 in der Praxis des Arztes aufgetaucht sein und 100.000 Euro von ihm verlangt haben. Zum einen habe er seinen beruflichen Erfolg nur ihr und ihren 350.000 Followern zu verdanken, habe sie ihm erklärt. Zum anderen solle er eine Operation an ihrem Bauch "verpfuscht" haben. Würde er ihrer Forderung nicht nachkommen, so die angebliche Drohung der Oberhausenerin, würde sie seine Karriere zerstören. Unter anderem soll die 27-Jährige gedroht haben, ihn fälschlicherweise wegen Vergewaltigung anzuzeigen.

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"Ich war wirklich im Schockzustand – so etwas habe ich noch nicht erlebt", erklärte der Arzt laut Welt Online vor Gericht. Zur Polizei war er erst gegangen, als die Bloggerin drei Monate später zumindest einen Teil ihrer Drohungen wahr gemacht und einen Shitstorm gegen ihn angezettelt hatte. Die namentlich nicht genannte Influencerin hingegen sieht sich als eigentliches Opfer. Der Arzt sei es gewesen, so die Angeklagte, der eine Kampagne gegen sie habe lostreten wollen, nachdem sie die Zusammenarbeit beendet habe.

Ein Urteil wird für Oktober erwartet. Sollte die Beauty-Bloggerin schuldig gesprochen werden, wäre es nicht ihre erste Verurteilung. Wie vor Gericht herauskam, musste sie in der Vergangenheit bereits eine Geldstrafe zahlen: wegen Verleumdung.

Und jetzt dürft ihr abstimmen: Wer soll die Heulsuse der Woche sein?*

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