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Honigbienen sind die ersten Insekten, die das Konzept der Null verstehen

Schon lange war bekannt, dass Bienen zu den smartesten Insekten der Welt gehören. Doch australische Forscher zeigen jetzt, dass sie sogar abstrakte Konzepte begreifen können.
Bild: Jon Sullivan

Bienen gehören zu den faszinierendsten Insekten der Erde: Trotz ihrer winzigen Gehirne beherrschen Bienen komplexe Verhaltensmuster. Sie können etwa Zusammenhänge erkennen und so mechanische Puzzle lösen oder sich gegenseitig verschiedene Fähigkeiten beibringen. Jetzt haben australische Forscher herausgefunden, dass Bienen sogar in der Lage sind, abstrakte Konzepte zu verstehen. Denn Bienen verstehen anscheinend das Konzept der Null – ein Können, das bei Insekten bisher einzigartig ist.

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Laut einer im Magazin Science veröffentlichten Studie können Honigbienen zwischen Nullen und anderen Zahlen unterscheiden. Die kleinen Tiere haben sogar ähnliche Erkennungsmuster wie Menschen demonstriert.

Gezeigt hat das eine Forschergruppe der RMIT Univerisity in Melbourne unter der Leitung der Doktorandin Scarlett Howard. Die Wissenschaftler entwickelten einen visuellen Mathetest für die Bienen. Er bestand aus weißen Plakaten mit aufgemalten schwarzen Kreisen. Die Anzahl der schwarzen Kreise variierte pro Plakat.

Bild: Kollage von Scarlett Howard, Jair Garcia und Adrian Dyer

Zunächst teilten die Forscher die Bienen in zwei Gruppen. Eine Gruppe Bienen wurde mit Futter belohnt, wenn die Insekten auf den Plakaten landen, die besonders viele schwarze Kreise enthielten. Bei der anderen Gruppe gab es dagegen Zuckersaft, wenn sich die Bienen den weißen Blättern mit den wenigsten Kreisen näherten. Als diese zweite Bienengruppe erkannte, dass es Futter gibt, wenn sie auf den Plakaten mit den wenigsten Kreisen landen, brachte das Team um Howard ein komplett weißes Papier ins Spiel.

Und siehe da: Ein Großteil der Bienen erkannte direkt, dass dieses Papier für null stand. Die Bienen erkannten, dass der Wert weniger als eins war, und es sich für sie eher lohnen würde auf diesem Papier zu landen als auf den Papieren mit den schwarzen Kreisen. Eine weitere interessante Erkenntnis: Den Insekten fällt es schwerer, zwischen null und kleineren Zahlen zu unterscheiden, als zwischen null und Mengen wie vier, fünf oder sechs. Dieses Phänomen – auch als "numerischer Distanzeffekt" bekannt – kann man bei Kindern und Primaten beobachten und es legt nahe, dass Bienen Nummern als Teil eines zusammenhängenden Ganzen interpretieren.

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"Unsere Ergebnisse zeigen, dass Honigbienen die Konzepte von 'größer als' und 'kleiner als' lernen und anwenden können, um einen leeren Reiz als eine konzeptuelle Null zu interpretieren und diese Nummer in Relation zu anderen numerischen Werten zu setzen", schreibt das Forscherteam. "Bienen verstehen, dass null weniger ist als eins. Damit bewegen sie sich auf dem gleichen Level wie nicht-menschliche Primaten."


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Scarlett Howard, die Leiterin der Studie, ist vom Ergebnis beeindruckt: "Wir wissen, wie effizient und schnell Bienen dazulernen. Diese Fähigkeit liegt wohl daran, dass die Tiere in einer komplexen Umgebung leben, in der sie sich die Standorte und das Aussehen verschiedener Blumen merken müssen", schreibt Howard in einer E-Mail. "Vielleicht haben sie sich durch die Nahrungssuche schon so sehr an das Lernen und Anwenden von Informationen gewöhnt, dass genau dieses Lernen und Anwenden das wahre entwickelte Merkmal ist, das wir bei unserer Studie beobachtet haben."

Ähnliche Experimente haben bereits gezeigt, dass auch Delfine und Papageien das Konzept der Null verstehen. Wenn man aber bedenkt, dass Bienen nur ungefähr eine Millionen Neuronen in ihren Gehirnen haben (bei Menschen sind es 86 Milliarden Neuronen), dann ist es besonders beeindruckend, wie mathematisch komplex die Insekten denken können.

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