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Politik

Ein SPD-Mann hat einem AfDler im Parlament das Leben gerettet

Als der AfD-Mitarbeiter umkippte, wusste Serdar Yüksel sofort, was zu tun ist.
Ein Portrait des SPD-Landtagsabgeordneten Serdar Yüksel. Er lächelt freundlich.
Serdar Yüksel | Foto: imago | Jürgen Schwarz 

Die Geschichte ist eigentlich zu gut, um wahr zu sein – und ist offenbar trotzdem genau so passiert: Am Mittwoch hat ein SPD-Abgeordneter im nordrhein-westfälischen Landtag einem AfD-Mitarbeiter das Leben gerettet.

Und zwar so:

Serdar Yüksel, 45 Jahre alt, Abgeordneter aus Bochum und gelernter Intensiv-Krankenpfleger, sitzt gerade im Gesundheitsausschuss, man ist bei Tagesordnungspunkt 10 – "Wertschätzung für die Leistung von Heimatvertriebenen, Aussiedlern und Spätaussiedlern" – angekommen. Wir lehnen uns wahrscheinlich nicht zu weit aus dem Fenster, wenn wir uns die Stimmung eher … gedämpft vorstellen: Irgendjemand trägt was vor, neben ihm gähnt einer, jemand anders kritzelt auf seiner Mappe herum, dann gähnt nochmal einer.

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Doch dann! Plötzlich wird es dramatisch: "Der Referent der AfD stand auf, ging ein paar Meter von seinem Platz weg und brach dann plötzlich zusammen", erzählt Yüksel in der WAZ.


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Yüksel reagiert sofort. Er ruft laut "Mein Patient!" und "Alle zur Seite, alle sofort raus!", rennt zu dem Mann und tastet nach seinem Puls. Kein Puls. Yüksel schließt auf Herz- und Atemstillstand – und beginnt sofort eine Herzdruckmassage.

Koalition aus SPD und FDP kämpft zusammen um das Leben des AfD-Mannes

Falls die Geschichte bisher noch nicht filmreif genug ist, wird es jetzt noch besser: Die FDP-Abgeordnete Susanne Schneider aus Unna, eine erfahrene Krankenschwester, springt dazu – und macht die Mund-zu-Mund-Beatmung, während Yüksel das Herz massiert.

Während die beiden kämpfen, warten im Hintergrund zwei weitere SPD-Abgeordnete, die ebenfalls ausgebildete Krankenpflegerinnen sind, um im Notfall einzuspringen. Aber das ist nicht mehr nötig: Nach ein paar Minuten ist der Mann wieder ansprechbar. Rettungssanitäter transportieren ihn schließlich aus dem Saal.

Die AfD bestätigte der WAZ danach, dass die Situation für den Mitarbeiter "sehr ernst" gewesen sei. Das heißt: Der Mann verdankt offenbar wirklich sein Leben den Vertretern der "Systemparteien" mit ihren systemkonformen Kompetenzen. Und: Er hat ziemlich Glück, dass er ausgerechnet im Gesundheitsausschuss umgekippt ist, in dem es offenbar eine ziemlich hohe Dichte von gewissenhaften Lebensrettern gibt.

Die einzige Frage, die jetzt noch bleibt: Würden AfDler dasselbe für Leute von der SPD tun? Oder sogar für Angela Merkel? Hoffentlich finden wir es nie heraus.

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