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Beziehung

Es gibt eine wissenschaftliche Erklärung dafür, dass Paare Babysprache verwenden

Als wäre es nicht so schon schlimm genug, sich in der unmittelbaren Nähe frischverliebter Pärchen aufzuhalten.

Egal ob Dauergrinsen oder Nasenküsse – frisch verliebte Pärchen in der Öffentlichkeit können bei mir schon mal Brechreiz auslösen. Allerdings gibt es eine Sache, die schlimmer ist, als frischgebackenen Turteltauben beim Züngeln zuzusehen: ihnen dabei zuzuhören, welche gruseligen Kosenamen sie sich geben. Warum genau bestehen Erwachsene darauf, sich gegenseitig als "Mausepups" oder "Schnuckiputzi" zu bezeichnen?

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Die meisten Experten sind sich mal einig, dass derartige Sprache in einer romantischen Beziehung die Bindung festigt. Wenn du deinen Freund "Babe" nennst, oder ein richtig schlimmer Mensch bist und "Knuffelbärchen" sagst, dann machst du also eure Beziehung stärker. Aber warum funktioniert das? Wie an so vielen Dingen im Leben sind auch hieran eure Eltern schuld.

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"In allen Teilen der Welt und in vielen Kulturen wird Babysprache von Müttern sehr ausgiebig genutzt", sagt Dean Falk, Professorin für Neuroanthropologie an der Florida State University. Sie ist Expertin für die Anfänge der menschlichen Sprachentwicklung und hat das Buch Finding Our Tongues: Mothers, Infants, and the Origins of Language geschrieben. "Sie existiert, damit kleine Kinder Sprache lernen können, aber sie drückt auch Liebe aus und stärkt die Bindung zwischen Eltern und Kind", erklärt sie. Erwachsene würden, so Falks Hypothese, diese simple Sprache aus einem ähnlichen Grund verwenden: "Paare, die so sprechen, greifen auf ihre eigenen Erfahrungen als Säuglinge zurück und auf ihre erste Liebe, ihre Mutter."

Linguisten teilen diese Einschätzung, beschäftigen sich allerdings auch damit, welche Kosenamen Paare besonders häufig verwenden. Der Linguist Frank Nuessel von der University of Louisville sagt: "Wenn Babys anfangen, sprechen zu lernen, verwenden sie den Vokal 'a', und Konsonanten wie 'p', 'b' und 'm', weil diese bilabial sind." Bilabial bedeutet, dass der Laut gebildet wird, indem wir die Lippen komplett oder beinahe schließen. Dieselben Laute kommen auch in erwachsener Babysprache häufig vor: "Baby", "Mausi", "Bär", und so weiter. Das harsche "Schatz", das in Deutschland der wahrscheinlich beliebteste Kosename ist, erklärt das zwar nicht. Das Wort wird aber wahrscheinlich nicht umsonst oft zu "Schatzi" abgeschwächt, und der Baby-Vokal Nummer Eins, das 'a', steckt auch schon mal drin.

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Laut Nuessel geht es bei Babysprache übrigens nicht nur um das Festigen von Bindungen. Sie soll Erwachsenen außerdem den Freiraum bieten, auf eine Art und Weise zu kommunizieren, die in jeder anderen Gesprächssituation als vollkommen unangemessen eingestuft werden würde. "Paare tun das unter anderem, um eine Art Rollenspiel-Szenario einzuleiten, in dem beide ihre Gedanken und Gefühle in einem angenehmen Rahmen ausdrücken können", erklärt er.

Für viele von uns ist das Erwachsenenleben auch deshalb so wahnsinnig anstrengend, weil wir uns im Inneren eigentlich noch wie Kinder fühlen. Gönnen wir Paaren also die kurze Flucht aus der harten Realität, die ihnen Babysprache bietet. Warum Leute wie ich dabei das Kotzen kriegen, muss uns die Wissenschaft allerdings auch noch irgendwann erklären.

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