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Forschung

Wir haben versucht herauszufinden, warum in Deutschland so viele Menschen Dustin Hoffman(n) heißen

AfD, CDU, Jusos und die PARTEI hatten in den letzten Jahren Dustin Hoffmanns in ihren Reihen. Ein Namens-Mysterium.
Collage bestehend aus: Dustin Hoffmann: imago | Cinema Publishers Collection; CDU-Wahlplakat: VICE

Einen berühmten Namensvetter zu haben, hat definitiv seine Vorteile: Du wirst auf dem Schulhof erkannt, hast Fan-Merch, auf dem dein Name steht, und kannst später deine Dates mit Almost-Famous-Geschichten beeindrucken. Aber es hat auch Nachteile, nach einem Promi benannt zu sein – besonders, wenn du Dustin Hoffmann heißt und neben deinen Eltern auch noch zahlreiche andere die Idee hatten, dir den erstbesten Gag in die Wiege zu legen.

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Der Hobby-Namensforscher Knud Bielefeld sammelt seit 2003 auch rückwirkend Geburtsmeldungen aus Deutschland und erforscht, welche Vornamen bei den Deutschen beliebt sind. Laut seiner Daten schwappte die erste Welle neugeborener Dustins Mitte der 80er Jahre über Deutschland herein. Um 1993 erreichte die Liebe für den verstaubten Namen (Dustin bedeutet der vom staubigen Ort) ihren Höhepunkt. "Der Schauspieler Dustin Hoffman", so Bielefeld, "hatte seine größten Erfolge in den Zeiten, in denen der Vornamen-Boom einsetzte." 1989 erhielt Dustin Hoffman einen Oscar für seine Rolle in Rain Man. Vielen Dustin-Eltern sei wahrscheinlich nicht bewusst gewesen, dass sie ihre Söhne nach einem Filmstar benannt haben, sagt Bielefeld: "Man schnappt einen Namen auf, den man oft hört, und merkt ihn sich." Das wäre nachvollziehbar, solange der Nachname Schmitt, Müller oder sonstwie gelautet hätte.

Dass auch die Dustin-Hoffmann-Eltern ihre Kinder ohne Hintergedanken benannt haben, bezweifeln wir. Eine Statistik darüber, wie viele Menschen in Deutschland Dustin Hoffmann heißen, gibt es leider nicht. Aber wir haben einige von ihnen gefunden. Und ihnen Fragen gestellt.


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Bei unserer Suche stießen wir bei Facebook auf 76 Dustin Hoffmanns, die deutsche Städte als Wohnort angegeben haben. Im Berufsnetzwerk Xing sind es 18: Die deutschen Dustin Hoffmanns sind Lokomotivführer, Schreiner, Juristen – aber keine Schauspieler. Politik machen sie übrigens auch: Dustin Hoffmanns gab es schon bei AfD, CDU, Jusos und der Partei Die PARTEI.

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Als Erstes rufen wir beim Ortsvorsitzenden der CDU Berlin-Treptow (Jahrgang 1994) an:

VICE: Warum haben dich deine Eltern nach Dustin Hoffman benannt?
Dustin Hoffmann #1: Meine Eltern waren beide Dustin-Hoffman-Fans und wollten, dass ich so heiße wie der Schauspieler. Bis ich 16 war, trug ich den Nachnamen meiner Mutter, weil sie zum Zeitpunkt meiner Geburt nicht verheiratet waren. Dann bin ich zum Standesamt und habe ihn ändern lassen, um so zu heißen wie mein Vater.
VICE: Weil es dir so wichtig war, Dustin Hoffmann zu heißen?
Dustin Hoffmann #1: Ich wollte dem Wunsch meiner Eltern entsprechen.
VICE: Und wenn du dir selber einen Namen aussuchen könntest?
Dustin Hoffmann #1: Das würde ich nie! Ich mag meinen Namen. Bei meiner politischen Arbeit ist es ja auch ein Vorteil, dass die Leute ihn sich so einfach einprägen.

CDU-Dustins Eltern waren also tatsächlich Fans des Schauspielers. In der Zwischenzeit hat sich auch einer der 20 Facebook-Dustins gemeldet, die wir angeschrieben haben (ebenfalls 1994 geboren!): VICE: Lass mich raten, deine Eltern mögen Dustin-Hoffman-Filme?
Dustin Hoffmann #2: Meine Eltern gucken kaum Filme. Ich sollte eigentlich René heißen.
VICE: … und dann haben sich deine Eltern ausnahmsweise einen Dustin-Hoffman-Film angeschaut?
Dustin Hoffmann #2: Meine Mutter fand den Namen Dustin gut. Als sie ihn meinem Vater vorgeschlagen hat, hat der erstmal laut gelacht und sie auf die auffällige Kombination hingewiesen. Dann stand der Name fest.
VICE: Hasst du sie dafür?
Dustin Hoffmann #2: Quatsch, ich bin zufrieden mit meinem Namen. Auch wenn mich jeden zweiten Tag Leute darauf ansprechen.

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Dann meldet sich der dritte Dustin Hoffmann (Jahrgang 1990) mit einer unglaublichen Nachricht:

Dustin Hoffmann #3: Meine Eltern haben sich damals nichts dabei gedacht.
VICE: Du meinst, sie wussten nicht, was es mit dem Namen auf sich hat?
Dustin Hoffmann #3: Das fiel ihnen dann auf, als ich drei war.
VICE: Und davor hat ihnen niemand was gesagt???
Dustin Hoffmann #3: Keine Ahnung.

Es melden sich noch mehr Dustin Hoffmanns. Dustin Hoffmann #4 (1989) und #5 (1990) haben ihre Vornamen beide nicht aus Fanliebe bekommen, sondern weil ihre Eltern – wohlwissend, welchen Promi-Namensvetter ihr Sohn haben würde – Schabernack treiben wollten.

VICE: Schöner Name, wie kommst du zu dem?
Dustin Hoffmann #4: Meine Mutter war früher irgendwie Dustin-Hoffman-Fan und als sie mich mit 21 bekommen hat, hat sie sich wohl zu dieser Schnapsidee hinreißen lassen.
VICE: Magst du deinen Namen etwa nicht?
Dustin Hoffmann #4: Mittlerweile beschäftigt er mich kaum noch. Er ist ein guter Smalltalk-Einstieg.
VICE: Dabei gibt es so viele Dustin Hoffmanns in Deutschland!
Dustin Hoffmann #4: Ja, das ist mir auch schon aufgefallen. Aber ich habe das Gefühl, dass der Schauspieler immer unbekannter wird. Meinen Vornamen verbinden die Leute heute immer mit Justin Bieber. Oder sie denken, dass ich Ossi bin.

Halten wir nach unserer höchstwissenschaftlichen Stichprobe also fest: Niemand weiß, wie viele Dustin Hoffmanns wirklich unter uns weilen. Unsere Gesprächspartner bestätigen mit ihren Geburtsjahren immerhin den Dustin-Boom um 1990. Und auch dem Geheimnis, warum es sie gibt, konnten wir zumindest teilweise auf den Grund gehen: Dustin Hoffman(n) ist einfach ein krasser Typ. Wen wir damit genau meinen, könnt ihr euch selbst aussuchen.

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