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Seflie-Wahn

Ein Biker knipste das teuerste Selfie des Wochenendes

Er wollte ein Selfie mit Tausenden Bikern schießen, aber die Polizei befürchtete, er sei ein Terrorist.
Titelfoto: imago | epd

Die Jagd nach dem perfekten Selfie treibt die Menschheit an die Grenzen ihrer Existenz. Schon jetzt bringen Smartphone-Fotos jährlich mehr Menschen um als Hai-Attacken. Ein amerikanischer Teenager erschoss sich 2015 selbst, als er ein Selfie mit einer Pistole machen wollte. Und der Selfie-Wahn gefährdet auch andere Lebewesen: Touristen in Argentinien fotografierten zum Beispiel einen Delfin zu Tode.

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Ein Biker aus Hamburg zahlte am Wochenende für das Selfie seines Lebens Gott sei Dank nicht mit dem Tod, sondern nur mit einer Menge Geld.

Der 24-Jährige stieg am Sonntag in Hamburg auf einen 30-Meter-Baukran. Auf dem Kopf hatte er sich eine GoPro geschnallt, in seinem Rucksack eine weitere Kamera vorbereitet. Vom Kran aus wollte er ein Selfie mit den 30.000 Motorradfahrern machen, die sich im Zuge des Hamburger Motorradgottesdienstes auf der Straße vor dem Kran versammelt hatten. Der gewaltige Biker-Konvoi war kurz vor dem Start. Die Route führte durch die Stadt hin zu einem Möbelhaus, bei dem ein Fest veranstaltet wurde.


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Die Polizei befürchteten statt eines Selfie-Künstlers, allerdings einen potentiellen Attentäter. Schon in der Planung wurde der Motorradgottesdienst gegen mögliche Terrorgefahren geschützt. Als Polizisten den Mann im Kran entdeckten, riefen sie sofort Verstärkung. Daraufhin rückten auch Feuerwehr und Höhenretter an.

Der in Hamburg lebende Ukrainer kletterte in der Zwischenzeit auf Rufen der Polizei wieder herunter. Unten angekommen umringten und durchsuchten ihn die Polizisten, fanden aber nichts Beunruhigendes.

Seinen Ausflug muss der 24-Jährige jetzt teuer bezahlen. Er soll die Kosten für den Einsatz übernehmen. Dem Mann droht damit eine Rechnung über mehrere tausend Euro. "Der genaue Betrag hängt davon ab, wie viele Polizisten, Feuerwehrleute und Fahrzeuge sich genau im Einsatz befanden", sagt die Polizeisprecherin gegenüber VICE. Das wird im Moment geprüft. Außerdem könne es zu einem Strafverfahren wegen Hausfriedensbruchs kommen, falls der Kran-Besitzer Anzeige erstattet.

Ob der Mann überhaupt ein gelungenes Selfie machen konnte, wissen wir nicht. Vielleicht fiel sein Lächeln bei den Rufen der Polizei ein wenig verkrampft aus. Oder er verwackelte die Aufnahme aufgrund des Zeitdrucks. Zumindest muss er die leichtsinnige Kletterübung nur mit Euros bezahlen – und reiht sich nicht in die Liste der Selfie-Todesfälle ein.

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