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Alkohol

Von wegen zu viel Tiramisu, Pappnase, du hast einfach nur gesoffen

Als ein Mann mal wieder betrunken in eine Polizeikontrolle geriet, erzählte er den Beamten, der Alkohol in seinem Essen sei schuld. Aber kann das überhaupt sein?
Hilary Pollack
Los Angeles, US

Das Internet ist voll von schlauen Tipps, wie du dich bei einer Verkehrskontrolle zu verhalten hast, solltest du mal wieder ein bisschen zu tief ins Glas geschaut haben. So wenig wie möglich sagen, beispielsweise, oder sich noch rechtzeitig einen Airwaves einschmeißen und dann beten (vor allem, dass der Herr Wachtmeister ordentlich erkältet ist und so deine Fahne nicht rausriecht). Vielleicht auch noch spitzfindig darauf hinweisen, dass der Alkomat schon ein bisschen mitgenommen aussieht und deswegen wohl nicht mehr die sichersten Ergebnisse liefert (Spaß!). Was du aber auf keinen Fall tun solltest—um dich nicht lächerlich und unglaubwürdig zu machen—ist, dein Fahren in Schlangenlinien oder deine wilden Donuts ohne Grund auf den Verzehr von Stockfisch in Bierteig zu schieben. Dann sag lieber gleich, dass du ein paar Bier getrunken hast, weil dein Lieblingsfußballverein gewonnen hat und hoffe darauf, dass der Beamte deinen Sportgeschmack teilt.

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Leider kommt dieser Ratschlag zu spät für John Przybyla, einen 75-Jährigen aus dem heimelig klingenden Kaff Friendship im US-Bundesstaat Wisconsin. Als er im Oktober von der Polizei wegen seiner Fahrweise (sowie eines kaputten Rücklichtes) angehalten wurde, wollte er den netten Ordnungshütern weismachen, dass er völlig nüchtern war bzw. zumindest keinen Tropfen Alkohol getrunken hatte. Er gab aber zu, dass er Fisch in Bierteig zum Abendessen hatte. Blöd nur, dass der gute Johnny schon neun (ja, 9!) Mal wegen Trunkenheit am Steuer verurteilt wurde. Aber kann uns Alkohol in unserem Essen betrunken machen?

Nicht wirklich. Auf keinen Fall kann ein Fischgericht, nur weil bei seiner Zubereitung Bier zum Einsatz kommt (dessen Alkohol übrigens in der Pfanne sofort verdampft), zu einem Promillewert von 0,6 führen. Genau der wurde John Przybyla jetzt zum Verhängnis, weil er aufgrund seiner vorherigen Vergehen nicht mehr als o,2 Promille im Blut haben darf. So wurde ihm vor wenigen Tagen die zweifelhafte Ehre zuteil, seine zehnte Verurteilung wegen Trunkenheit am Steuer einzuheimsen.

Besorgte Eltern fragen sich vielleicht, ob Gerichte, die mit Alkohol zubereitet werden, ihre Kinder gefährden könnten. Doch die können sich ab jetzt beruhigt zurücklehnen, denn bei Speisen, die gekocht, frittiert oder gebacken werden, geht ein Großteil des Alkohols noch während der Zubereitung verloren. Wie viel genau hängt immer von der jeweiligen Zubereitungsart ab. Eine Studie des amerikanischen Landwirtschaftsministerium hat unter anderem herausgefunden, dass bei Spirituosen nur 35 Prozent des Alkohols erhalten bleibt, wenn das Essen für eine halbe Stunde gebacken wird. Um zu unserem Bad Grandpa zurück zu kommen: Bei einer Portion Fisch in Bierteig, bei dem das Bier mehrere Minuten in kochendem Öl malträtiert wird, kann man also mit 100-prozentiger Sicherheit ausschließen, dass das Essen allein einen solchen Promillewert hervorrufen konnte.

Passend zum Thema haben unsere Freunde von VICE.com vor Kurzem versucht, sich mit Alkoholpralinen abzuschießen. Dabei haben sie festgestellt, dass schon 45 Stück Schokolade nötig sind, um überhaupt so etwas wie einen Schwips zu spüren. Und mit 45 Pralinen intus hat man wohl eh ganz andere Sorgen, die weniger mit Autofahren und mehr mit endlosen Toilettenbesuchen zu tun haben.

Fazit: Wenn du schon so doof bist, dich betrunken am Steuer erwischen zu lassen, dann schieb die Schuld nicht auch noch auf andere Leute, die dir ein schönes Abendessen kredenzt haben.

Oberes Foto: 邪恶的正太 | Flickr | CC BY 2.0