FYI.

This story is over 5 years old.

Essen

Flugzeuge sind meine Lieblingsrestaurants

Flugzeugessen hat einen schlechten Ruf, aber ich verstehe einfach nicht, worin das Problem liegen soll, dich über sieben bis elf Stunden bedienen zu lassen, während du selbst nichts anderes machst, als romantische Komödien zu schauen und ab und zu mal...

In den letzten drei Jahren habe ich viel Zeit im Flieger verbracht, was daran liegt, dass ich ständig zwischen Los Angeles und New York hin und her pendle und zudem möglichst oft meine Familie in London besuche. So wurde ich Stammgast der fliegenden Bordküche. Und ja, halt dich fest, mir hat jedes einzelne Gericht, das mir über den Wolken serviert wurde, super geschmeckt.

Flugzeugessen hat einen schlechten Ruf, aber ich verstehe einfach nicht, worin das Problem liegen soll, dich über sieben bis elf Stunden bedienen zu lassen, während du selbst nichts anderes machst, als romantische Komödien zu schauen und ab und zu mal den großen Zeh auszustrecken, um keine Thrombose zu kriegen. Ein vor Kurzem veröffentlichter Artikel hat sich über die Qualität heutiger Flugzeugkost ausgelassen und darauf hingewiesen, dass das Bordessen mit zu stark gewürzten Saucen serviert werde, um der wiederverwendeten—und sehr trockenen—Luft in den Kabinen entgegenzuwirken. Denn deswegen und aufgrund der Tatsache, dass in Druckkabinen die Sinne und Geschmacksnerven lahmgelegt werden, sei das Fliegeressen alles andere als ein kulinarisches Feuerwerk.

Anzeige

Ich halte das für ziemlichen Bullshit.

Wer zum Teufel mag bitte keine Saucen? Niemand! Nicht einmal dann, wenn auf der Verpackung steht, dass sie aus Scheiße besteht. Schließlich verleihen erst Saucen dem Essen den nötigen Sexappeal. Saucen sind wie die heißesten Pantys mit Spitze für dein Essen—vielleicht nicht immer notwendig, aber stets ein toller Anblick. Fliegende Fleischgerichte suhlen sich normalerweise in üppigen Saucenmengen und deine Nudeln kommen meist mit der doppelten Saucenration, die du am Boden bekommen würdest. Als ich letzten Monat mit British Airways nach London zurückflog, kam ich in den Genuss des wohl besten Macaroni and cheese meines Lebens. Dicke und perfekt gekochte Makkaroni wurden unter einem Berg von cremigem Käse und mit Lauch verfeinert serviert. Wenn ich nicht eigentlich davon überzeugt wäre, dass die Portionen, die dir auf 10.000 Metern aufgetischt werden, perfekt sind, hätte ich, ohne zu zögern, nach einem Nachschlag gefragt.

Wie du siehst, wird das Essen in Flugzeugen in genau den richtigen Portionen serviert. Eine handgroße Hauptmahlzeit, eine kleine Salatschüssel, ein festes Brötchen, um die Sauce deines Hauptgerichts aufzusaugen, und dann natürlich noch der Nachtisch: ein saftiger Kuchen oder eine kleine Schüssel Mousse au Chocolat—Sachen, die ich am Boden niemals bestellen würde, aber nur allzu gerne genieße, wenn ich in Reihe 23A sitze und beim Blick aus dem Fenster einen Teil von Kanada sehe, den ich so aus dieser Perspektive nie wieder erblicken werde.

Anzeige

Leider ist der Spaßfaktor für die Crew, die dich zu bedienen hat, mitnichten so groß. „Das Bordessen raubt den Flugbegleitern den letzten Nerv", schreibt mir ein Flugbegleiterfreund per E-Mail aus irgendeinem bestimmt völlig exotischen Land. „Es bereitet dem Bordpersonal ständig Probleme, von einer eingeschränkten Essensauswahl über nicht gelieferte Spezialgerichte bis hin zu Änderungen bei der Cateringplanung. Jeder dieser Punkte kann dafür sorgen, dass ein eigentlich vernünftiger und ruhiger Zeitgenosse in einen infantilen und unausstehlichen Passagier mutiert."

Er erklärt weiter, dass die Gerichte oft schon einen Monat im Voraus vorgekocht werden, was Beschwerden hinsichtlich fehlender Frische wohl erklären könnte. „Die Caterer machen sich nicht wirklich Gedanken darüber, wie das Essen aussehen und schmecken wird, nachdem es wieder aufgewärmt worden ist", so der Flugbegleiter. „Außerdem wird alles mit schmalzähnlichem Fett zubereitet und bestrichen, sodass das Fleisch, nachdem es im Dampfgarer aufgewärmt worden ist, ölig aussieht und einen intensiveren Geschmack hat." Hmm. Schmalzähnliches Fett.

Es wird dich vielleicht überraschen, dass die Crew normalerweise dieselben Sachen isst wie die Passagiere. Aber nein, nicht das Essen aus der Holzklasse, sondern natürlich aus der Business und First Class. Wenn du auf das frischeste Essen aus bist, das dein fliegendes Restaurant zu bieten hat, dann solltest du laut unserem anonymen Flugbegleiter am besten schon im Vorhinein die Obstplatte oder das kalorienarme Gericht bestellen. Und weiter: „Wenn du schon das Pech hast und mit Kindern verreist, dann solltest du wenigstens wissen, dass das Kindergericht gewöhnlich das beste Essen des Flugzeugs ist. Denn normalerweise verbirgt sich dahinter reine Nervennahrung, also Sachen wie Chicken Nuggets, Fischstäbchen und Kartoffelbrei."

Ein breites Angebot an Nervennahrung, vor allem bei Snacks, gehört mittlerweile zum Standard bei den meisten Fluggesellschaften. Sei es in Form einer Kugel Vanilleeis, einer Packung gesalzene Brezeln, Minisandwiches ohne Kruste oder einem Trinkpäckchen mit Orangensaft. Und dann noch mein persönlicher Favorit: ein rechteckiges Pizzastück, das bei Delta während Transatlantikflügen serviert wird und so saftig und klebrig wie eine Chicago-style Pizza daherkommt und eine pure Gaumenfreude ist. Mit reichlich Tomatensauce und einer üppigen Käseschicht bedeckt, haut dieser Kohlenhydrate-Hammer jeden brünstigen Elefantenbullen in den Tiefschlaf. Und das ist vielleicht genau das Ziel—die Passagiere mit möglichst vielen Kohlenhydraten abfüllen, damit sie in ihren Sitzen einpennen und die Crew eine entspannte Atlantiküberquerung hat.

Wenn dein Bordessen diese Aufgabe mal nicht erfüllen sollte, gibt es immer noch ein sicheres Backup: Alkohol. Nicht nur, dass ein Flugzeug unbestritten der beste Ort für einen Blood Mary ist, es ist außerdem ein Paradies für Verkaterte. Hör nicht auf die Anfänger, die dir weiß machen wollen, dass es besser sei, am Abend vor dem Abflug keinen mehr zu heben—wo (außer bei deinen Eltern) wird dir schon jeder Wunsch von den Lippen abgelesen, während du die ganze Zeit Filme schauen kannst und dir dein Essen gereicht und nach einer halben Stunde wieder abgeräumt wird? Du siehst, nur über den Wolken kannst du deinen Rotweinkater ganz ohne Sorgen—und schlummernd wie ein Baby—wegbekommen.

Der Tag, an dem ich nicht mehr darüber begeistert sein werde, in einem Flugzeug zu sitzen und mich gleich mit aufgepeppter Kindernahrung vollstopfen zu können, wird ein verdammt trauriger Tag in meinem Leben sein. Deswegen ein Toast auf das bequemste und wohligste Essenserlebnis, das ich mir vorstellen kann!

Oberstes Foto: Jirka Matousek | Flickr | CC BY 2.0