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Ist geräuchertes Fleisch schuld an Chinas Smogproblem?

Chinesische Behörden behaupten, dass nicht die rußigen Kohlekraftwerke die Städte in der chinesischen Provinz Sichuan in einen schwarzen Dunst hüllen, sondern ein jährliches Frühlingsfest, bei dem traditionell viel Fleisch geräuchert wird.
Foto von Su-Lin via Flickr

Alarmierende Berichte über Umweltkatastrophen und Klimawandel gehören mittlerweile fest zum Nachrichtenprogramm. Genauso wie auch Bilder von chinesischen Städten, die in einer dicken Smogsuppe versinken. Manchmal sieht das aus wie eine schreckliche Zukunftsvision aus einem Science-Fiction-Film: Dicker Rauch umhüllt riesige Wolkenkratzer, die Sonne lässt sich am grau-braunen Horizont nur schwer erahnen, unzählige Fußgänger mit Atemmasken waten durch dicke Nebelschwaden, alles verwest.

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Eine chinesische Stadt bekämpft—vielleicht inspiriert durch das Holzofenverbot in Italien—jetzt den Smog, indem 100 Räucheröfen bereitgestellt werden, sodass die Einwohner ihr Fleisch nicht mehr im Freien räuchern und so die Luft nicht mehr verpesten. Wie China Daily berichtet, hoffen die Behörden der Stadt Dazhou in der südwestchinesischen Provinz Sichuan mit diesen Maschinen Luft etwas sauberer halten zu können

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Vergesst die veralteten Kohlekraftwerke, die Tag ein und Tag aus Dreck in die Luft pusten: Vor allem das jährliche Frühlingsfest im Februar trägt enorm zur Luftverschmutzung in der Provinz bei, so die chinesischen Behörden, denn dabei wird traditionell viel Fleisch geräuchert.

Viele der Einwohner der Region räuchern ihr Fleisch selbst. In der Provinzhaupstadt Chengdu mit ihren über 10 Millionen Einwohnern zum Beispiel kann es schwer werden, überhaupt Sägemehl und Zypressenzweige zu bekommen, die man dafür braucht.

„Fast 99 Prozent aller Familien fangen schon vor dem Frühlingsfest an", sagt Behördensprecher Yu Canghai gegenüber China Daily. „Überall in der Provinz—vom Tal bis ins Hengduan-Gebirge—wird Fleisch geräuchert."

Während der Vorbereitungen für das Frühlingsfest sei die Luft in Dazhou noch dreckiger, weil die Bewohner die ganze Zeit räuchern. Viele sind aber nicht davon überzeugt, dass ihr geräucherter Bacon die Ursache für das Smogproblem in Dazhou ist, wie die Behörden das letztes Jahr behauptet haben.

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Forscher einer Umweltorganisation haben untersucht, wie das Räuchern die Luftqualität in und um Dazhou beeinflusst. Sie haben die Feinstaubpartikel PM2,5 gemessen, die kleiner als 2,5 µm und schädlich für Lunge und Gesundheit sind. Ihren Ergebnissen zufolge entstehen beim Räuchern von Fleisch fast keine dieser Partikel.

Außerdem fanden sie heraus, dass auch die Luftqualität in 50 Metern Umgebung nicht beeinflusst wird. Enthält die Luft jedoch viele dieser PM2,5-Partikel, sieht sie aus wie dichter Nebel.

Die Behörden bleiben allerdings bei ihrer Version: Geräuchertes Fleisch ist schuld am Smogproblem.

Noch ist nicht klar, ob die Räucheröfen in Dazhou kostenlos sein werden, allerdings werden die Einwohner die Möglichkeit haben, die Geräte gemeinsam zu nutzen. 100 Stück sind wahrscheinlich nicht genug für alle, also wird die Luft in Dazhou an diesen kalten Wintertagen weiterhin vom zarten Geruch nach geräuchertem Schweinefleisch erfüllt sein.