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Popkultur

Ein Rückblick auf die besten Memes der Obama-Präsidentschaft

War Barack Obama der coolste US-Präsident aller Zeiten?

1976 prägte Richard Dawkins mit seinem Buch The Selfish Gene den Begriff "Meme". 40 Jahre später gewann Donald Trump, ein lebendes Meme, die US-Präsidentschaftswahl. Zwischen diesen beiden bedeutenden Wendepunkten der Geschichte hatte Barack Obama die Ehre, der erste amerikanische Präsident zu sein, der komplett in einer Ära regierte, die von Internet-Memes überflutet und geformt wurde.

Klar, es gab auch schon vor ihm kurze, im Netz verbreitete Videoclips von George W. Bush, in denen er komisch herumtanzt oder mit einem Schuh beworfen wird. Damals existierte aber weder die Technologie noch die Infrastruktur, die es heutzutage jedem Menschen ermöglichen, witzige Memes zu erstellen und zu konsumieren.

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Derzeit beschäftigt sich die journalistischen Welt vor allem damit, auf Obamas unzählige Errungenschaften zurückzublicken. In diesem Zug haben wir uns dazu entschlossen, noch mal die besten Memes Revue passieren zu lassen, die der scheidende US-Präsident inspiriert hat.

Brock Obama

Nachdem über 200 Jahre lang immer nur irgendwelche weißen Typen mit weiß klingenden Namen an der Spitze der US-Regierung standen, ist es immer noch bewundernswert, dass die amerikanische Bevölkerung (zumindest temporär) die eigene Angst vor fremd klingenden Sachen vergessen und einen Mann namens Barack Hussein Obama gewählt hat.

Die Leute gewöhnten sich auf verschiedene Arten und Weisen an den Namen ihres neuen politischen Oberhaupts. Einige schürten Angst, weil der Name ja gar nicht anglikanisch anmutet. Anderen fiel hingegen auf, dass "Barack" so ähnlich klingt wie "Brock" – der englische Name des Pokémon-Arenaleiters Rocko.

Damals war alles noch einfacher und der unpolitische "Brock Obama"-Mashup lebte seine kurze Existenz in einigen YTMND-Videos, auf Facebook-Seiten und in vielen plumpen Photoshop-Bildern aus.

Der fluchende Obama

Vor seiner Präsidentschaft war Barack Obama als angesehener Autor tätig. Seine Memoiren Ein amerikanischer Traum. Die Geschichte meiner Familie und Hoffnung wagen: Gedanken zur Rückbesinnung auf den American Dream waren beide New York Times-Bestseller. Zwar bescherten ihm diese literarischen Bemühungen viel Lob und Auszeichnungen (unter anderem auch Grammys!), aber seinen Höhepunkt erreichte das alles ohne Zweifel mit den vom Autor selbst eingelesenen Audiobüchern. In denen können wir den scheidenden US-Präsidenten nämlich einige doch sehr unpräsidiale Dinge sagen hören – Stichwort "Sorry-ass motherfuckers", "Ignorant motherfuckers" und "Own damn fries".

Als Obama schließlich seine Rolle als politischer Führer der freien Welt antrat, stürzten sich sowohl Internet-Prankster als auch Radiomoderatoren auf die komödiantische Goldmine, die Soundboards mit den unflätigen Ausdrücken des neuen US-Präsidenten boten. Seinen berühmten Tonfall hatte er übrigens schon damals perfektioniert.

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Die Hope-Poster

Shepard Fairey, der Typ, der eine Nahaufnahme von Andre the Giants Gesicht in Straßenkunst und eine Bekleidungsmarke verwandelt hat, stieg mit seinem inoffiziellen "HOPE"-Poster für die 2008er Obama-Wahlkampfkampagne in die Reihen der besten Propaganda-Künstler auf.

Durch das simple "Gesicht plus Wort"-Format war es einfach, das Poster zu parodieren. So entstanden im Internet unzählige dreifarbige Rip-Offs mit John McCain, dem Joker und anderen Popkultur-Charakteren. Anfang 2009 gab es sogar einen (inzwischen nicht mehr verfügbaren) Obamicon.Me-Fotogenerator. Als Beweis für die Langlebigkeit dieses Memes sind nach Donald Trumps skandalträchtigem Video auch einige "GROPE"-Poster aufgetaucht.

Bill Clinton als ungebetener Gast

2010 fing der Fotograf Drew Angerer den Überraschungsauftritt des ehemaligen US-Präsidenten Bill Clinton bei einer Pressekonferenz zu einem Steuergesetzesentwurf ein. Auf dem Foto sieht man einen entnervt aussenden Barack Obama neben einem lebhaft und extravagant auftretenden Bill Clinton stehen. In Verbindung mit Clintons skandalöser Vergangenheit bietet das natürlich die perfekte Grundlage für die Vorstellung von Obama als Stichwortgeber für Clintons sexuelle Witze und Blödeleien – ein Motiv, das Jahre später in den Joe-Biden-Memes erneut aufgegriffen wurde.

Das "Not Bad"-Gesicht

2011 waren Barack und Michelle im Buckingham Palace zu Gast. Dabei zogen die beiden Grimassen, so als ob sie irgendetwas missgönnend anerkennen würden. Ihre "Not Bad"-Gesichter wurden von der Internet-Community anschließend vektorisiert und zur immer größer werdenden "Rage Face"-Sammlung hinzugefügt.

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Während seiner Reddit-Fragerunde schloss Obama im Jahr 2012 dann selbst den Meme-Kreis, als er seine Erfahrung mit der Website als "NOT BAD!" beschrieb.

Der Upvote-Obama

Aufgenommen in einem Irish Pub in Washington D.C. zeigt dieses Foto Obama dabei, wie er einen Daumen nach oben reckt und dabei ein Bier in der Hand hält. Im Internet wurde das Bild schnell zu einem Symbol für Anerkennung und Zustimmung und man verwendete es häufig in Verbindung mit dem Satz "Fuck it, have an upvote".

Trotz der Ähnlichkeit zum "Not Bad"-Meme wurde Upvote-Obama übrigens nie wirklich in eine Zeichnung umgemünzt.

Der Handy-Obama

Gegen Ende des 2012er Wahlzyklus hielt ein AP-Fotograf einen weiteren Obama-Moment fest, der ordentlich Grundlage für ein Meme bot. Darauf zu sehen ist der damalige US-Präsident mit einem Smartphone in der Hand und einem süffisanten Ausdruck im Gesicht. Dieser Ausdruck passte perfekt zu der "Deal with it"-Pixel-Sonnenbrille, die damals ebenfalls die Internetrunde machte. Das Ergebnis: ein neues Obama-Meme.

Laut dem Journalisten Devon Dwyer, der bei der Aufnahme des Fotos anwesend war, hatte Obama den selbstgefälligen Gesichtsausdruck nur aufgesetzt, weil er während einer Spendensammlung die falsche Nummer gewählt hatte.

"Thanks, Obama!"

Hierbei handelt es sich wahrscheinlich um das langlebigste Meme dieser Liste. "Thanks, Obama" war ursprünglich ein sarkastischer Seitenhieb auf Rechtspopulisten, die die Obama-Regierung für alle ihre Sorgen verantwortlich machten – selbst für alltäglichen Frust.

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"Thanks, Obama" kam zur gleichen Zeit auf wie die Freude an übertrieben dargestellten Infomercials, in denen die Protagonisten selbst bei den einfachsten Tätigkeiten (zum Beispiel Geschirr wegräumen oder Haare kämmen) komplett versagen. Ein GIF von einem Mann, der eine bizarr große Chipsschüssel umstößt, brachte in Verbindung mit einem "Thanks, Obama" perfekt auf den Punkt, wie weit manche Leute gehen würden, um den US-Präsidenten zu diffamieren.

Obama stieg schließlich selbst mit ein, als er ein Video veröffentlichte, in dem er einen Cookie isst, den er aufgrund dessen Größe aber nicht in sein Milchglas eintauchen kann.

Ab und an kam es auch vor, dass mit dem Meme tatsächliche Ablehnung ausgedrückt wurde. Gegen Ende von Obamas zweiter Amtszeit erreichte das Ganze jedoch seine Endform als Ausdruck der ehrlichen Dankbarkeit, denn die Leute dachten nun vermehrt darüber nach, was der abtretende US-Präsident alles erreicht hat – vor allem in Bezug auf LGBTQ-Rechte und das Gesundheitswesen.

Fuckboy Obama

2015 tauchte ein bearbeitetes Foto von Obama mit einer "Fuckboy"-Frisur auf – inklusive der Bildunterschrift "nah, me and Michelle don't talk no more". Kurze Zeit später machten dann Obamas mit Drake-Bärten, Dreadlocks und anderen Looks die Runde in den sozialen Netzwerken.

2016 erlebte Fuckboy-Obama einen zweiten Frühling, nachdem ein Foto des US-Präsidenten in sehr sportlicher Freizeitkleidung vor der Hausnummer 69 veröffentlich worden war. Diese "Bestätigung" der früheren Photoshop-Kreationen war dann natürlich Wasser auf die Mühlen aller Menschen, die behaupteten, Obama sähe aus wie ein Typ, der eine Frau nach einem One-Night-Stand direkt ghostet.

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Die Biden-Bromance

Obamas zweite Präsidentschaft endete mit einer fast schon übersättigten Meme-Grundlage, in der er erneut einen auf Stichwortgeber macht, während Vizepräsident Joe Biden über Donald Trump herzieht oder ihm Streiche spielt.

Das Ganze bezieht sich auf die tatsächlich sehr enge Freundschaft zwischen Obama und Biden, die sich in Freundschaftsbändern und Freiheitsmedaillen manifestierte. Außerdem stellt das Dialog-Format in Verbindung mit den vielfältigen Fotos der beiden eine Weiterentwicklung der Internet-Memes dar: weg von spezifischen Bildern mit deutlichen Buchstaben und hin zu einer flexibleren Form als fester Teil der genreübergreifenden Comedy-Landschaft.

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