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Drogen

Trotz Gesetz: Krankenkassen wollen Cannabis-Therapie nicht zahlen

Endlich gibt es für Schwerkranke Gras auf Rezept. Doch jetzt bocken die Krankenkassen – mit zweifelhaften Begründungen.

Titelfoto: pexels.com

Es ist vollbracht: Seit dem 10. März dürfen Ärzte in Deutschland Patienten Gras auf Kosten der Krankenkassen verschreiben. Das soll Schwerkranken nicht nur den Zugang zu medizinischem Cannabis vereinfachen, sondern ihnen auch endlich die hohen Kosten für die Therapie erstatten.

So sagt es das Gesetz. Doch die gesetzlichen Krankenversicherungen (GKV) zweifeln jetzt an der Wirksamkeit von Cannabis – und wollen die Therapie auf Dauer nicht bezahlen. "Für den dauer- und regelhaften Leistungsanspruch der gesetzlichen Krankenversicherung", so ein Sprecher des Verbands der GKV, fehle "der Nachweis der Wirksamkeit".

Eine Studie der Cannabisagentur solle die Wirksamkeit von Cannabis erst einmal beweisen, fordert der Verband. Die Cannabisagentur plant, in den nächsten fünf Jahren die mit Cannabis behandelten Patienten wissenschaftlich zu begleiten. Dazu sollen Ärzte anonymisiert Daten erheben – über Diagnose, Krankheitsverlauf und womöglich auftretende Nebenwirkungen ihrer Patienten. Erst dann würde sich zeigen, "ob die Cannabis-Therapie dauerhaft zum Leistungsspektrum der gesetzlichen Krankenversicherung gehört", erklärt der Verband.

Das Gesetz rechnet für die Cannabis-Behandlung im Schnitt 540 Euro pro Patient im Monat. Bis jetzt nutzen schon mehr als 1.000 Patienten in Deutschland Gras als Medizin. Mit steigender Tendenz. Allein 2016 hat die Bundesopiumstelle 452 neue Genehmigungen erteilt. Durch das neue Gesetz wird die Zahl der Patienten wohl stark steigen. Experten rechnen damit, dass bis zu 800.000 Menschen von der neuen Regelung profitieren. Damit würden auch dementsprechend hohe Kosten für die Krankenkassen anfallen.

Da ist es für die Krankenkassen günstiger, die Wirksamkeit von Cannabis als Medizin erstmal anzuzweifeln – trotz eindrücklicher Beispiele, von denen wir euch immer wieder gern erzählen, und Studien. Da das Gesetz seit knapp einer Woche jedoch in Kraft ist, müssen die Kassen erst einmal brav bezahlen – auch wenn sie das nicht wollen. "In zwei bis drei Jahren werden wir nochmal über die Kostenübernahme der Cannabis-Therapie reden können", sagt eine Sprecherin der GKV gegenüber VICE. Erst, wenn die Studie der Cannabisagentur Ergebnisse liefert, die den Nutzen infrage stellen, werden die gesetzlichen Krankenkassen gegen die Cannabis-Behandlung vorgehen können.

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