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Griechenlandkrise

Griechische Bauern greifen das Agrarministerium an

Bewaffnet mit Holzstöcken, Steinen und Gemüse haben sich griechische Bauern gegen weitere Sparmaßnahmen gewehrt.
Foto von Aleksandr Zykov via Flickr

Die griechischen Bauern können nicht mehr, sie wollen nicht mehr. Um mit dem Haushaltsdefizit fertig zu werden, hat der griechische Ministerpräsident Alexis Tsipras vor Kurzem verkündet, dass die Renten der Landwirte gekürzt werden sollen—und sie dazu mehr Steuern zahlen müssen. Die geplante Rentenkürzung wäre damit die elfte seit 2010.

In Athen haben sie ihrem Ärger Luft gemacht: Bei dem zwei Tage andauernden „Sturm auf die Hauptstadt" letzte Woche haben sie ihre Schäferstäbe in die Hauptstadt getragen, Steine und Gemüse auf das Landwirtschaftsministerium geworfen und Mülltonnen angezündet. Die Polizei antwortete mit Tränengras, um die wütende Menge aufzulösen. Auch auf den Autobahnen nach Athen kam es zu Zusammenstößen: In den letzten Wochen haben Landwirte wichtige Verkehrsverbindungen nach Athen mit ihren Traktoren blockiert.

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#farmers protest in #Athens !! pic.twitter.com/fIgHp2A1AW

— Gael Michaud (@PantVal) February 12, 2016

Am Freitag sind 800 Bauern aus Kreta über Nacht mit der Fähre nach Athen gekommen und haben sich den Protesten angeschlossen. Wie ein Polizeibeamter berichtet, „versuchten die Bauern, die Polizeikräfte in den Eingang des Ministeriums zu drängen. Die Polizei stellte sich ihnen mit Tränengas entgegen." Bevor die Beamten eingreifen konnten, schlugen die Demonstranten die Fenster des Ministeriums ein.

Zeitweise musste sich die Polizei sogar zurückziehen, als sie von den Bauern mit Holzstöcken angegriffen wurden.Außerdem drohten die Bauern, Pestizide einzusetzen. Mindestens vier Landwirte wurden festgenommen.

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Bereits in der Woche zuvor ist die Polizei mit Demonstrierenden auf dem wichtigsten Platz Athens, dem Syntagma-Platz, bei einem Generalstreik zusammengestoßen: Verschiedene Berufsgruppen wie Anwälte, Künstler, Buchhalter, Ärzte, Seeleute und Angestellte der Spielkasinos sind alle von den Sparmaßnahmen betroffen.

Pension cuts and doubled taxes. Greek farmers' reaction.#Greece #Athens #agrotes pic.twitter.com/Bp2pmyePyT — Thomas Maj (@TBMaj) February 12, 2016

Die Einsparungen gehören zur Vereinbarung der griechischen Regierung mit den internationalen Kreditgebern für eine drittes Rettungspaket. Nach monatelangen Verhandlungen erhielt Griechenland dafür die Zusagen, aber nur wenn sie weitere Sparmaßnahmen umsetzten.

Dazu gehören unter anderem eine Erhöhung des Renteneintrittsalters, Rentenkürzungen, eine Liberalisierung des Energiemarktes,Steuererhöhungen, die die Griechen bereits jetzt verfluchen, und ein Programm zur Privatisierung von StaatsunternehmenIm Gegenzug erhielt Griechenland eine erste Zahlung von zwei Millionen Euro, das gesamte Darlehen beläuft sich auf 86 Milliarden Euro.

Vielleicht verstehen die Machthaber in Griechenland und auch im Rest der EU den Ernst der Lage, wenn 800 erboste Bauern in Athens Straßen wüten.