FYI.

This story is over 5 years old.

Gesundheit

Debatte: Ist Bier gesünder als Milch?

Behauptet zumindest PETA in einer neuen Werbekampagne.

Ob man es glaubt oder nicht: Bier galt im Laufe der Geschichte immer wieder mal alsGesundheitsdrink. Zum Beispiel diskutieren Historiker immer noch, inwiefern Bier einer der wichtigsten Energielieferanten im Mittelalter war. Und als das englische Volk des 18. Jahrhunderts dem teuflischen Gin verfiel, war Bier so etwas wie ein kaltgepresster Bio-Saft.

Und jetzt lobt auch PETA Bier in den Himmel und zielt damit auf trinkfeste Akademiker ab. Die Organisation behauptet: Bier ist besser für dich als Milch.

Anzeige

Auf Werbeplakaten, die an Bushaltestellen in der Nähe der University of Wisconsin-Madison aufgestellt werden sollen—angeblich die Uni, an der man am härtesten feiert—, wandelt PETA den Slogan der amerikanischen Milchwirtschaft einfach in „Got Beer?" um. Diese Taktik zur Veganer-Rekrutierung ist zwar eher unüblich, PETA hat's aber schon mal versucht.

Auf dem Plakat geht es dann so weiter: „Es ist offiziell. Bier ist besser für dich als Milch. Studien haben gezeigt, dass Bier für starke Knochen und ein langes Leben sorgt, während Milch in direktem Zusammenhang mit Fettleibigkeit, Diabetes und Krebs steht.Trink verantwortungsvoll: Trink keine Milch." Mit einem Sternchen werden die Quellen aufgeführt: Keine geringeren als die Harvard School of Public Health und drei hochrangige medizinische Fachzeitschriften sollen als Beweis für die Behauptung gelten.

In einer Pressemitteilung meint PETA-Vizepräsidentin Tracy Reiman:„Das Urteil ist gefällt: Bier schlägt Milch mit links. Alkohol in Maßen kann gut sein, aber Milchprodukte kann man nicht verantwortungsvoll konsumieren, denn sie sind schädlich für unsere Gesundheit UND Milliarden Kühe müssen leiden." Interessanterweise wird in der geplanten Werbung nichts von maßvollem Konsum erzählt.

ARTIKEL: Milch ist schlecht für dich

„Als Wissenschaftler und Vater finde ich diese Behauptung verantwortungslos, gerade auch wenn wir auf vielen Campussenein Problem mit erhöhtem Alkoholkonsum haben", so Greg Miller, Wissenschaftsbeauftragter beim National Dairy Council. Miller war bzw. ist bei verschiedenen Zeitschriften zu Ernährungswissenschaften Mitherausgeber,unter anderem auch beim American Journal of Clinical Nutrition, das auch von PETA zitiert wird. „Ich arbeite natürlich für die Branche, aber gucken Sie sich am besten die US-Ernährungsrichtlinien an."

Anzeige

Zu den Vorteilen und Risiken des Alkoholkonsums gibt es ziemlich viele Forschungen mit oftmals widersprüchlichen Ergebnissen. Bei einer Studie hieß es, dass moderater Konsum einen langsamer altern lässt und die Herzgesundheit verbessert, dann hieß es wieder, dass Trinken in Maßen einen doch nicht gesünder macht, sondern sogar sieben verschiedene Krebsarten auslösen kann.

Photo via Flickr user Marina Shemesh

Foto von Marina Shemesh via Flickr

Die Harvard School of Public Health hilft auf einer Website, die Gesundheitsvorteile und Risiken von Alkohol abzuwägen.Generell sind sich die Experten bei einer Sache einig: Sich abzuschießen ist nicht gut. Außerdem sollte man den Studenten an der University of Wisconsin-Madison, die für eine 100.000 Mann starke, alkoholgeschwängerte Halloween-Parade mit dem Namen „Freakfest", die schon öfter in einer Massen-Randale endete, bekannt sind, wohl nicht zu noch mehr Bier raten.

ARTIKEL: Saufen ohne Leberschaden: Dieser Wodka soll es möglich machen

„Schade, dass sie sich solch billiger Taktiken bedienen, um Menschen zu Veganern zu machen. Es gibt definitiv einige Forschungen, die zeigen, dass moderater Alkoholkonsum gut für die Gesundheit sein kann", erzählt uns Miller. „Doch auf den Uni-Campussen gibt es bereits zu viel exzessives Trinken. Ich glaube, das verschlimmert das Problem noch zusätzlich."

Oft wurde auch in Frage gestellt, inwiefern Milch überhaupt gesund ist. Lange galt sie als gute Calcium- und Vitaminquelle, aber sie enthält auch viel Fett und sei angeblich entzündungsfördernd. Einige Studien behaupteten, dass Milch das Sterberisiko erhöht und dass sie überhaupt nicht gut für die Knochengesundheit sei. Die Harvard School of Public Health empfiehlt, täglich nur ein bis zwei Portionen Milchprodukte zu essen und auf andere Calciumquellen zurückzugreifen.

Leider stand uns die Harvard School of Public Health nicht für einen Kommentar zur Verfügung, ebensowenig wie das American Journal of Epidemiology. Von anderen Zeitschriften haben wir bis Reaktionsschluss keine Rückmeldung erhalten.

Die Auswirkungen der Werbung im milch- und alkoholverrückten Wisconsin bleiben abzuwarten. Bier ist an dieser Uni wahrscheinlich eh schon beliebter als Milch.