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Wie Roman Neustädter das homophobe Weltbild einiger Fans offenbart

Ein Fan beleidigte den Schalke-Profi als Schwuchtel. In einem Instagram-Post schlägt er nun mit klaren Worten zurück. Dabei enttarnt er die einfache und dumme Denkweise einiger Fans.
Foto: instagram.com/romainnewton/

Schalke-Profi Roman Neustädter trägt schrille Klamotten, pflegt sein Äußeres und bloggt über Brokkolisuppen-Rezepte. Dass das einige Fans befremdlich finden, muss der auf Instagram stets aktive Mittelfeldspieler von Schalke 04 oft unter seinen Posts lesen. Während andere Fußball-Stars die Beleidigungen idiotischer Tastatur-Hools einfach ignorieren, ließ Neustädter nun seinen ganzen angestauten Frust heraus. Ein homophober Kommentar („Homo. Schande für Schalke") ließ den 27-Jährigen zu einem wütenden Aufruf hinreißen:

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I'm tired of all that negative shit. It's 2016. If you are racist or homophobe get the fuck off my insta.

Mit seinen drei kurzen Sätzen reißt Neustädter dabei ein immer noch großes Problem im Fußball und der Gesellschaft an. Ein Problem, von dem man dachte, es im Jahr 2016 schon weit hinter sich gelassen zu haben: Homophobie.

Neustädter scheint einigen Fußballromantikern aus dem Ruhrpott ein Dorn im Auge zu sein. Er verkörpert zumindest nicht den Knappen mit blutverschmierten Knien, der seit Kindesbeinen das königsblaue Trikot in Ehren trägt. Der Mittelfeldspieler verdient Millionen und Typen mit seinem Klamottenstil trinken kein Bierchen in verrauchten Gelsenkirchener Fankneipen, sondern brunchen in hippen Restaurants. Auf seiner Website lädt er derweil vegane Rezeptideen, Fitnessvideos und bunte Sneaker hoch. Doch was eigentlich nur für die extravagante Generation von Jung-Profis nach David Beckham steht, ist für manche Idioten aus der Kurve feminin, anders und somit schwul.

Dieses heteronormative Weltbild scheint immer noch so verbreitet zu sein, dass der eigentlich auf Schalke beliebte Wuschelkopf Neustädter von einem Anhänger als „Homo" und „Schande für Schalke" beleidigt wird. Die strikte Einteilung in zwei Geschlechter und die stark ausgeprägte Männlichkeit im Fußball sind für diese Menschen wohl immer noch eine generelle heterosexuelle Norm. „Schwule sind für sie „weibliche" und weichere Kicker.

Pottromantik auf Abruf—Die wunderbare Website von Roman Neustädter

Während andere Profis dieses Tabuthema aus Angst vor Gerüchten im Zusammenhang mit der eigenen Person immer noch nicht ansprechen, macht Roman Neustädter eine klare Ansage. Durch solche Worte können homosexuelle Sportler—ob Profi oder Amateure—gestärkt werden, die Akzeptanz kann vielleicht sogar über den Fußball in der Gesellschaft wachsen. Denn spätestens seit dem Coming-Out von Thomas Hitzlsperger sollten auch die letzten Gestrigen verstehen, dass die sexuelle Orientierung nichts mit sportlicher Leistung oder dem äußeren Auftreten zu tun hat. It's 2016.

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