Wie ein Wuppertaler mit seinen DIY-Laserkanonen zum Waffenexporteur wurde
Laserwaffen im Einsatz. Bild: mit freundlicher Genehmigung Patrick Priebe

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Wie ein Wuppertaler mit seinen DIY-Laserkanonen zum Waffenexporteur wurde

Bei Patrick Priebe kannst du Maßanfertigungen der Waffen bestellen, die du aus Videospielen kennst—mit dem Unterschied, dass die Exemplare des selbstgelernten Waffenschmiedes alle funktionieren.

Patrick Priebes Geschäft folgt klaren Regeln: „Keine Tutorials, keine Baupläne, BITTE NICHT FRAGEN." Zu seinem Bedauern halten sich seine über 73.000  Youtube-Follower nicht immer an seine Vorgaben. Wie er mir erzählte, halten ihn allzu lange Youtube-Konversationen nämlich von seiner eigentlichen Lieblingsbeschäftigung ab: dem Bauen und Entwickeln neuer Laserwaffen.

Der 31-jährige lässt Geek-Träume und Science-Fiction-Fantasien wahr werden und exportiert seine Einzelstücke als  Maßanfertigungen von Wuppertal aus in die weite Welt. Nachdem der gelernte Chemielaborant beim Roller-Hockey einen unglücklichen Unfall erlitt und in der Folge seinen bisherigen Job verlor, entschied er sich kurzerhand sein DIY-Hobby zum Beruf zu machen.

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Richtig gefährliche Waffen verkaufe ich nicht. Die behalte ich einfach selbst.

Seitdem baut Patrick ohne Vorlagen komplizierte Laser-Maschinenpistolen, Spider-Man-Netzharpunen und  Plasmacutter mit ausfahrbaren Energiezellen. Für mindestens 250 Euro baut er dir letztlich so ziemlich alles, was du bei ihm bestellst. Ich habe mit ihm über seine Entwicklungen gesprochen, ihn gefragt, was die Polizei zu seiner Bastelei sagt und ihn gebeten, mir ein paar aktuelle Bilder seiner neuen Laserkanonen zu schicken.

Alle Bilder: Patrick Priebe. Mit freundlicher Genehmigung.

Motherboard: Hi Patrick, wieso baust du Waffen?

Patrick Priebe: Ich möchte mir und den Leuten bei Youtube beweisen, was geht, und dass man diese Dinge auch mit Geduld und Spucke zuhause bauen kann.

Ich hab als Kind schon immer wahnsinnig gern Lego gebaut, aber nicht Lego gespielt. Und ich würde auch nie mit meiner Armbrust auf der Gamescom auftreten oder sowas. Ich verkleide mich nicht gern. Es geht mir einzig und allein um die technische Umsetzung.

Hast du dann eine riesige Sammlung an Waffen, die du zuhause hortest?

Wenn etwas fertig ist, verliere ich meist sofort meinen Bastlerenthusiasmus. Dann stelle ich die Waffe in den Schrank und widme mich etwas anderem. Mein Lieblingsprojekt ist immer das aktuelle. Deswegen macht es mir auch gar nichts aus, Waffen für Kunden zu bauen und sie zu verschicken.

Mit dem Gaussgewehr hab ich mich fast erschossen.

Warum baust du ständig neue Sachen?

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Der Reiz liegt für mich hauptsächlich im Planen und Konstruieren. Mein Kopf spuckt ständig Ideen aus. Manchmal kann ich richtig schlecht schlafen, wenn ich mich auf ein neues Projekt eingeschossen habe.

Ich baue auch nie Replika, sondern nur eigene Designs, die dann zum Beispiel von Spiderman oder von  Iron Man inspiriert sind. Das hat auch einen ganz eigennützigen Zweck: Werbung. Denn wenn ich Dinge baue, die ein bisschen so aussehen wie aus Spielen oder Filmen, kriege ich schon mehr Klicks auf Youtube, und so finden mich dann neue Kunden.

Baupläne oder Vorlagen hast du aber gar nicht?

Nee, bei Filmwaffen wird ja nur per Computereffekten geschossen. Klar bin ich ein Fan von Sci-Fi-Kram und als District 9 mit den ganzen Gadgets darin rauskam, habe ich mich schon gefragt, wie macht man sowas?

Da tun sich oft ganz praktische Probleme auf. Zum Beispiel kann man viele Waffen, die man so sieht, gar nicht bedienen. Die Waffen aus Halo zum Beispiel sind ja gar nicht für Menschenhände gemacht. Aber bei mir soll alles funktionieren, also muss ich die Maße Pi mal Daumen umrechnen, damit man die Dinger auch in der Hand halten kann.

Der Polizist, der zu mir nach Hause kam, war gleich begeistert von den Waffen.

Wenn du das alles ohne Bauplan baust, woher kannst du das alles?

Ich habe nie Metallverarbeitung gelernt, aber ich hatte im Rahmen meiner Ausbildung etwas Training im Verlöten von Material. Der Rest ist Übung.

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Ok, aber ist der Bau nicht manchmal auch gefährlich? In den Videos schmilzt du ja Glasplatten durch, schießt mit Laser-Maschinenpistolen oder schneidest Holz mit den Strahlen.

Da muss man echt aufpassen, ich schaue natürlich nie in die Laser. Nur mit dem Gaußgewehr hab ich mich fast erschossen. Der Projektilnachschub hatte sich verklemmt und dann plötzlich aus dem Lauf gelöst. Das Geschoss prallte als Querschläger von drei Wänden ab und hat mir trotzdem noch eine fette Beule in die Werkbank geschlagen.

Solche Waffen verkaufe ich auch auf keinen Fall. Ein paar Mal habe ich auch Waffen in der Küche getestet und ein paar Löcher ins Sofa und die Tapete gebrannt. Oder eine Gardine mit einem Flammenwerfer-Handschuh in Brand gesteckt…

Könntest du theoretisch alles bauen?

Ich glaube schon, zumindest gebe ich kein Projekt auf. Im vergangenen Jahr hab ich zwei Wochen im Sommer damit verbracht, einen Fehler zu suchen: Der Vorläufer meines vierstufigen Gaußgewehrs hat einfach nicht geschossen, und das hat mich fast wahnsinnig gemacht. Mittlerweile könnte ich auch richtige Waffen bauen—aber das will ich ja nicht.

Allein schon die Hochspannung in manchen Gadgets könnte einen Menschen ganz leicht töten. Richtig gefährliche Waffen verkaufe ich nicht, weil ich die nicht guten Gewissens weitergeben könnte. Die behalte ich dann einfach selbst.

Wie ist denn die rechtliche Lage in Deutschland?

Alles cool, ich gehe ja damit nicht raus. Einmal wurde ich trotzdem angezeigt, wahrscheinlich von einem besorgten Vater, dessen Sohn ihm meine Videos gezeigt hat. Der Polizist, der zu mir nach Hause kam, war dann aber gleich begeistert von den Waffen. Er hat sich den Dead Space-Plasmacutter angeschaut und fand alles ziemlich toll.

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Wie baust du die Waffen, was daran ist automatisiert?

Nichts. Ich benutze kein CAD-Programm, und ich habe auch keine CNC-Fräse oder so etwas. Das ist wirklich alles Handarbeit und Erfahrung, also jedesmal ein gigantisches Trial- and Error-Projekt. Welcher Lack hält wo, welche Schrauben brauche ich und wie geht diese verdammte Klappe auf? Aber dafür habe ich eine Drehbank, einen Dremel und gute Sägen. Und mein Vater hilft manchmal mit oder besorgt ein paar Sachen im Baumarkt.

Ich möchte eigentlich keine Miley Cyrus der Lasertech-Welt werden.

Das verdiente Geld investiere ich in neues Equipment und Werkzeug. Das ist eigentlich auch das Schönste daran, dass ich plötzlich beruflich machen kann, was ich will. Ansonsten könnte ich ja auch Baupläne für vier Euro pro Stück verkaufen und hätte für ein Jahr ausgesorgt. Aber Nachbauten sind auch für andere frustrierend und eine Vorlage hatte ich ja auch nicht—ich möchte die Leute eher ermutigen, es einfach selbst zu probieren.

Apropos, du bist ja ziemlich aktiv auf YouTube und hast da auch eine riesige Gefolgschaft. Deine Fans zu pflegen, nimmt bestimmt einige Zeit in Anspruch.

Ja, auf Youtube werde ich zum Teil richtig vergöttert, was ich nicht so mag. Ich verbringe wahnsinnig viel Zeit mit Kommentieren und die Leute fragen immer wieder dasselbe: Kannst du mir das bauen? Und: Wie geht das? Die riesige Faszination an den Dingern verstehe ich natürlich gut—die teile ich.

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Ich hab als Kind schon immer wie besessen Kampfstern Galactica geguckt, Laser beschäftigen mich von klein auf. Also bin ich überhaupt nicht böse, wenn die Leute darüber reden wollen, aber manchmal nervt es schon ein bisschen, wenn immer die gleichen Fragen kommen.

Du schmiedest Custom-Waffen für Kunden weltweit. Wie sind die so drauf?

Ich hab bisher in die USA, nach Japan, Indien, Malaysia und viel nach Brasilien verschickt. Dabei ist mir aufgefallen, dass US-Amerikaner eher große, etwas pompöse Waffen mögen, die aber gar nicht viel können müssen. Schließlich könnten die sich ja auch im nächstbesten Wal-Mart schon eine tödliche Schusswaffe besorgen.

für meine US-Kunden müssen die Waffen nicht viel können. Die können sich ihre tödlichen Waffen ja auch aus dem nächstbesten Wal-Mart holen.

Und meine japanischen Kunden mögen es ganz gern bunt und blinkend. Da werde ich oft gebeten, noch mehr Lichtelemente einzubauen. Ich hatte mal einen Kunden, der sein Lasergewehr in Japan am Zoll abholen musste. Was aber überhaupt kein Problem war. Manche Kunden möchten auch ihren Namen eingraviert haben. Klar, mache ich auch.

Ich kann da gern jede Kleinigkeit verändern, vom Lack bis zur Farbe der LEDs. Ich baue nur nicht gern dieselbe Waffe zweimal, aber das verstehen die meisten. Ich kann aber nur ein paar Anfragen pro Monat annehmen, sonst würde mir das Ganze über den Kopf wachsen.

Es scheint da eine Szene zu geben, in der du ein Star bist.

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Manche Leute kaufen sich tatsächlich nur eine Waffe, um etwas von mir zu haben. Schön ist aber, dass manche meiner Sachen in Glasvitrinen in Meisterwerkstätten stehen, zum Beispiel im Rahmen der Serie Warehouse 13, an der ich mitgearbeitet habe. Das wusste ich vorher gar nicht, sondern hab das zufällig im Fernsehen gesehen.

Manchmal passieren schon verrückte Sachen. Ein Kollege von mir hat sein freiwilliges soziales Jahr in Indien gemacht und er wurde zum Star an der Schule, in der er unterrichtete—weil er mich kannte.

In Brasilien bin ich auch oft in der Tageszeitung, wenn ich etwas Neues habe. Aber die Wuppertaler Lokalpresse hat noch nie über meine Sachen berichtet, die scheinen das nicht mitgekriegt zu haben. Ich hänge das ja auch nicht an die große Glocke. Das ist mir eher unangenehm, ich möchte eigentlich keine Miley Cyrus der Lasertech-Welt werden.

Outsider ist eine Motherboard-Kolumne über Bastler und DIY-Maschinenbauer, die auf eigene Faust außergewöhnliche Apparate entwickeln und ihre wissenschaftlichen Visionen verfolgen. 

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