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Mit diesem Physik-Trick verdoppelst du deine Gewinnchancen beim Roulette

Der Erfinder wurde einst wegen seiner unverhältnismäßigen Glückssträhne aus den Casinos von Nevada verbannt.
Bild: imago

Ein Besuch im Casino ist für manche ein unterhaltsamer Ausflug in die Sphären zwischen Euphorie und Abgrund, für andere der zwanghafte Gang in die Spielhölle. An kaum einem anderen Ort liegt dein Schicksal mehr in den Händen Fortunas als am Roulettetisch. Und zum Schluss gewinnt sowieso wieder das Haus.

Obwohl viele Personen ihre eigene Strategie beim Roulette verfolgen, handelt es sich immer noch um ein Glücksspiel. Das bedeutet: So überzeugt ein Spieler auch immer wieder auf Rot setzen mag, außer mit einer Manipulation des Tisches lassen sich die Gewinnchancen—anders als bei Monopoly, Schnick Schnack Schnuck oder dem Münzwurf—also leider nicht optimieren.

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Dennoch hatte in den 1970er Jahren ein amerikanischer Physiker namens J. Doyne Farmer einen Weg gefunden, das Glücksspiel zu seinen Gunsten zu überlisten. Dank einer von ihm entwickelten Technik gelang es ihm, die finale Landeposition der Kugel so exakt vorauszusagen, dass sein Glück irgendwann auffällig wurde und ihm der Besuch jeglicher Casinos in Nevada untersagt wurde.

Das Geheimnis hinter Farmers Glückssträhne wurde jedoch bisher nicht gelüftet. Erst jetzt, 40 Jahre später, meldete sich ein Physikerkollege zu Wort, der nach eigenen Worten schon damals mit Farmer befreundet war. Er antwortete auf der Plattform Quora auf die Frage eines Schülers, der sich erkundigt hatte, mit welchem Fachwissen ein Physiker bei Glücksspielen abräumen könne. Richard Muller, Physikprofessor an der Uni Berkeley und Autor des Buches „Now… the Physics of Time" enthüllte in seiner Antwort das legendäre Geheimnis. Er erwähnte zwar nicht direkt, dass es sich bei seinem Kollegen um Farmer handelt, doch die beiden Geschichten sind so identisch, dass die Ähnlichkeit für sich spricht.

Farmer, der damals noch seinem Studium in Berkeley nachging, benutzte Muller zufolge einen kleinen versteckten Computer, mit dem er die Bewegungen des Kessels und der Kugel, sowie den gegebenen Luftwiderstand und somit die Gewinnchance ermitteln konnte. Dabei machte er sich die Regel zunutze, dass beim Roulette auch noch dann gesetzt werden darf, wenn sich der Kessel bzw. das Rad bereits dreht und die Kugel vom Croupier schon gegen die Drehrichtung in den Zylinder geworfen wurde. Erst nach der finalen Ansage „rien ne vas plus" werden keine weiteren Gebote mehr angenommen.

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Diese wenigen Sekunden reichen jedoch aus, um den Lauf der Kugel so zu berechnen, dass sich die Gewinnchancen kumulieren. Es geht dabei nicht darum, das genaue Ergebnis vorauszusagen, eine Optimierung des Schicksals um lediglich drei Prozent reicht bereits aus, um aus einem durchschnittlichen Verlierer einen durchschnittlichen Gewinner zu machen.

Im Jahr 2012 bewiesen Michael Small von der University of Western Australia und Chi Kong Tse von der Hong Kong Polytechnic University in einer Studie noch einmal die enormen Auswirkungen solch kleiner Voraussagen. „Das Wissen um die Anfangsbedingungen erlaubt dir, das Glück auszutricksen", so Small. „In manchen Fällen kannst du deine Chancen sogar signifikant verbessern."

Doch wie gelang es dem Physiker, die Bewegungen der Kugel zu messen, ohne den Computer an den Spieltisch direkt anzuschließen oder Aufmerksamkeit zu erregen? Farmer programmierte einen Minirechner, den er über zwei unauffällige Schalter betätigen konnte. Sobald die Kugel geworfen wurde, tippte der Physiker bei jeder Vollendung einer Kugelrunde einmal auf den Schalter. Den anderen Schalter tippte er hingegen immer dann an, wenn der Kessel eine Umdrehung vollführt hatte.

Aufgrund dieser Datenlage informierte der Computer den Spieler umgehend über seine Chancen; die Information bekam der Physiker über ein spezifisches Drucksignal gegen sein Bein. Da das Gerät natürlich nicht die genaue Zahl, wo die Kugel liegen bleibt, vorhersagen konnte, belief sich die Gewinnstrategie des Physikers darauf, seinen jeweiligen Einsatz entweder zu erhöhen oder nicht. Bevor Farmer jedoch „in die Vollen ging", kalibrierte er den Rechner über ein paar reine Rechenrunden ohne Einsatz.

Finanziell hat sich dieser physikalische Trick jenseits einer Bekanntheit als gefürchteter Casinogänger und ein wenig wissenschaftlicher Anerkennung jedenfalls nich gelohnt. „Er sagte, er hätte fast genug Geld gewonnen, um das Rouletterad zu bezahlen, an dem er zu Hause geübt hatte, bevor er sich 'ins Feld' begab", so Muller.