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Vom Nutzen und Nachteil von Big Data

Auf unserem transmediale-Panel haben wir über das ungemütlich-abstrakte Thema Big Data diskutiert. Hier nun das Video unserer Diskussionsrunde mit Datendieb-Künstlern und Datentheoretikern.

Um nun endlich mal all die eiligen, revolutionären Versprechen, die über den Menschen in der digitalisierten Informationsgesellschaft hereingebrochen sind, in Ruhe zu untersuchen hat die transmediale in diesem Jahr zum post-digialen Picknick gerufen. Und es war ein wahrhaft idyllisches Event!

Virtuelles KaminfeuerElektroschrott-CyborgsMenstruations-Maschinen, Bitcoins wurden zu Marshmellows transformiert und zum Abschluss gab es den ultimativen Analog-Darknet-Flohmarkt . Bei all dem Weirdo-Futurismus haben wir von Motherboard uns jedenfalls durchaus wohl gefühlt auf dem Festival im Berliner Haus der Kulturen der Welt.

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Da wir wohl erzogen sind, haben wir zur Dinnerparty auch etwas mitgebracht und ein Panel veranstaltet, in dem wir über das eher ungemütlich-abstrakte Thema Big Data diskutiert haben. Unter dem Titel Uses and Abuses of Big Data konnten wir zusammen mit der Winchester School of Art nicht nur eine ewig-elegante [Nietzsche Referenz](http://Nietzsche Referenz: http://de.wikipedia.org/wiki/VomNutzenundNachteilderHistoriefürdasLeben) ins Programm schleusen, sondern hatten auch das Vergnügen eine spannende Diskussion zu einem der Hype-Begriffe der aktuellen Netzkultur auszurichten.

Das Panel fand nur wenige Tage vor dem 10jährigen Jubiläum des größten sozialen Netzwerkes, und wenige Tage nach der Veröffentlichung der halb-amüsanten Princeton-Diagnose vom Aussterben der Facebook-Epidemie statt. Der Lacher über die Rhetorik von Facebook als Virus aus der Studie währte aber definitiv nur kurz, denn schließlich hatten doch eher die Analysten von Facebook das letzte Wort, als sie mit Daten argumentierten, dass wohl wenn schon dann doch eher Princeton aussterben wird.

In den einzelnen Vorträgen des Medienkünstlers Paolo Cirio, der MIT-Forscherin Kate Crawford und von Mark Coté, der in London ein großes Forschungsprojekt zu den gesellschaftsformenden Implikationen von Daten betreibt, haben wir also weniger über den Begriff selbst gestritten, sondern uns den vielsagenden Diskurs, der über und um Big Data veranstaltet wird angeschaut.

Gegen Ende der 2000er Jahre ist der Ausdruck Big Data dabei von einem Fachbegriff im Computerwesen schnell zu einem weit verbreiteten Schlagwort geworden. Als Slogan für die verdatete schlaue Stadt, als neue mutmaßlich immaterielle, geschäftliche und private Kollaborationswolke bei Diensten wie z.B. Dropbox und als Grundlage für das Buisenessmodell des Data-Mining.

Die verdatete Gesellschaft trägt aber selbstverständlich auch dezidierte politische Implikationen mit sich. Natürlich dürften spätestens mit den Snowden-Enthüllungen im Jahr 2013 nachdrücklich die dystopischen Konnotation unserer neuen Informationswelt auch dem letzten klar geworden sein—wovon Laura Poitras, Jacob Applebaum und Trevor Paglen an anderer Stelle berichteten. Für andere wiederum, wie das Hacker-Kollektiv Telecomix, ist der freie Fluss von Daten der ultimative Weg zu einer besseren Gesellschaft.

Während wir also ungefähr zur Halbzeit des Festivals an einem Freitagnachmittag in dem viel zu kleinen aber äußerst gemütlichen Konferenzraum K1 einfanden, schauten auch weitere Festivalbesucher im Foyer des Haus der Kulturen der Welt den Stream des Panels, der natürlich jetzt auch in den Weiten von YouTube zu finden ist. Dort als Daten aufbereitet für ein anderes Jetzt; ungefähr so wie es dem Schreibmaschinen-Freak Nietzsche wohl auch gefallen hätte.