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Der 4Chan-Gründer Chris „Moot“ Poole geht mit 26 in den Ruhestand

Elf Jahre Arbeit als Meme-Administrator müssen reichen.

Bild: Sage Ross via Wikimedia. Lizenz: CC BY SA 3.0

Der 21.1.2015 markiert einen Meilenstein in der an spektakulären Überraschungen nicht gerade armen Geschichte eigenartiger Internet-Karrieren: Christopher Poole, seines Zeichens Gründer der berüchtigt-anarchischen Webseite 4Chan, wird mit sofortiger Wirkung als Administrator der Mutter aller anonymen Imageboards zurücktreten.

Poole, der im Internet gemeinhin unter dem Namen „Moot" bekannt ist, gab die Entscheidung über den 4Chan Newsblog bekannt: „Ich habe 4Chan vor elfeinhalb Jahren als 15-Jähriger gegründet. Nach über einem Jahrzehnt habe ich entschieden, dass es an der Zeit ist, weiterzuziehen."

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Poole sagte gleichzeitig auch, dass er der Seite als „Admin Emeritus" erhalten bleiben werde und kündigte ein Q&A mit 4Chan-Nutzern für Freitag den 23. Januar an. Ihr könnt ihm auch jetzt schon Fragen an moot@4chan.org schicken.

4Chan ist ein Forum, in dem User anonymisiert Bilder und Texte posten können. Die Seite hat wohl als Wiege der Anonymous-Bewegung im Jahr 2003 die größte allgemeine Bekanntheit erlangt. Außerdem ist sie der Hort zahlloser klassischer Internet-Memes und Web-Slangs—und nicht zuletzt fungierte die Seite immer wieder als Ausgangsort von mehr oder weniger dramatischen Cyberbullying-Aktionen.

Auch wenn 4Chan sich niemals wirklich im Mainstream durchsetzen konnte—vermutlich aufgrund der Vorherrschaft verstörender und expliziter Inhalte, die die User in fröhlicher Regelmäßigkeit posten—verzeichnet die Seite über 20 Millionen Aufrufe pro Monat.

Selbstverständlich haben auf Reddit und natürlich auch auf /b/ längst zahllose User mit tiefer Nachdenklichkeit und ewigen Treueschwüren auf die Nachricht vom Rücktritt Pooles reagiert:

Screenshots: /b/ -Board von 4chan.org

4Chan war nicht zuletzt auch die Brutstätte zahlreicher schwarmintelligenter Web-Pranks und Hacks, die schnell auch einer breiteren Öffentlichkeit bekannt wurden. Beispiele dafür sind unter anderem der immer wieder unternommene Manipulations-Versuch der Online-Abstimmung der „Person of the Year" der Times oder auch der sportliche Wettbewerb eines dezenten Eingriffs auf der Seite von Oprah Winfrey.

Die Gründe für Pooles Rücktritt sind zwar nach wie vor etwas nebulös, aber wenn man seinen Aussagen gegenüber DailyDot glauben schenken, dann hört er vor allem auf, weil nun schlicht der perfekte Zeitpunkt gekommen sei, um weiterzuziehen. Der Leak der Celebrity-Nacktbilder und das folgende digital-epische Fappening-Drama haben dabei laut Moot seinen 4Chan-Pension nicht weiter beschleunigt. Die Entscheidung folgt auch unmittelbar auf die Nachricht, dass er sein neueres Start-up Canvas Networks einstelle, das sich auch für die Social-Drawing-Apps DrawQuest und Canvas verantwortlich zeichnete

Poole erklärte in seinem Pensionierungs-Blogpost außerdem, dass 4Chan finanziell stabil aufgestellt sei und unter der Leitung einiger „leitender Freiwilliger" wie gehabt weiterlaufen würde. Im Interview mit DailyDot bekräftigte Moot, dass er sehr zufrieden mit seiner aktuellen Entscheidung sei und auch wie stolz er auf die Community ist: „Ja, es ging auf und ab, aber emotional bin ich momentan einfach sehr glücklich und gleichzeitig voller Nostalgie. Ich bin stolz auf das, was diese Community getan und erreicht hat, und dass ich ein Teil davon sein durfte."