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Vorm Ahornsirup-Kartell sollte man sich fürchten

In Kanada tobt ein Krieg zwischen Produzenten, Lieferanten und anderen Akteuren über etwas Süßes und Klebriges.

VIDEO: Keep It Canada—Mit Matty Matheson in Quebec

Wie die New York Times berichtete, ist der Arm des Quebecer Verbands für Ahornsirupproduzenten ziemlich lang und er greift hart durch gegen die Produzenten, ob groß oder klein, die Ahornsirup außerhalb des existierenden System des Verbandes herstellen wollen. Und das System ist riesig: In Quebec werden etwa 70 Prozent des Ahornsirups weltweit produziert.

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Robert Hodges besitzt eine Farm mit 12.000 Bäumen. Sie ist eine der insgesamt 7.400 Ahornsirupfarmen der Provinz Quebec. Nachdem Sicherheitsleute wochenlang seine Farm, die in Privatbesitz ist, überwachten, wurde sein gesamter Jahresertrag beschlagnahmt und er ging in den Besitz des Verbandes über. Der Nettowert der Beute: 60.000 kanadische Dollar (etwa 39.500 Euro).

„Wir machen den Sirup, haben das Land gekauft und wir haben uns um das ganze Equipment gekümmert”, sagte Hodge zu den New York Times. „Warum sollte irgendjemand zu uns sagen, dass das Produkt nicht unseres ist und wir nicht tun und lassen können, was wir wollen?”

Der Grund dafür ist sehr spezifisch. Vor einem halben Jahrhundert kamen laut der Federation of Quebec Maple Syrup Producers die Ahornsirupproduzenten zusammen, um über die Regulierung des Preises von Kanadas Ahornsirup zu diskutieren, der von Jahr zu Jahr aufgrund der typischen Höhen und Tiefen von Mutter Natur einer starken Fluktuation unterlegen war. Damals schien es den Farmern am sinnvollsten, sich zusammenzuschließen und eine Interessensgemeinschaft zu bilden, um sicherzugehen, dass der Marktpreis für Sirup und Ahornzucker fair war. Und damals funktionierte das auch.

Heute gleicht der Verband als einziger Großhändler für Quebecs Sirupangebot eher einem Kartell, obwohl er von der Regierung genehmigt und unterstützt wird. Sicherheitsbedienstete, Überwachung und Beschlagnahmungen gegen Überläufer sind zur Norm geworden.

Und natürlich gibt es einige Farmer, die das Spiel nicht mitspielen wollen. Folglich entstanden Auseinandersetzungen mit den Vertretern des Verbandes, denen vor einem Jahr mehr Macht zugesprochen wurde, um gegen die abtrünnigen Produzenten vorzugehen. „Der Schwarzmarkt zerstört, was wir vor 20 Jahren aufgebaut haben”, sagt einer dieser Vertreter im Video oben.

Der Ahornsirupproduzent Steve Côté hat ähnliche Erfahrungen wie Hodge gemacht. „Er sagte, ‚Ich komme, um den Sirup des Verbandes mitzunehmen’”, erzählt er über die Beschlagnahmung seines Produktes. „Ich antwortete: ‚Das ist nicht der Sirup des Verbandes, das ist mein Sirup.’ Sie nahmen alles mit. Sie ließen nicht einmal eine einzige Dose für meine Familie zurück.”

Obwohl der Ahornsirup genau genommen wirklich ein Schwarzmarktprodukt ist, sehen das viele Produzenten anders. „Wir stellen Ahornsirup her. Es sind keine Drogen und es sollte auch nicht illegal sein”, argumentiert Côté. „Es sollte eine freie Marktwirtschaft geben, ein freies Unternehmertum. So sehe ich das.”

Viele kleinere Produzenten sind niedergeschlagen, wenn sie daran denken, dass sie ihre Farmen nicht an ihre Familien weitergeben können. Manche Farmer drohen sogar damit, dass sie ihre Farmen nächstes Jahr zum Verkauf freigeben, wenn das Problem bis dahin nicht gelöst wird.

„Ich mag das Gefühl, mein eigener Chef zu sein und ich bin gerne draußen im Wald”, sagt Hodge. „Ich werde ganz emotional, wenn ich darüber spreche.”