Das Beyoncé-Spiel ist der vielleicht kreativste Twitter-Content aller Zeiten

Beyoncé vor einem Twitter-Wallpaper mit Tweets

Heute ist dein erster Tag in deinem neuen Job als Assistentin von Beyoncé. Was bringst du ihr zum Frühstück: Müsli und Früchte oder ein üppiges Eier-Wurst-Gemisch? Wenn du Letzteres gewählt hast, kannst du schonmal dein LinkedIn-Profil auffrischen, denn du bist gefeuert, du gewissenlose Amateurin.

Zum Glück für alle Beteiligten ist das Berufsverhältnis mit der 37-jährigen Queen B nur eine Simulation und niemand verliert seinen Job oder wird mit gefüllten Tierdärmen gefüttert. Am Sonntag veröffentlichte der Account Green Chyna (@Cornyassbitch) einen Thread auf Twitter, in dem Nutzer und Nutzerinnen durchspielen können, wie lange sie als Assistenz von Mrs. Knowles-Carter höchstpersönlich überleben würden. Jede Antwort verlinkt auf die nächste Ebene des verschachtelten Threads. Bei den richtigen eröffnet sich die nächste stressige Situation im Leben des Superstars (Hotelsuite teilen mit den Wests, Ja/Nein?), bei der falschen droht die virtuelle Arbeitslosigkeit.

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Dafür müssen sie nur die richtigen Entscheidungen für Beyoncés Tagesverlauf treffen: Welchen Song möchte sie beim Malen hören? Wie beschäftigt sie sich, bis die Visagistin eintrifft? Und wie zur Hölle soll sie ihre Haare pünktlich zur Award-Show trocknen, wenn du sie vorm Styling schwimmen lässt, du Pflaume?

https://twitter.com/CORNYASSBITCH/status/1142591156884127744

Das klingt für die Userinnen und User auf Twitter offenbar nach so viel Spaß, dass sie den Thread mittlerweile über 80.000 Mal geretweetet haben – und sogar Menschen außerhalb des Netzwerks auf das “Choose your own adventure”-Spiel aufmerksam gemacht haben.

Die User und Userinnen finden: Wie ‘Bandersnatch’, nur besser

Tatsächlich ist “Being Beyoncés Assistant for the Day: Don’t Get Fired” der vielleicht kreativste Content, den das Netzwerk seit Langem hervorgebracht hat. Hinter dem komplexen Aufbau dürften ein detailliert ausgearbeitetes Konzept und mehrere Stunden Arbeit stecken. Und noch mehr legendäre Beyoncé-Memes und GIFs.

Für manche ist der Thread den Emotionen nach die größte digitale Errungenschaft seit der virtuellen Terminvergabe ihres lokalen Bürgeramts. Für andere ist es die bessere Version dessen, was Netflix im Black Mirror-Special Bandersnatch versprochen hatte. Dort konnten Zuschauende mit unterschiedlichen Auswahlmöglichkeiten ebenfalls die Geschichte des Films beeinflussen. Twitter hat nun seinen eigenen Bandersnatch. Oder, wie ein Account schreibt: Das, was Bandersnatch gerne gewesen wäre.


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Denn das Besondere am Beyoncé-Thread sind nicht nur der innovative Content, die lustigen Insider-Referenzen oder schlichtweg der interaktive Spaß für die Mittagspause in der Bürokantine. Es ist der Gedanke, dass ein gewöhnlicher Mensch für die Idee und Umsetzung verantwortlich ist. Ein Mensch, der auch unser Nachbar, unser DHL-Bote oder die stille Kommilitonin aus dem Uni-Seminar sein könnte. Ein Mensch, der kein Netflix im Rücken hat und auch kein mit Laptops und hundert Stunden Programmierwissen bewaffnetes Nerd-Team.

Auf Twitter können die Menschen kreativ sein, die sonst nicht danach gefragt werden

Der Thread zeigt, wie schnell soziale Netzwerke die Ideen einer einzelnen Person multiplizieren und in andere Lebensbereiche hinüberschwappen lassen können. Das funktioniert mit banalen Dingen wie dem Beyoncé-Game, das dem erstellenden Account nun weltweit Aufmerksamkeit und Möglichkeiten generiert haben dürfte. Aber es funktioniert auch mit ganzen politischen Bewegungen: Die Revolution im Sudan wurde vor allem über soziale Netzwerke organisiert. Über Twitter, Facebook und Instagram informierten Protestierende über die Demonstrationen, bis die Armee ihnen das Internet abstellte.

Das alles sind die Beweise dafür, dass Twitter sehr viel mehr ist als ein Netzwerk, in dem Menschen über die (erfundenen) Dialoge mit ihren Kindern schreiben können. Es ist ein Ort, an dem auch diejenigen ihre Ansichten und Ideen teilen können, die in der Öffentlichkeit sonst nicht danach gefragt werden. Das ist zwar blöd, wenn es sich um rechte Trolle handelt, aber für den Rest der Gesellschaft ist diese Teilhabe eine ganz gute Sache.

Twitter ist außerdem der Ort, an dem man auf alles Mögliche mit einem Beyoncé-GIF antworten kann. Und das sollte als Erklärung doch eigentlich schon reichen.

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