Menschen aus anderen Ländern haben die Wiener Kandidaten nach dem Aussehen beurteilt

Foto von Ingrid Gogl, Datenwerk

Politik ist die Kunst, seine Umwelt zu kontrollieren, heißt es. Allerdings stammt das Zitat von Hunter S. Thompson und der wusste nicht mal, wie er sich selbst kontrolliert (im besten denkbaren Sinne). Deshalb haben wir diesmal diese ganze Sache rund um Kontrolle und Kampagnisierung und Agenden und Inhalte einfach völlig ausgeblendet und uns ganz den Oberflächlichkeiten hingegeben.

Politik ist nämlich auch die Kunst, so zu tun, als ob es um Inhalte ginge, obwohl viele Menschen am Wahltag ohnehin nur nach Sympathie, Aussehen und längst feststehender Ideologie gehen, anstatt danach zu entscheiden, was laut Wahlkabine.at tatsächlich am besten zu ihnen passen würde.

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Und weil wir bei VICE ja doch ein paar Redaktionen in aller Welt haben, dachten wir, es wäre ganz nett, die Bücher diesmal wirklich nur nach ihrem Umschlag zu beurteilen und Menschen, die keine Ahnung von unseren Wiener Spitzenkandidaten haben, zu fragen, was sie von diesen Politikern halten—einfach nur aufgrund ihrer Fotos. Und tut jetzt bloß nicht so, als hättet ihr beim Schauen der Fernsehnachrichten nicht schon genau so gedacht, wenn der Premierminister von Island oder die Bürgermeisterin von Kapstadt durchs Bild gelaufen ist.

Michael Häupl

Foto: GuentherZ | Wikimedia | cc by 3.0

„Ich weiß wirklich nicht, wo ich bei diesem armen Zugunglück von einem Menschen beginnen soll. Diese Mischung aus Rob Ford und Kaiser Wilhelm—ernsthaft: stellt ihn euch einfach mal mit einem dieser Erster-Weltkriegs-Stahlhelmen vor—ist die Definition davon, warum es so viel Spaß macht, Bücher nur nach dem Umschlag zu beurteilen. Selbst auf anderen Bildern, wo er nicht wie eine betrunkene Monopoly-Figur aussieht, die bei der österreichischen Comic-Con als Two-Face geht, kann Michael seine Qualitäten als aufgeblähtes Rotgesicht, das ihn als Sparefroh ausweist, nicht ganz abschütteln.”

„Wenn man in die tiefen Spalten von Häupls zweitem und drittem Kinn starrt, fragt man sich unweigerlich, welcher wundersame Teil seines Alterungsprozesses zuerst eingesetzt hat. Gab es jemals einen Michael Häupl mit vollem Haar, nur einem Kinn und völliger Unabhängigkeit von seinem Nackenfett? Und wenn ja, welcher seiner Gesichtszüge halt als erstes nachgegeben?”

„Michael Häupl ist der Onkel, den jeder hat und der die ganze Zeit aufstoßen muss. Und ich meine richtig starkes Aufstoßen. Wildes Rülpsen. Die Art vom Rülpsen, die dein Haar ein bisschen beben lässt und die mitten im Satz während dem Abendessen passiert. Manchmal hörst du ihn rülpsen, wenn er in eurem Haus vorbeikommt, um mit dem Rächen irgendwas im Garten zu tun. Obwohl du ihn eigentlich nicht magst, gibst du dich trotzdem mit ihm ab, weil er dir eben hin und wieder auch in seiner Onkelart zuwinkt und dir 20 Euro zusteckt. Während der dich anrülpst.”

„Eines muss ich sagen: Wenn das hier nicht die Wienwahl wäre, sondern ein Hollywood-Casting für die Rolle des ,Bürgermeisters von Wien’, hätte Michael Häupl in dieser Sekunde gewonnen. Dasselbe gilt für die Rolle ,Unangenehm betrunkener Oktoberfest-Onkel’ und ,Sprecher für die Gruppe von Menschen, die nicht wissen, in welche Kamera sie schauen sollen’.”

Manfred Juraczka

Offizielles Pressefoto via Website der ÖVP

„Manfreds erster Blick und seine rüsselhafte Nase in Kombination mit dem perfekt sitzenden Anzug sagen mir, dass die Chancen, dass Manfred kein geldabgreifender, zugeknöpfter Idiot ist, eher schlecht stehen. Hier haben wir einen Mann, dessen Mund vielleicht manchmal lächelt, aber dessen Augen es ziemlich sicher nie tun und der wahrscheinlich seit 1986 nicht mehr geblinzelt hat—also dem Jahr, als er womöglich einen Rimjob von Hansi Hinterseer bekommen hat (auch bekannt als der ,Edelweiss-Gruß’ oder einfach nur ,das österreichische Hallo’).”

„Er ist auch der Typ von Mensch, der sich von seinen Kindern ,Vater’ statt ,Papa’ nennen lässt.”

„Manfred Juraczka sieht aus, als hätte er einen Menschen umgebracht und würde einen Scheißdreck darum geben. ,Ja, ich habe einen Mann umgebracht’, sagt er, während er das Blut unter seinen Fingernägeln abwäscht. ,Ich habe ihn gewaltsam erwürgt. Und es hat mich nur noch stärker gemacht. Ich habe Meinungen zu öffentlichem Verkehr und ich werde dich auch umbringen, falls du mir nicht zustimmst.’”

„Gebt einfach ,Sam Eagle’ bei Google ein. Tut es. Die Ähnlichkeit ist unheimlich.”

Beate Meinl-Reisinger

„Alles klar, ich versteh schon, Beate hat sich ziemlich viel Mühe gegeben, als finanziell bescheidene Wienerin mit frischem Gesicht und Volksnähe rüberzukommen. Zumindest ist das die einzige Rechtfertigung für diesen ziemlich überschwänglichen Populismus in diesem Foto von ihrer Nonversation mit Austauschbarem-Öffifahrer #1, während sie etwas trägt, was man nur als No-Name-Version eines Paris-Hilton-Raumanzugs beschreiben kann.”

„Beate Meini-Reisinger ist neu in der Stadt und will dich kennenlernen! Wo hängt ihr so ab! Was ist ein cooler, hipper Ort, um mal ein bisschen cool zu chillen! Beate freundet sich auch gerne mit Obdachlosen an, auch wenn sie nachher vielleicht ausgeraubt wird! Das ist eine fantastische Stadt für Beate! Ihr unschuldiges Vertrauen in das Gute in Fremden wird sie noch an einige sehr dunkle Orte führen! Das werden ein paar schlimme Tage! Oh, schau mal Beate, das ist eine sehr nette Seitenstraße!”

„Die eigentliche Frage ist, ob diese Taktik eine bewusste Wahl war—oder einfach nur der einzige Weg, um nach ihrer vermeintlich gescheiterten Profi-Golfer-Karriere noch irgendwas Sinnvolles nachzulegen. Zumindest hat sie immer noch die Frisur von Tom Cruise aus Top Gun. Immerhin.”

Juliana Okropiridse

Foto mit freundlicher Genehmigung der Kandidatin

„Falls Juliana nicht so eine Art Androide oder Hologramm ist, weiß ich wirklich nicht, was hier passiert. Sind das Instagram-Filter? Was kommt als nächstes, 15-sekündige Debatten auf Snapchat? ,Geh mit deinem Lieblingskandidaten auf ein Tinder-Date’? Beruhige dich, Generation Y. Im Ernst.”

„Ich nehme einfach mal an, Juliana ist die brennende, engagierte, radikale, junge Feministin unter den Kandidaten—so eine Art österreichischer PewDiePie, die Österreich auf die goldene Straße Richtung Veganismus und Männerlosigkeit und Walrettungen führt, während Misery Business von Paramore in Endlosschleife läuft.”

„Juliana Okropiridse ist besser in Diabolo als du und lädt dich jeden Sommer wieder zu diesen beschissenen Zwei-Tages-Festivals in irgendeinem Wald ein, über die sie sagt: ,Es geht halt so um back to basics, weißt du? Es macht einfach wirklich Spaß. Leute ziehen sich Kostüme an und es gibt Feuerschlucker und Frauen auf Stelzen. Es sind die kleinen Dinge und wir machen uns immer komplett dicht mit Legal Highs.’ Und wenn du dich breitschlagen lässt und wirklich mitkommst, wirst du als erstes die Klos sehen, die komplett verstopft sind. Es gibt kein Papier mehr und Juliana wird sagen ,Wir glauben nicht an Klopapier hier beim Grünfest. Hier, ich habe dir ein wiederverwendbares Arsch-Tuch gestrickt, das du im See auswaschen kannst.’ Und wenn du ein bisschen Verstand hast, wirst du dir sofort ein Uber nachhause rufen. Nicht mal der Sex mit Hippie-Mädchen ist diesen Aufwand wert.”

Heinz Pollischansky

Foto von der offiziellen Website der Bewegung Wir Wollen Wahlfreiheit

„Was zur Hölle, noch ein Typ namens Heinz? Im Ernst, Wien? Colonel Mustard, wenn du das liest: Die Zeit ist reif wie Tomaten-Ketchup für dich, um in die politische Arena Wiens zu steigen.”

„Heinz Pollischansky ist dein neuer Stiefvater, der beiläufig Sätze sagt wie ,Ich hab eure Mama gefickt, Kinder’ und dir dann erklärt, was sein Zugang zu Tantra-Sex ist, warum er stundenlang durchhält und wieso ihr Hausarrest bekommt. Einmal habt ihr gesehen, wie er seinen Frust an einem kleinen Hund ausgelassen hat.”

Ich glaube, ich kenne den Fetisch von Heinz-Christian Strache: Er sieht sicher gern dabei zu, wie Kühe gemolken werden.

„Lasst uns ihm gleich mal dafür salutieren, dass er die Ich-verberge-meinen-Bierbauch-mit-verschränkten-Armen-Pose nahezu perfekt ausführt. Wirklich gut gemacht, Heinz. Aber genau wie bei Crack und schlechten Zähnen gibt es leider auch in Sachen Hüftspeck eine gewisse Grenze, bis zu der man das Problem verbergen kann—und die wurde hier um einige fetten Würstchen und großen Biere überschritten. Schlecht verstecktes Fett ist aber Pollischanskys geringstes Problem—zuerst mal solltest du dich darum kümmern, bei der nächsten Großhandels-Shopping-Tour darauf zu achten, ob deine Haare zu deinem restlichen Look wirklich ja sagen.”

„Irgendetwas in Heinzis schamerfüllt funkelnden Augen sagt mir, dass er die Art von Typ ist, der nur maßgeschneiderte Sachen trägt, die seine Mutter für ihn gemacht hat. Als er bereits erwachsen war.”

Heinz-Christian Strache

Foto: Benqo | Wikimedia | cc by 2.0

„Lasst mich zuerst mal sagen, dass dieser Strache sich den ersten Vornamen mit dem des beliebtesten Herstellers von Gewürz- und Ketchup-Produkten teilt. Nicht, dass leckere Pasten aus Tomaten oder Mayonnaise irgendeine politische Relevanz hätten, aber ich schätze mal, es kann nicht schaden. Aber Vorsicht: Dieses Plastikgrinsen eines Gebrauchtwagenhändlers mit Colgate-Zähnen, das die Österreicher ziemlich sicher durch ihre Alpträume verfolgt, legt die Vermutung nahe, dass der Schein trügt.”

„Ich glaube, ich kenne den Fetisch von Heinz-Christian Strache. Er sieht wahrscheinlich gern dabei zu, wie Kühe gemolken werden.”

„Schau dir diese Knopfaugen an und dann sag mir, dass dieser Mann kein furchtbares, dunkles Geheimnis hat. Veruntreuung, ein beiläufiger Prostituiertenmord im Prater, oder ein komplexer Kunstraub vielleicht? Niemand läuft mit so einem Grinsen herum. Na, hat da jemand ein bisschen in der Klimt-Abteilung des Belverdere gewildert, Heinz? Dein Geheimnis ist bei uns sicher.”

Turgay Taskiran

Screenshot via YouTube

„Hier handelt es sich um eine seltsame Kombination von Dingen. Dieser Typ scheint sich um den Posten des Bürgermeisters zu bewerben, ist aber eigentlich Arzt. Auch, wenn ich genau gar nichts über Wiener Politik weiß, nehme ich einfach mal an, dass das ein schlauer Karriereschritt ist, den sich Herr Taskiran gut überlegt hat. Trotzdem werde ich das Gefühl nicht los, dass Turgay die Art von Kandidat ist, der in Debatten einen speziellen Move drauf hat, um anzuzeigen, dass er fertig diskutiert hat und zum nächsten Thema wechseln will—wie zum Beispiel das Ausdämpfen einer Zigarette auf seiner eigenen Zunge oder der Einsatz eines hell leuchtenden Spiegels, den er im Gesicht seiner Gegner zerschellen lässt.”

„Turgay Taskiran ist die Art von Arzt, zu dem dich deine Mutter bringt, wenn die Pubertät einsetzt, was irgendwie komisch ist, weil du das dumpfe Gefühl hast, dass es derselbe Typ ist, der manchmal zum Abendessen vorbeikommt, nette Gespräche mit deiner Mutter führt, Brot in Saucen tunkt und freundlich kichert—und der sich jetzt drei Finger mit Gleitgel einschmiert und dir sagt, du sollst die Hosen runterlassen, obwohl du eigentlich nur wegen ein bisschen Akne in die Praxis gekommen bist.”

„Ich persönlich hoffe, dass Turgay gewinnt, weil ich um Himmels willen nicht will, dass dieses Biest von einem Mann, der wie Vlad aus GTV IV aussieht, mir eine Prostata-Untersuchung verpasst.”

Maria Vassilakou

Foto: GuentherZ | Wikimedia | cc by 3.0

„Maria Vassilakou will mit dir wirklich dringend darüber reden, warum sie 2006 aufgehört hat, ihre Haare zu waschen und seither kein einziges Mal zurückgeblickt hat.”

„Ich schätze, hier handelt es sich um eine Hausfrau, die all ihre Langeweile, Frustration und ihr Durchhaltevermögen in irgendeinen kleinen Nachbarschaftsstreit—wie das Tempolimit für Busse in ihrer Straße—gesteckt hat und jetzt der Underdog-Kandidat für die kommenden Wahlen ist.”

„Irgendwas an ihrem Outfit und generellen Aussehen sagt mir, dass Maria früher mal eine ziemlich wilde, harte Nuss gewesen sein muss, die eine Cop-Sendung im Fernsehen moderiert hat und bei der es mich keine Sekunde lang wundern würde, wenn sie beide Heinzis mitten in einer TV-Diskussion mit einem brutalen Krav Maga Manöver außer Gefecht setzen würde, falls es mal etwas knapper für sie aussehen sollte.”