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Das Foto von der Grünen im fetten Audi ist plumpe Stimmungsmache

Es gibt für den Autotausch nämlich eine ziemlich gute Erklärung.

So geht Wahlkampf: Gestern postete der CDU-Kommunalpolitiker Thomas Eusterfeldhaus dieses Foto – zuerst auf Facebook, drei Minuten später dann auf Twitter:

Das hat außerordentlich gut funktioniert. Den Facebook-Post haben mittlerweile über 10.000 Menschen geteilt, und in Nordrhein-Westfalen, wo die CDU bei der Wahl in knapp einem Monat gerne die rot-grüne Landesregierung ablösen würde, sorgt der Heuchelei-Vorwurf gerade für eine "heftige Debatte" über die angebliche Verlogenheit der Grünen.

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Für die CDU ist die ganze Sache also super gelaufen. Es ist ja auch ziemlich guter Content, den Eusterfeldhaus da geliefert hat: Grüne fahren lieber Audi und nur für die Öffentlichkeit Hybrid. Aber stimmt das wirklich? Natürlich nicht.

Was das Bild eigentlich zeigt, ist eine Politikerin, die sich peinlich genau an die Regeln hält. Denn Sylvia Löhrmann ist nicht nur die Spitzenkandidatin ihrer Partei, sondern auch seit 2010 Bildungsministerin in Nordrhein-Westfalen. Und als solche wird sie eben in einem vom Staat gestellten Dienstwagen, dem A8, herumgefahren. Da der aber vom Steuerzahler bezahlt wird, sollte sie damit keinen Wahlkampf machen. Den macht sie dann eben in einem (offenbar von der Partei finanzierten) Wahlkampfauto, dem Hybrid, auf den man sogar ihr Gesicht geklebt hat. Es ist also eigentlich ganz richtig, dass sie vor dem Wahlkampftermin umsteigt, und sie hat das auch nicht heimlich, sondern mitten auf einer Straße getan.

Das Einzige, was man der Grünen jetzt also noch vorwerfen könnte, ist also, dass sie sich als Ministerin nicht dafür eingesetzt hat, ein umweltfreundlicheres Dienstauto zu bekommen (was der CDUler auch prompt tut).

Aber offenbar hat sie das sogar die meiste Zeit getan, wie der Correctiv-Journalist Jonathan Sachse herausfand, als er einen Bericht der Deutschen Umwelthilfe über den CO2-Ausstoß von Politiker-Dienstautos durchsah: "Damals schnitt Frau Löhrmann übrigens im Vergleich ziemlich ok ab", schreibt Sachse auf Facebook. "Sie wurde in einem Mercedes-Benz S500 Plug-In Hybrid gefahren. Durchschnittlicher CO2-Ausstoß lag bei 142 g/km. Zum Vergleich: SPD-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft fährt einen Mercedes-Benz S600, der 268 g/km ausstößt." Angeblich hat der für ihre Zwecke aber nicht mehr gereicht, weshalb sie jetzt offenbar überlegt, auf ein Tesla-Auto umzusteigen.

An dem Dopplemoral-Vorwurf ist also ziemlich wenig dran, auch wenn der im Wahlkampf für die CDU natürlich ziemlich gut funzt. Aber wo wir schon bei Doppelmoral sind: Die Petze Eusterfeldhaus hat natürlich unerwähnt gelassen, mit was für einem Fahrzeug der Spitzenkandidat der CDU, Armin Laschet, dieser Tage Wahlkampf macht. Damit nämlich:

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