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Ein neues Cannabis-Gesetz erleichtert das Leben von Tausenden. Ab dem 10. März dürfen Ärzte in Deutschland schwerkranken Patienten offiziell Gras auf Kosten der Krankenkassen verschreiben.
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Im Januar dieses Jahres wurde der Gesetzesentwurf vom Bundestag verabschiedet, jetzt unterzeichnete ihn der Bundespräsident. Am Donnerstag wurde das Gesetz im Bundesgesetzblatt verkündet. Ab Freitag gilt es.
Bisher nutzten schon mehr als 1.000 Patienten in Deutschland Gras als Medizin. Mit steigender Tendenz. Allein 2016 hat die Bundesopiumstelle 452 neue Genehmigungen erteilt. Durch das neue Gesetz wird die Zahl der Patienten wohl stark steigen. Experten rechnen damit, dass bis zu 800.000 Menschen von der neuen Regelung profitieren.
Verschrieben werden Cannabis-Blüten und -Extrakte für ganz verschiedene Diagnosen: chronische Schmerzen, Schlaganfallrisiko, Angststörungen, Depressionen, Migräne, Neurodermitis, Schlafstörungen, Schuppenflechte, aber auch Krebs- oder HIV-Patienten bekommen Gras auf Rezept. Das Gesetz erlaubt es Ärzten, eigenhändig zu entscheiden, in welchem Krankheitsfall eine Cannabis-Behandlung sinnvoll ist. Das Gras bekommen die Patienten dann in der Apotheke.
Bis jetzt war das sehr viel komplizierter. Selbst wenn Patienten einen Arzt hatten, der bereit war, sie bei der Cannabis-Therapie zu unterstützen, mussten sie sich mit einem zähen Verordnungsprozess auseinandersetzen. Danach bekamen Patienten zwar in der Apotheke auf Rezept Cannabis, mussten aber selbst dafür zahlen. Ein Gramm kostet bisher 15 bis 18 Euro. Monatlich kommen da leicht 500 Euro zusammen. Das ist ungefähr doppelt so teuer wie der Straßenpreis, der in Deutschland bei etwa neun Euro pro Gramm liegt.
In den nächsten fünf Jahren sollen Schwerkranke bei ihrer Behandlung auch wissenschaftlich begleitet werden. Dazu sollen Ärzte anonymisiert Daten erheben – über Diagnose, Krankheitsverlauf und eventuell auftretende Nebenwirkungen.
Der Stoff für die ganzen neuen Patienten muss natürlich auch noch irgendwo herkommen. Dafür will der Staat in Zukunft nicht mehr aus den Niederlanden oder Kanada importieren, sondern die Cannabis-Blüten lieber selbst anbauen. Erste Ernten in Deutschland werden 2019 erwartet.
Das neue Gesetz könnte das Verhältnis Deutschlands zu Gras verändern. Spätestens wenn es beim Hausarzt möglich sein wird, ein Rezept zu bekommen, und für viele Patienten und ihre Umgebung klar wird, dass ihnen Gras hilft und das ohne Nebenwirkungen, wird eine vollständige Legalisierung wahrscheinlicher.