Foto: Imago / Screenshot von Facebook via @XavierNaidoo
Schon erstaunlich, dass zurzeit so viel und laut über die Schmusetruppe Söhne Mannheims geredet wird. Eigentlich wird ein neues Album von denen doch kommentarlos durchgewunken – selbst wenn es einen so grotesken Namen wie MannHeim trägt. Vor allem durch den Song “Marionetten” hat sich Xavier Naidoo eben wieder an die Stammtische gemogelt. Vokabular, das man sonst nur aus rechtspopulistischen Richtungen kennt, ein denkbar einfaches Bild von Politik – Politiker sind fremdgesteuert von bösen Mächten – und ein subtiler Aufruf zur Gewalt, fertig ist der Aufreger-Song.
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Das alles stieß auch dem Oberbürgermeister Mannheims sauer auf, der von den Söhnen seiner Stadt eine Erklärung der “anti-staatlichen Aussagen in den Songtexten” forderte. Am Montagabend traf man sich schließlich im Rathaus, um drei Stunden “intensiven Austausch” zu pflegen. Was dabei aber wirklich rausgekommen ist, bleibt noch offen. Dafür hat sich Xavier Naidoo jetzt auf seiner Facebook-Seite ausführlich geäußert.
In seinem Statement akzeptiere er zwar, dass einzelne Zeilen des Songs “teilweise aus dem Kontext gerissen” und kritisiert wurden. Er bedauere aber, dass ihm wieder Dinge unterstellt wurden, obwohl er sich doch schon so oft dagegen gewehrt hätte. (Die FAZ hatte beispielsweise auf den antisemitischen Charakter vom “Puppenspieler”-Bild verwiesen, von dem im Song die Rede ist.)
Nach Xavier sei der Song nur eine “zugespitzte Zustandsbeschreibung”. Er hätte sich die Gesellschaft angeguckt und bemerkt, dass sich Teile dieser abgehängt fühlen. Warum er dann im Song das Feindbild des “Sachverwalter”-Politikers bedient und damit die Verdrossenheit weiter befeuert, bleibt offen. Ironischerweise betont er auch, dass es keine strikte Trennung von Gut und Böse gäbe.
Am Ende spricht er sich noch gegen jegliche Instrumentalisierung seiner Werke durch “entsprechende politische Gruppierungen” aus. Er könnte damit die NPD, Reichsbürger oder Querfrontler meinen, die den Song begeistert teilten. Aber woher sollen wir das wissen, er bleibt ja lieber schwammig.
Zufälligerweise wurde auch gerade ein neuer Diss-Song der Berliner Deutschpunker Radio Havanna veröffentlicht. Ähnlich wie schon Jan Böhmermanns Neo Magazin Royale haben sie den “Hurensohn”-Joke gebracht. Hier ihre Erklärung: “Xavier Naidoo ist in der Musikszene der komische Onkel, den jeder von uns hat: Alle finden ihn unmöglich, trotzdem darf er bei jeder Party dabei sein. Schwulenfeindlichkeit, Verschwörungstheorien und Antisemitismus sind aber keine lustigen Schrullen, sondern gefährlich.”
Apropos Böhermann. Was hat der eigentlich zu dem Naidoo-Statement zu sagen? Das:
Update: Comedian Michael Mittermeier hat auf die breite Kritik an Xavier Naidoo mit einem eigenen Facebook-Statement reagiert. Die “Hexenjagd” hätte schon “groteske Züge angenommen”. Der umstrittene “Marionetten”-Song wäre “schlimmstenfalls ein mittelmäßiger Kabarett-Text”, daher könne er die “Hetze” und den “Hass” nicht nachvollziehen, auch wenn er “nicht alle Verschwörungstheorien und Ansichten” Naidoos teile. Vor allem die mediale Berichterstattung wäre aber viel zu einseitig. In den Top-Kommentaren bekommt er für sein Statement größtenteils Gegenwind.