Ob NFL, NBA, NHL oder MLS, die großen US-Profi-Ligen werden auch in Deutschland immer beliebter. Wenn nicht gerade Dirk Nowitzki, Thierry Henry oder sonstige bekannte Europäer die Verbindung zwischen US-Sport und deutschen Fans herstellen, dann macht das der Super-Bowl. Ganze Themenabende werden aus dem Boden gestampft, damit US-Sport-Fans und zahlreiche Eventies bei Chicken Wings und Popcorn gemeinsam das Megaevent schauen können. Wenn dann die amerikanische Nationalhymne voller Pathos präsentiert wird und die US-Air-Force über das Stadion donnert, ist das Bild der patriotischen USA, die ihren Soldaten auf der ganzen Welt dankbar und voller Stolz huldigen, perfekt. Doch ein wenig wird da seit Jahren nachgeholfen.
Wie die US-Senatoren John McCain und Jeff Flake in einem Bericht über „den bezahlten Patriotismus” veröffentlichten, wurden jahrelang erhebliche Millionen-Investitionen vom US-Außenministerium bei diversen Veranstaltungen der verschiedenen Profi- und College-Ligen getätigt. Insgesamt hat das US-Außenministerium 53 Millionen Dollar über die letzten vier Jahre in Werbeverträge mit den Sport-Teams investiert. 10,4 Millionen seien dabei für „bezahlten Patriotismus” bezahlt worden sein, wovon 6,8 Millionen direkt vom Steuerzahler kamen.
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Laut McCain und Flake wurden so etwa im Juni 115.000 Dollar aus Steuergeldern von der New Jersey Army National Guard an die New York Jets gezahlt, um vor den Heimspielen Soldaten zu ehren. Die überwiegende Mehrheit der Gelder des Verteidigungsministeriums soll an NFL-Teams gegangen sein. Doch der Bericht bestätigt ebenfalls, dass eigentlich in allen wichtigen professionellen Sportligen der USA, wie etwa der NBA, MLB, MLS und NHL, Verträge mit verschiedenen Abteilungen der amerikanischen Streitkräfte abgeschlossen wurden, um patriotische Aktionen zu präsentieren.
Inhaltlich geht es vor allem um militärische Ehrungen vor den Spielen, einer speziellen Zurschaustellung der Nationalhymne oder dem „ceremonial first pitch” durch einen verdienten Veteran oder Soldaten. Doch auch Werbefilme für die amerikanischen Streitkräfte werden seit Jahren in den Halbzeitpausen oder vor den Spielen im Stadion und TV öffentlichkeitswirksam in Szene gesetzt.
Die größten Nutznießer dieser Verträge sollen die NFL-Teams der Atlanta Falcons, New York Giants, Buffalo Bills und (natürlich) der New England Patriots. Atlanta erhielt etwa 879.000 Dollar, während die Giants, Bills und Patriots „mindestens” 500.000 Dollar für ähnlichen patriotische Inszenierungen bekamen. Neben den professionellen Teams erhielten auch College-Teams diverse finanzielle Zuwendungen, sodass die namentlich erwähnten Indiana, Purdue und Wisconsin im gleichen Zeitraum mehr als eine halbe Million Dollar erhielten.
Vor allem die NFL verbindet eine „langjährige Partnerschaft” mit den amerikanischen Streitkräften, für die sie sogar mit einer eigenen Rubrik auf ihrer Homepage werben. Die „Unterstützung des Militärs ist Teil der Aufgaben der NFL”, heißt es dort. Im Mittelpunkt steht dabei die „Salute to Service”-Kampagne. Sie setzt Besuche von NFL-Stars auf US-Stützpunkten in Szene, sammelt Geld für verschieden Initiativen und vergibt einen eigenen Preis. So kann sich der Football-Fan ebenfalls auf der „Salute to Service”-Seite im NFL-Shop alle Fanartikel auch im Camouflage-Look kaufen.
Die Begründung von NFL und Außenministerium für diese umstrittenen Verträge: Dadurch kann die US-Armee neue Soldaten rekrutieren. Der Bericht beider Senatoren akzeptiert zwar das Argument der Rekrutierungsversuche, sieht aber eine massive Verschwendung von Steuergeldern.
Vor allem mit den Investitionen in die NFL dürfte sich das wenigstens hinsichtlich der Reichweite gelohnt haben. Millionen Amerikaner schauen Woche für Woche die Spiele in der Football-Profiliga an. Superbowl XLIX zwischen den New England Patriots und den Seattle Seahawks wurde alleine in den USA von 114,4 Millionen Zuschauern verfolgt—das ist die höchste jemals gemessene Zuschauerzahl in den USA. Sportbegeisterter und patriotischer Soldaten-Nachwuchs sollte also zu finden sein.