Das neue Video von Bundespräsidenschaftskandidat Andreas Khol (das ist der, der es lustig findet, mit Gollum aus Herr der Ringe verglichen zu werden und „des Lond und die Leit mog“) hat so ziemlich alles zu bieten, was das schwarze, möglicherweise schon etwas altersschwache Pensionistenherz begehrt.
Zuerst sticht da gleich mal das Wahlplakat ins Auge: „Für einen neuen Bundespräsidenten” steht da—der Bundesheinzi darf ja nicht mehr. Aber der Neue soll nicht nur neu, sondern auch noch erfahrener, mutiger und staatsmännischer sein. Das klingt vielversprechend.
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Dann schwenkt die Kamera von einem lächelnden Khol in der Mitte zweier lächelnder junger Männer zu lächelnden jungen Frauen, weiter zu einem lächelnden alten Mann, der Khol die Hand schütteln darf, zu Kindern, die wiederum einen lächelnden Khol und einen lächelnden Mitterlehner begrüßen, und noch einmal zurück zu lächelnden Männern mittleren Alters, die gemeinsam mit Mitterlehner und Khol interessiert eine Broschüre betrachten. Das Ganze ist in etwa genauso spannend wie es sich hier liest.
Begleitet wird die Montagesequenz von generischer Hintergrundmusik, die genauso gut aus dem Werbevideo vom Business-Brötchen-Event einer Versicherungsanstalt stammen könnte und einen affektiv sofort in ein Tiroler Wellness-Wohlfühl-Hotel mit 90er-Jahre-Charme entführt. Wirklich, ich fühle mich immer noch gekidnappt und wie es aussieht, will niemand das Lösegeld bezahlen.
Schließlich erklärt Andreas Khol (übrigens lächelnd), dass er sich auf „diese Zeit” freue und „die längste Reise mit dem ersten Schritt” beginne, den er jetzt in diesem Moment setze. Was aus dieser Ansprache nicht klar hervorgeht, ist, wie viele Glückskekse Khols Wahlkampfteam für dieses flotte Soundbite aufbrechen musste. Oder auch, dass Andreas Khol damit wohl den Beginn seines Wahlkampfes für das Amt des Bundespräsidenten meint. Dass die Bilder von der Eröffnung des ÖVP-Wahlkampfbüros stammen—von Andreas Khol selbst euphemistisch auch „Dialogzentrum” genannt—, erfährt man nur in der Videobeschreibung.
Ob nun Dialog oder doch lieber Wahlkampf ist aber egal. Immerhin ist jedes Gespräch ein gutes, bei dem Khol das letzte Wort hat. Im Grunde geht es dem rüstigen Kandidaten vor allem um die Freude, die ihm so eine Kandidatur bereitet: „Ein Wahlkampf ist etwas Herrliches, wie wäre ich sonst zum Beispiel nach Oslip (im Burgenland, Anm.) gekommen”, soll der Bundespräsidenschaftskandidat laut Kurier bei der Eröffnung unter anderem gesagt haben. Ominöserweise schaffte es dieser Sager nicht ins Best-of-Video.
Man könnte meinen, das Video spräche nur Pensionisten und Versicherungsvertreter an. Doch das ist falsch. Am Ende wird klar, dass sich sogar die ganz Jungen mit dem ÖVP-Kandidaten identifizieren können—oder zumindest sein Enkerl Ferdinand. Der macht dem lieben Großvater am Ende noch einmal Mut: „bravo grosfater du schafst das dein Ferdinand”, schreibt der Kleine samt rotem Herzchen auf ein Whiteboard. Ob es noch zu Diskussionen zwischen Enkel und Opa kommen wird, darf abgewartet werden (muss aber nicht). Denn schließlich hat Khol schon einmal festgestellt: „Wer die Jugend hat, hat die Zukunft. Wer aber die Senioren hat, hat die Mehrheit”—und in einem Präsidentschaftswahlkampf geht es nun mal vordergründig nicht um die Early Adpoter der „Generation Ypsilon”, um es mit Cathy Lugner zu sagen. Unter den Wahlberechtigten in Österreich haben die Pensionisten immer noch das Sagen.
Armin Wolf hat es in einem Tweet auf den Punkt gebracht:
Paul auf Twitter: @gewitterland