‘Das perfekte Dinner’ ist die absurdeste Sendung im deutschen Fernsehen

Im Fernsehen hat man über die Jahre schon viele absurde Dinge gesehen. Aber Das Perfekte Dinner hat über elf Jahre einen eigenwilligen Atlas der Deutschen produziert, ihrer Dörfer und Landstriche, ihres Essens und ihrer Typen – mit fast 3.000 Menschen, die hier aufgetreten sind.

In diesem Artikel soll die alte Bohlen-Regel nicht gelten, wonach jeder, der im Fernsehen auftritt, verspottet werden darf – deswegen bekommen die Teilnehmer hier kreative Falschnamen. Den Anfang macht Kandidatin 1, die die Motivation der Teilnehmer zusammenfasst: „Ich gewinne Das perfekte Dinner, weil ich auch mal was gewinnen möcht’”, sagt sie, kurz bevor sie ihren wolligen Hund Skateboard fahren lässt. Sie nahm in der letzten Woche bei Das perfekte Dinner teil, das dieses Mal im Schwarzwald stattfand.

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2.700 Sendungen gibt es bis jetzt, fünf Kandidaten hat die Show in jeder (vollen) Woche, sie kochen drei Gänge, reden übereinander und bewerten sich. Am Ende gibt es immer einen Wochensieger. Bewertet wird dabei alles: die Person, ihre Gastfreundlichkeit, die Wohnung, das Essen, die Getränke, die Nacktbilder an der Wand. Das Essen steht dabei im Vordergrund, doch irgendwie bekommen hier ganze Menschen und ihre Lebensentwürfe ein Zeugnis, weil eben überhaupt nichts unkommentiert bleibt, von den Kandidaten, dem Sprecher und den Zuschauern gleichermaßen. So die erste Frage eines anderen Teilnehmers, nennen wir ihn Kandidat 2, als das Filmteam in die Wohnung kommt: „Und? Gefällt es?” Das ist die grundsätzliche Frage der Sendung.

Deswegen schalten wohl auch zwischen 1 und 1,3 Millionen Menschen ein, essen Aufgewärmtes – und lästern oder loben, verlieben sich oder lachen über die Teilnehmer. Alles taugt hier zum Klatsch.

Zum Beispiel das: In der letzten Woche macht eine Teilnehmerin (Kandidatin 3) die Tür auf, die Holztreppe im Flur ist voller Pokale – ihr Mann fährt Trucks mit 1.800 PS, er ist Truckracer. Früher hat sie gemodelt, nun ist sie Altenpflegerin. An ihrer Wand hängen drei großformatige Bilder von ihr, sie trägt Karnevalsmasken aus Venedig, ein Tuch um die Hüften, ist mit Goldstaub besprenkelt und oben ohne („Und? Gefällt es?”).


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Das würde in anderen Formaten brutal niedergemacht werden, das vermeidet VOX aber. „Wir sind den Kandidaten positiv zugetan”, sagte Autor Eric Pfeil gegenüber jetzt.de. Das Autorenteam sorgt dafür, dass die Witze nicht zu weit gehen und die Kandidaten nicht allzu furchtbar dastehen: „Die Welt ist so bösartig, so laut, ich glaube nicht, dass man das noch verstärken muss”, sagte Eric damals im Interview. Der Humor ist mild, immer harmlos genug, dass die Kandidaten keine Angst vor ihrem Auftritt haben müssen. Die Teilnehmer bekommen einmal in der Woche ihre Hauptrolle, die sie sehr genießen. Und, oh boy, nutzen die Menschen diese eine Stunde für die größte Ansammlung von Absurditäten, die es in Deutschland je gab. Ein Dialog:

„Ich liebe Schafe.” „Sehr?” „Ja, sehr. Bei mit wohnt eines im Esszimmer.” „Im Ernst?” „Mmh.” „Lebend?” „’N blaues.” „Mmh.” „Ja, ja.” „Mmh. Ich hab’ ‘nen Goldfisch.”

Oder die Geschichte, wie sich ein Kandidat und seine Lebensgefährtin kennenlernten:

„Ich dachte eigentlich, er sei gay“, so wie er dasaß und in der Sonne Rosé trank, neben ihm seine Handtasche, die Beine überschlagen und mit engem Hemd. Sie hat sich nur zu ihm gesetzt, weil sie sicher war, von ihm in Ruhe gelassen zu werden.

Oder wenn die eine Kandidatin ihr Holzspecht-Spielzeug auf französisch disziplinieren will („Arrête!”), weil es vom Weihnachtsmarkt aus Frankreich kommt.

Und das alles nur aus einer Woche. Das passiert, wenn man ganz normalen Menschen für eine Stunde eine Hauptrolle im Fernsehen gibt und dabei möglichst schonend behandelt. „Ein bisschen verrückt ist völlig normal” hatte Kandidatin 4 in der Küche hängen, so gilt es wohl für die Sendung. Oder wie Autor Eric Pfeil sagte: „Menschliche Abgründe kann man nicht herausschneiden”.