Dass Oberösterreich das Mekka für österreichische Musik ist, sollte bald mal jeder verstanden haben. Die halbe Musikindustrie kann sich im ärgsten Bauerndialekt unterhalten, weil sie aus irgendeinem Kaff in OÖ kommt (LG vom Autor aus Vorchdorf, wir haben einen Mäci tho) und jede zweite, gute Band kommt aus den Nachbarorten dieser Kaffs. Bilderbuch sind da nur die Vorhut. Das haben wir vielen Faktoren zu verdanken. Die vielen Kulturvereine sind einer davon und Festivals wie das Rock im Dorf ein anderer. Und wenn ihr euch das LineUp dieses bewusst klein gehaltenem Festivals anschaut, wisst ihr warum.
Das Rock im Dorf findet bereits zum 13. Mal in Schlierbach, der Heimat des stinkendsten Käses weltweit (citation needed), statt. Wenn man es schafft, ein Festival über einen so langen Zeitraum erfolgreich aufzustellen, muss man irgendwas richtig machen. Was genau, sagen wir euch jetzt in dieser kleinen Liebesbotschaft an das Rock im Dorf. Fangen wir beim Offensichtlichsten an:
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Das LineUp spiegelt die gesunde österreichische Szene perfekt wider
Ich sag euch nichts Neues, wenn ich den guten Ruf österreichischer Musik erwähne. Eine stetig angehobene Professionalisierung und ein florierender Livemarkt haben die spannendste österreichische Musik der letzten Jahrzehnte hervorgebracht und das Rock im Dorf war immer schon an der Spitze dieser Entwicklung. Schaut man sich die LineUps der letzten Jahre an, wisst ihr, was ich meine. Wandl, Wanda, Bilderbuch, Leyya (die auch heuer spielen), Gerard, Ant Antic haben ihren Rock im Dorf gelassen. Und die Liste geht so (fast) unendlich weiter.
Und dieses Jahr haben sie den Querschnitt aus den größten Genres fast noch besser hinbekommen: Crack Ignaz, Texta, Farewell Dear Ghost, Motsa, Mavi Phoenix und die Crispies möchte ich besonders hervorheben, das restliche LineUp steht dem natürlich nichts nach. Die Balance zwischen Festivalcrowdpleaser und Liebhabermusik haben sie schon lange gefunden, damit machen sie sehr viele Menschen glücklich und somit auch uns.
Für EDM muss man nach Salzburg:
Die Umwelt ist ihnen nicht scheißegal
Wenn mit euren Freunden mal abends im Park sitzt und vielleicht ein bisschen ein Bier und Humus konsumiert, räumt ihr sicher den Müll auch wieder weg. Dann wisst ihr, wie schnell da einiges zusammenkommt. Jetzt stellt euch vor, alle eure 2.000 Freunde kommen für drei Tage zusammen und feiern im Stehen. Da kommt ein bisschen mehr zusammen. Dessen ist sich das Rock im Dorf sehr bewusst und hat ein Umweltkonzept aufgestellt, das auch schon vom Klimabündnis Oberösterreich mehrfach ausgezeichnet wurde. Ich zitiere von ihrer Website:
- Lasst euer Auto zuhause, wir unterstützen die Anreise per Zug und Fahrrad!
- Wir bieten gratis Shuttlebusse für alle Bahnreisenden zum Kerngelände.
- Außerdem befindet sich der Bahnhof Schlierbach nur ca. 15 Gehminuten vom Festivalgelände entfernt.
- Alle, die ohnehin nicht weit vom Gelände entfernt wohnen, aber auch für motivierte BesucherInnen, die einen weiteren Weg vor sich haben, bietet sich die Anreise mit dem Fahrrad an.
- Wir setzen auf kurze Güterwege: Das Essen, das wir anbieten, kommt in aller Frische auf die Teller und stammt direkt aus der umliegenden Region.
- Da gerade am Campingplatz viel Müll entsteht, animiert die Campingplatzaufsicht die BesucherInnen zur Mülltrennung und erleichtert dies durch färbige Müllsäcke.
- Wir setzen auf Mehrwegbecher, das schont Ressourcen und verkleinert den Müllberg.
Unter tags kann man mehr machen, als sich anzusaufen
Wer auf Festivals zeltet, kennt das Dilemma: Um allerspätestens 10:00 Uhr wird man von der Sonne aus dem Zelt gejagt, sonst droht der Hitzekollaps. Bis die nächste Band spielt, dauert es noch viel zu lange und weiterschlafen ist auch nicht drinnen, weil die Nachbarn ihren aktuellen Goa-Mix zum zehnten Mal dem ganzen Zeltplatz vorspielen müssen. Dem gemeinen Festivalbesucher bleibt also nichts anderes übrig, als sich ein Bier aufzumachen und vielleicht dabei in den Bach zu setzen. Gibt ja keinen gscheiten Zeitvertreib sonst.
FALSCH. Das Rock im Dorf ist vielleicht das aktivste Musikfestival Österreichs. Bevor um etwa 18:00 Uhr die Bands sich um euer Aufmerksamkeitsdefizit kümmern, kann man sich mit Aktivitäten wie Flunkyball, “revitalisierendem Festival-Pilates mit Erika Lachmayr” (!!!), Bierpong oder Flipcup die Zeit vertreiben. OK, eventuell haben die meisten Sachen doch wieder mit Bier zu tun, aber wir empfehlen zu den Zeiten noch eher alkoholfreies Bier, sonst könnte sich das bis zum Headliner nicht mehr ausgehen. Oder ihr macht einfach Festival-Pilates. Es heißt, man sei danach äußerst revitalisiert.
Hier noch die Hardfacts zum Festival
14. – 15. Juli 2017
Schlierbach, Oberösterreich
Festivalpass: 40 Euro
Tagesticket: 30 Euro
LineUp: lit
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