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Das Super-Liegerrad der Zukunft sieht aus wie eine überdimensionierte Pille

Das ARION1 ist 40mal aerodynamischer als ein Bugatti Veyron, soll angeblich mit einem Tempo von 144 Stundenkilometern fahren können und dabei eines Tages auch noch genügend Energie erzeugen, um ein durchschnittliches Wohnhaus zu versorgen. Wenn Smart-Bikes uns schlauer machen können und reflektierende Fahrräder ihre Besitzer besser aussehen lassen, dann ist es höchste Zeit, dass sich auch mal etwas beim nicht unwesentlichen Fahrrad-Feature der Geschwindigkeit tut. Das ARION1 verspricht genau dies schon bald zu verwirklichen.

Entwickelt wurde das ARION1 vom University of Liverpool Velocipede Team (ULVT) mit dem ambitionierten Ziel, das schnellste von Menschenkraft angetriebene Fahrzeug herzustellen. Die Forscher wollen endlich den Rekord nach England holen. (Auch die größten Wissenschaftler sind halt nur Menschen mit simplen Wettbewerbsphantasien.) 

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Aktuell liegen die Niederlande mit 133,78 km/h im Rennen um die Krone der Pedalgeschwindigkeit an der Spitze—aufgestellt bei einer offiziellen Demonstration unter Aufsicht der International Human Powered Vehicle Association (IHPVA). Hier das Gewinnervideo des jährlichen Wettbewerbs am Battle Mountain in Nevada, bei dem die Niederländer 2013 mit dem VeloX3 den Rekord aufstellten.

Nun haben die Briten angekündigt, ihren ARION1 für nächsten Mai startklar zu haben und im September 2015 bei der jährlichen Veranstaltung der IHPVA den Titel holen zu wollen. Auch wenn das Gerät keineswegs so aussieht, handelt es sich tatsächlich um ein Fahrrad. Es wiegt federleichte 25 Kilo und der Fahrer ist liegenderweise so dicht am Boden wie möglich positioniert.

Das gesamte Gefährt ist von einer aerodynamischen Karbonfaserhülle umgeben, dank derer das Fahrzeug kaum Luftwiderstand hat und die unglaublichen Geschwindigkeiten tatsächlich mit reiner Pedalkraft erreicht werden können. Die äußere Form der Hülle beruht auf den selben wissenschaftlichen Erkenntnissen, die auch auf Flugzeugtragflächen angewendet werden, inklusive einer umgedrehten Tränenform, die während der Fahrt förmlich durch den Luftwiderstand schneidet.

ARION1 von hinten. Alle Bilder mit freundlicher Genehmigung von ULVT, Benjamin Hogan.

Während ein herkömmliches Rad die Gänge mit 4:1 übersetzt, hat das ARION1 ein wesentlich höheres Übersetzungsverhältnis von 17:1. Die acht Ingenieure, die an dem Zukunftsrad bauen, wollen den Wettbewerb in der Kategorie der weiblichen und der männlichen Fahrer gewinnen. Um die Höchstgeschwindigkeit von über 140 km/H zu erreichen, muss der Fahrer dazu in der Lage sein, bis zu 700 Watt per Pedalkraft zu produzieren.

Um also wirklich schnell zu fahren reicht es nicht täglich mit dem Rennrad zur Arbeit und zum Supermarkt zu sausen. Die Fahrer absolvieren stattdessen ein 16-monatiges Trainingsprogramm. Und wenn das Team nun drei Monate vor dem Wettkampf feststellen muss, dass es die falsche Person ausgewählt hat, wäre das ein ziemliches Desaster.

ARION1 von vorne.

Die weißblaue Riesenpille scheint rein intuitiv ihren pfeilschnellen Weg zu finden, doch auf so viel Gefühl lassen sich die Wissenschaftler nicht ein. In die Außenhülle ist eine Windschutzscheibe integriert, durch die der Fahrer liegend und ohne seine Kopfposition zu verändern auf die Straße schauen kann. Da jede minimale Unebenheit die Stromlinienform irritiert ist die Scheibe perfekt integriert.

Philippa Oldham vom ULVT erzählte gas2.org in einem Interview: „Es ist eine extrem schwierige Aufgabe, ein durch Menschenkraft angetriebenes Fahrzeug auf 140 Stundenkilometer zu bekommen… doch mit dem richtigen technischen Ansatz ist es möglich.”