Popkultur

‘Das Sommerhaus der Stars’ zeigt, warum Beziehungen generell eine schlechte Idee sind

Hinter uns liegen Jahre voller Hau-drauf-Romantik mit fusseligen Picknick-Decken und Asti-Flaschen auf dem Feld (Bauer sucht Frau), und Jahre, in denen uns demonstriert wurde, dass Intimität nur dann nicht lustig ist, wenn sie zwischen schönen Menschen stattfindet (Schwiegertochter gesucht). Nach all dieser Zeit muss ich jetzt langsam aber sicher einen Verdacht äußern: Kann es sein, dass RTL versucht, uns unterschwellig zu ewigen Singles zu erziehen?

Wenn es eine große Erkenntnis aus der zweiten Folge von Sommerhaus der Stars gab, dann die, dass Liebe eine Lüge ist. Letzte Woche gab es die vielleicht unangenehmste Anreihung von Sex-Kommentaren, die man jemals in einem deutschen Reality-Format ertragen musste, und Gaslighting vom Feinsten. Diese Woche bröckelte auch der letzte Rest Bonnie & Clyde-Charme, den sich die Pärchen bis dahin aufrechterhalten hatten.

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Die Folge begann mit einer Diskussion, wie man sie aus jeder Komödie kennt, die da ansetzt, wo das Happy End normalerweise aufhört: Es ging um Geschirr. Ex- Bachelorette-Kandidat Aurelio, in seiner selbstgewählten Rolle als menschgewordenes Patriarchat, versteht nicht, warum es seine Aufgabe ist, seinen Teller wegzuräumen. Seine Lebensabschnittspartnerin Lisa, “Fitness-Trainerin und Ernährungsberaterin“, saß derweil unangenehm berührt im Hintergrund und hat sich vielleicht gefragt, ob es wirklich so eine gute Entscheidung war, sich jemanden anzulachen, den schon die vorvorletzte Bachelorette nicht wollte.

Allgemein könnte die zweite Sommerhaus-Folge auch unter dem Titel “Was, wenn ich plötzlich merke, dass mein Partner nicht sehr schlau ist?” laufen.

Kandidat Ennesto weiß nicht sehr viel über Frauen | Foto: MG RTL D | Stefan Menne

Nachdem in der ersten Challenge die Frauen (und Ex-Sonnenstudio-Besitzer Matthias) Wasser mit Schwämmen an ihrem Körper aufsaugen und anschließend wieder ausdrücken mussten, ging es bei der zweiten um einen anderen Muskel: das Gehirn. In einer Art SAW mit Zwiebeln mussten die Männer der Runde ihren Kopf in einen Glaskasten zwängen und Fragen zu “Frauenthemen” beantworten. Wussten sie eine Antwort nicht, wurde ihnen das tränentreibende Gemüse in den Glaskasten geschreddert.

Kein Einziger konnte beantworten, wie viele Schamlippen eine Frau hat (vier. Wir wiederholen: Die Antwort ist vier.), aber auch sonst bekleckerte sich niemand mit Ruhm. Helena Fürst wirkte für eine Sekunde beinahe glücklich, als das Gesicht ihres Lebensabschnittspartners nach und nach vollkommen hinter Zwiebeln verschwand. Am schönsten war allerdings der Ausdruck absoluter Panik in Nico Schwanz’ Gesicht, wann immer ihm seine Saskia eine Frage vorlas, auf die er die Antwort nicht wusste: “Wofür stehen die Buchstaben o.b.?” – “Oral ….?” (Antwort: ohne Binde.)

Die Motivation der Ex-Bachelor-Kandidatin Saskia wich dann aber ziemlich schnell absoluter Fassungslosigkeit. Als Männermodel Nico dann irgendwann endlich aus dem Zwiebelkasten befreit war, kam es auf dem Weg zurück zum Haus zu einem Dialog, der nur durch einen Blick Saskias in die Kamera, als wäre sie bei The Office, hätte besser gemacht werden können.

Nico: “Ich bin nunmal keine Frau, Schatz.”

Saskia: “Ja, aber du bist Friseur!”

Matthias Mangiapane und Hubert Fella (seit 2011 verlobt) schienen derweil in der Phase der Beziehung angekommen zu sein, in der einen schon das bloße Atmen des Partners zu Tode nervt – wobei Hubert den Part des Treudoofen einnimmt, der nie so richtig zu verstehen scheint, was das Problem ist. Erst plauderte er aus, dass der schicke Männerbadeanzug von Hubert bereits 20 Jahre alt ist, dann riet er ihm, den Bauch einzuziehen, und verstand dann noch nicht mal, dass sie die zweite Challenge bestanden hatten.

Lustige Challenge oder der visualisierte Albtraum eines Kleinkindes? Foto: MG RTL D | Stefan Menne

Dass Außenstehende außerdem immer besser wissen, wie es wirklich um die Beziehung anderer bestellt ist, zeigte sich hervorragend an Giulia Siegel. Die hatte es sich zur Aufgabe gemacht, Helena Fürst auf das offensichtlich angespannte Verhältnis zu Ennesto anzusprechen. Man musste allerdings kein Paartherapeut (oder die Tochter eines Schlagerproduzenten) sein, um in Frage zu stellen, wie viel Zuneigung wirklich zwischen dem Paar existiert, das sich übrigens auf eBay kennengelernt hat. “Vielleicht habe ich einen Wunsch, nicht mehr mit dir zusammenzubleiben, wenn du so bist, wie du bist”, fasste der Sänger schließlich den aktuellen Stand seiner Gefühle zur ehemaligen Dschungelcamp-Kandidatin zusammen. Zuvor hatte er sie vor den Augen aller ausgiebig beleidigt.

Gerade als eine Massentrennung schon in der Luft lag, kam die dritte und letzte Challenge und machte alles wieder gut. Die Männer wurden in ausgesprochen albern aussehende Tierkostüme gesteckt und mussten anschließend, ohne etwas sehen zu können, von ihren Partnerinnen (und Matthias) per Stimme durch einen Hindernisparcour gelotst werden. “Ich weiß nicht, ob ich beim Fernsehen schon einmal so gelacht habe”, sagte ein Kollege über diese absolute Sternstunde des deutschen Trash-TV. Ich persönlich wünsche mir jeden Fernsehpreis der Welt für die Person, die sich dieses Spiel ausgedacht hat.

So wundervoll das Spektakel für die Zuschauer war, so heilsam war es anscheinend auch für die Kandidatinnen und Kandidaten. Für einen Moment schienen die zwischenmenschlichen Probleme vergessen und es regnete Zärtlichkeit und innige Zuneigungsbekundungen. Schon nach zwei Folgen lässt sich allerdings ahnen: Dabei wird es nicht bleiben. Helena Fürst und Ennesto Monte scheinen bereits nur noch durch den Wunsch miteinander verbunden zu sein, noch ein bisschen länger im Fernsehen stattfinden zu können, während die betonte Harmonie bei Nico Schwanz und Saskia Atzerodt ähnlich stabil wirkt wie die aktuelle Beziehung zwischen den USA und Nordkorea.

Beinahe folgerichtig verließ dann auch das Paar das Haus, dem man noch am ehesten das ewige Glück zutrauen würde – Jana und Manni Ludolf.

Neben allem Drama lässt sich allerdings auch eine wichtige Erkenntnis vom Sommerhaus ableiten. Wenn man in seiner Beziehung an einen Punkt gekommen ist, an dem man seiner besseren Hälfte eigentlich nur noch ins Gesicht schlagen möchte: Einfach mal ein lustiges Tierkostüm anziehen.

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