Ich habe mal geträumt, dass ich in einen Busunfall verwickelt war. Die Details sind immer noch in mein Gedächtnis eingebrannt: Der rote Doppeldeckerbus überschlug sich und seine grauen Sitze wirbelten durch die Luft – und alles, woran ich denken konnte, war, dass ich auf keinen Fall zu spät zum Unterricht kommen möchte. Als ich am Morgen aufgewacht bin, habe ich meine Menstruations-App gecheckt. Laut ihr stand meine Periode eineinhalb Wochen bevor.
Hormone können so einiges mit unserem Kopf anstellen. Ich persönlich fange zum Beispiel willkürlich an zu weinen, wenn ich mich während meiner Tage daran erinnere, dass George Michael tot ist. Ist es also so weit hergeholt zu glauben, dass sie auch einen Einfluss darauf haben, was in unserem Kopf passiert, wenn wir schlafen?
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Wie bei so vielen Dingen, zeigt mir das Internet auch hier, dass ich mit diesem Gedanken nicht alleine bin. In einem Reddit-Thread teilen mehrere Leute die absurden Träume, die sie immer dann bekommen, wenn sie sich am Anfang oder der Mitte ihrer Periode befinden. “Ich habe gerade mit PMS zu kämpfen und hatte gestern Nacht einen schrecklichen Traum!”, schreibt eine Nutzerin. “Das passiert nicht jedes Mal, wenn ich kurz davor bin, meine Tage zu kriegen. Aber manchmal habe ich drei bis vier Nächte lang bizarre, aber nicht unbedingt schlechte Träume, bevor meine Periode anfängt.”
Dr. Irshaad Ebrahim vom London Sleep Center erklärt, dass Träume vor allem in der sogenannten REM-Phase auftreten. In dieser Phase, die normalerweise 90 Minuten nach dem Zeitpunkt des Einschlafens beginnt, ist das Gehirn besonders aktiv. Wer während dieser Phase aufwacht, erinnert sich deswegen auch besser an das, was er geträumt hat. “In der Lutealphase, der Woche, bevor deine Periode beginnt, hast du weniger REM-Schlaf”, sagt Ebrahim. “Die Theorie ist, dass das höhere Progesteronlevel dafür verantwortlich ist.” Gleichzeitig, so der Experte, würden Frauen vor oder während ihrer Menstruation öfter von Schlafstörungen berichten.
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Insgesamt träumen wir also unter Umständen weniger, die Schlafunterbrechungen erhöhen allerdings die Wahrscheinlichkeit, dass wir während der REM-Phase aufwachen – und uns demzufolge besser an unsere Träume erinnern könnten.
Progesteron wird nach der Ovulation von dem sogennanten Corpus Luteum (“Gelbkörper”) produziert, erklärt die Gynäkologin Dr. Christiane Northrup. Es soll dabei helfen, die Schwangerschaft aufrechtzuerhalten. Gibt es allerdings keine befruchtete Eizelle, braucht der Körper diese hormonelle Unterstützung auch nicht, das Progesteronlevel sinkt wieder und wir bekommen unsere Periode. Eine der Nebenwirkungen ist allerdings, dass unsere Körpertemperatur steigt – einer der Gründe dafür, dass viele menstruierende Personen Probleme damit bekommen, durchzuschlafen. “Am Tag vor deiner Periode passiert hormonell sehr viel in deinem Körper”, sagt Northrup. “Diese Veränderungen können sich negativ auf dein Schlafverhalten auswirken.”
Wenn wir dann endlich schlafen, könnten unsere Träume laut der Expertin durchaus widerspiegeln, was wir körperlich gerade durchmachen. Sie glaubt, dass “Träume ein wundervoller Weg sind, um dir zu zeigen, wo du dich hormonell gerade befindest”. Bevor bei ihren Patientinnen die Menstruation einsetzt, beschreiben die häufig Träume, in denen es um Schlamm, Badezimmer und Dinge geht, die zerbrechen. (In Anbetracht der Tatsache, dass die Gebärmutterschleimhaut kurz davor ist, aus deinem Körper zu fallen, scheint das alles ziemlich nachvollziehbar.)
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Obwohl Northrup also glaubt, dass Hormone eine Rolle dabei spielen könnten, wie und was wir träumen, hält sie es für wichtig, das alles nicht nur auf biologische Aspekte zu reduzieren. “Wir möchten nicht, dass Frauen sich als Opfer ihrer Biologie sehen. Für diesen Diskurs dürfen wir uns bei 5000 Jahren Patriarchat bedanken”, erklärt sie.
Wenn du also das nächste Mal träumst, nackt durch Schlamm zu waten, musst du nicht googlen, welche Ängste das angeblich symbolisieren soll. Kontrolliere stattdessen lieber, ob du noch genug Tampons zu Hause hast.