Dieser Artikel entstand im Rahmen der Desperados-Kampagne #espassiert
Er ist der Falco der österreichischen Rap-Szene. Heuer brachte er sein achtes Album mit dem Titel Irreversibel heraus, hat ein eigenes Filmstudio, seit kurzem ein Modelabel und darf manch einen österreichischen Politiker “Brudi” nennen. Heute ist Nazar so bekannt, dass er vor allem anderen Menschen unvergessliche Momente ermöglichen kann. Zwei seiner Fans stand er im Zuge der #espassiert-Kampagne ein Wochenende lang als Rapcoach, Modeberater und Shootingpartner zur Seite und ließ sie als VIPs an seinem Konzert teilhaben. Zurzeit passiert viel Gutes in seinem Leben. Als sein erstes Video auf MTV lief, saß er jedoch in Untersuchungshaft und war völlig broke.
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Wer mich verfolgt, weiß, dass ich nicht erst seit Camouflage gute Musik gemacht habe, sondern vom ersten Album an. Nur haben wir damals nicht so die Props dafür bekommen.
Mit 16 Jahren arbeitet Ardalan Afshar tagsüber auf einer Baustelle, nachts im Wienerwald. Die Heimwege im Nachtbus Richtung Favoriten, nützt er, um über sein beschissenes Leben nachzudenken. Er beginnt, wie er es nennt, “illegale Sachen zu machen”, verdient plötzlich ohne Aufwand viel Geld. Irgendwann beschließt er, dass er so nicht weitermachen will. Das ist der Moment, in dem es passiert: Rapper Nazar wird geboren. Das war jedoch nicht der Zeitpunkt, ab dem alles einfach wurde.
2006 beginnt er Musik zu machen. Nach einer Operation ist er ein Jahr lang ans Bett gefesselt und setzt sich zum ersten Mal mit HipHop auseinander. Auf Krücken nimmt er seinen ersten Track auf, den er dann auf myspace hochlädt. Plötzlich hat er eine Fanbase.
2008 passiert es: Sein erstes Album Kinder des Himmels erscheint, im Jahr darauf Paradox. 2010 produziert er gemeinsam mit Rapper RAF Camora das Album Artkore. “Ich war schon seit dem ersten Album extrem bekannt und ich konnte nicht auf die Straße gehen, ohne erkannt zu werden. Aber Geld hab’ ich keines gehabt.” Während der ersten vier Jahre wird er von seinem damaligen Label beschissen. “Die Zeit hat mich viele Kopfschmerzen, viel Risiko und Schulden gekostet. Aber nach vier Jahren ist es passiert. Die erste Überweisung kam nach dem Album Fakker—es war nicht viel, weil es damals noch Verträge mit Wolfspack gab und ich alles selber bezahlen musste. Aber das war das erste Mal, wo ich mir gedacht hab: OK, arg, man kann wirklich ein bisschen Geld damit machen. Es waren ja Peanuts, die ich da überwiesen bekommen hab, aber es war sauberes Geld.”
2014 erlangt er mit dem Album Camouflage zum ersten Mal Goldstatus. In Deutschland landet das Album auf Platz zwei. Über eine halbe Million an Produktionskosten, Marketing und Videokosten verschluckt das Album—128 Konzerte spielt er in diesem einen Jahr vor ausverkauften Hallen. “Und dann ruft das Label an und sagt: ‘Ey geil, wir haben gut Kohle verdient, obwohl wir viel ausgegeben haben. Alles ist gut. Aber was kommt als Nächstes?’ Und dann kommt der Druck.”
2009 landet sein Album Paradox sechs Wochen vor dem offiziellen Release im Internet und wird über 3 Millionen Mal illegal runtergeladen. Nazar will sich aus dem Musikbusiness zurückzuziehen, kündigt dies sogar öffentlich an. Wochen später passiert es: Das Album ist trotzdem ausverkauft—und er macht weiter.
Sich als Österreicher an der Spitze zu halten, war nicht immer leicht für ihn. Nach guter, alter Gangstermanier wird er zu dieser Zeit von vier der bekanntesten Rapper Deutschlands gedisst—unter anderem Farid Bang und Bushido. Viele fragten sich damals, warum er nicht zurückdisst. “Ich hätte ja die Plattform, um sie auseinanderzunehmen. Ich hätte zum Beispiel Irreversibel mit einem Disstrack ankündigen können, aber das ist einfach nicht mein Stil. Das waren einfach nur Beleidigungen à la “Nazar ist ein Opfer” oder “Nazar muss sich auf einen Bierkasten stellen”—lächerlich. Das hat mich weder getroffen, noch hat es mir geschadet.”
Wer weiß, was in zehn Jahren passiert. Vielleicht bin ich dann die ganze Zeit pleite, weil ich die ganze Kohle, die ich mit meiner Musik verdient hab, in irgendwelchen Bordellen und für Schmuck liegen gelassen hab.
Und weil Nazar nur Politiker und keine Rapper disst, musste er vor allem mit seiner Musik glänzen. “Ich möchte aber keine Musik machen, die sich gut verkauft, mir aber nicht gefällt. Und deshalb habe ich bei jedem Album versucht, etwas Neues zu machen.”
So ist er für sein letztes Album durch drei Länder gereist, um die Texte zu schreiben. In Österreich wurde es aufgenommen, in den USA die Videos gedreht. “Alleine die Flugtickets nach Amerika haben mehr gekostet, als 90 Prozent der Deutschrap-Alben. Im Endeffekt ist es wieder passiert, haben wir wieder Gold geholt. Aber jetzt brauch’ ich erst mal Urlaub.”
Urlaub braucht er auch von der Deutschrap-Szene und dem momentane Cloudrap-Hype: “Junkie-Musik”, wie er sie nennt. Es macht ihn wütend, dass sich niemand kritisch äußert, dass nichts passiert.
“Ich respektiere sie dafür, dass sie ihr Ding durchziehen, ohne dabei ekelhaft zu werden und Leute zu beleidigen. Aber rein musikalisch ist die Cloud-Rap-Szene eine Katastrophe und was sich in Deutschland gerade abspielt, dass alles nur noch vom Beef lebt, darauf habe ich auch keinen Bock. Diese Deutschrap-Szene ist ein Bastard! Denen geht es nur um die eigene Geldtasche. Wie kannst du zusehen, dass Deutschland, Österreich und die Schweiz so einen extremen Rechtsruck erleben und du beschäftigst dich den ganzen Tag damit, welchen anderen Rapper du als nächstes beleidigen willst, damit du dann mehr CDs verkaufst? Anstatt deine 5 Millionen Facebook-Fans und Twitter-Follower dafür zu mobilisieren. Zurzeit warte ich auf den Moment, in dem ich wieder Bock habe.” Was, wenn Nazar irgendwann wirklich keinen Bock mehr hat?
“Wer weiß, was in zehn Jahren passiert. Vielleicht bin ich dann pleite, weil ich die ganze Kohle, die ich mit meiner Musik verdient hab’, in irgendwelchen Bordellen und für Schmuck liegen gelassen hab’. Aber solange es mir Spaß macht und ich mich verwirklichen kann, bleibe ich auf jeden Fall dabei. Rap ist nicht altersabhängig. Weil ich meine Texte nicht auf “Fick-deine-Mutter-du-Bastard”-Passagen beschränkt habe, kann ich in zehn Jahren immer noch Musik machen.”
Nazar ist heute auf dem Höhepunkt seiner Karriere und kann vor allem anderen Menschen unvergessliche Momente ermöglichen – gemeinsam mit Desperados im Zuge der #espassiert Kampagne. Was Luis, Gabriel und Nazar zusammen erlebt haben, seht ihr im Video unter www.espassiert.at
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