Slayer vs. Bring Me The Horizon: Der Musikvideo-Krieg

Falls du dich je gefragt hast, warum im Metal immer dermaßen auf Blut und Gewaltdarstellungen abgegangen wird, haben wir die mindblowing Antwort für dich: Da sitzt jedem Metalhead der Teufel im Nacken. Metal ist doch schließlich die Musik des Satans! Darum machen Metalfans auch immer dieses unheilige Handzeichen, mit dem sie den Kopf des Gehörnten nachahmen, um ihm zu huldigen. Und der Teufel findet natürlich auch Gewalt ziemlich ansprechend. Da man sich als Metalhead nun schlecht durch die reale Welt schlachten kann, befriedigt man die blutdurstigen Bedürfnisse eben, indem in den Musikvideos ordentlich gesplattert wird. Klischees wollen ja schließlich auch bedient werden.

So auch heute, als sowohl die Thrash-Legenden Slayer als auch die Trash-Legenden Bring Me The Horizon neue Videos veröffentlicht haben, in denen fröhlich das CGI-Blut spritzt. Dafür schonmal eine höfliche Verbeugung, denn ab und zu müssen wir unser Gehirn schließlich von einem künstlichen Strudel der Gewalt leerspülen lassen. Es muss ja nicht immer sozialkritisch gehaltvoll sein.

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Aber wenn diese beiden so ungleichen Metalbands schon am gleichen Tag mit einem gewalttätigen Video über unseren Bildschirm flimmern, wollen wir doch mal analysieren, welcher der musikalischen Kurzfilme besser ist. „Follow Me“ von Bring Me The Horizon beginnt mit den romantischen Worten: „Liebe ist blind, taub und verdammt dumm.“ Fühlen wir. Die blitzschnellen Einblendungen von Demonstrationen, Chaos und Maden erinnern an das tausendste Intro eines Zombiefilms. Wir fühlen nichts. Das tut der Typ, der auf dem Boden liegt, während ein Golden Retriever seinen Kopf abschlabbert übrigens auch nicht mehr. Dafür ist sein Kopf dann wohl doch zu demoliert. Wobei die Verletzungen schon sehr künstlich aussehen. Und als wenig später der Blut-sabbernde Hund einfach so erschossen wird, fühlt sich das auch nicht richtig an. Dafür ist das Schussgeräusch zu Moorhuhn-mäßig, das Blut zu pixelig.

Aber sagen wir es, wie es ist: Die halbherzigen Effekte und leblosen Zombies sind gar nicht so das Problem; die Hauptperson ist es. Der Typ, der in seinem alles abschottenden Zustand des Verliebtseins dämlich durchs Video schreitet, geht uns schon nach den ersten 30 Sekunden furchtbar auf die Nerven. Dass der dazugehörige Song eine der ruhigen und sehr, sehr poppigen Nummern des eigentlich grandiosen That’s The Spirit ist, macht es nicht besser. Das alles wirkt einfach zu cheesy, um wirklich ernstgenommen werden zu können. Wahrlich kein Video, um deinen Freunden zu zeigen, dass deine Liebe zu Bring Me The Horizon total berechtigt ist.

Mit „You Against You“ lassen Slayer dagegen schon von der ersten Sekunde an keinen Zweifel, dass hier kein Platz für jugendliche Liebeleien sind. Die alte Garde musste schon zu oft durch Scheiße waten, um jetzt noch lächelnd durchs Leben zu schreiten. Außerdem ist das hier ein gottverdammtes Metal-Riff, da wird nicht gelächelt! Und deswegen ziehen Slayer lieber einen siebenminütigen Action-Flick ab, in dem das männliche Pendant zur Kill Bill’schen Braut gegen unzählige dumme Gegner kämpft und gönnerhaft Kugeln in Körperteile jagt. Man könnte auch sagen: Er infiziert sie mit Metal, ahem.

Das Ganze wurde natürlich in der kalifornischen Wüste gedreht, in der bis heute unzählige Wracks von Flugzeugen und Hubschraubern rumliegen. Ein würdiger Ort also, um Tom Araya und Kollegen breitbeinig in den Staub zu stellen und sie finster dreinschaun zu lassen. Wenn uns jemand angepisst anstarren darf, dann Araya. Aber noch lieber wollen wir sehen, wie der lächelnde Typ aus „Follow Me“ in das Slayer-Setting stolpert. Erst würden ihn die bretternden Thrash-Riffs die Kopfhörer vom Kopf schlagen, dann würde ihm der Augenklappen-Mann ein paar Mal in den Bauch boxen und eine Kugel ins Schienbein jagen. Einfach so, während dann doch ein Lächeln über Arayas zerfurchtes Gesicht blitzt.

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