Spanien wurde wieder Opfer von Terror. In Barcelona und im nahen Küstenort Cambrils ereigneten sich am Donnerstagabend und am frühen Freitagmorgen zwei Anschläge. Zahlreiche Menschen wurden getötet und verletzt. Einige der mutmaßlichen Täter wurden erschossen oder verhaftet, andere sind auf der Flucht.
Die Taten
Am Donnerstagabend gegen 17 Uhr raste ein weißer Lieferwagen in Barcelona mit etwa 80 Stundenkilometern auf die belebte Flaniermeile Las Ramblas. Der Fahrer soll den Wagen in einem 500 Meter langen Zickzackkurs in eine Menschenmenge gesteuert haben, bis er auf dem Pla de l’Os zum Stehen kam.
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Bei einem weiteren Anschlag am Freitagmorgen, gegen 1:20 Uhr, erschoss die Polizei im etwa 100 Kilometer von Barcelona entfernten Küstenort Cambrils laut eigenen Angaben vier mutmaßliche Attentäter. Ein weiterer erlag später im Krankenhaus seinen Verletzungen. Die Männer sollen auf der Strandpromenade in einem schwarzen Auto mehrere Passanten überfahren haben. Insgesamt wurden sechs Zivilisten und ein Polizist verletzt. Wie die Zeitung La Vanguardia zunächst berichtete, hätten die Verdächtigen Sprengstoffgürtel und Waffen bei sich getragen. Mittlerweile erklärte das katalanische Innenministerium, dass es sich dabei um Attrappen handelte.
Die Opfer
In Barcelona starben 13 Menschen, mehr als 100 wurden verletzt. Die Nachrichtenagentur AFP zitiert den spanischen Zivilschutz, wonach Menschen aus 18 Nationen von dem Anschlag betroffen sind. Laut dem Heute Journal sind drei Deutsche unter den Toten, ein Sprecher der Bundesregierung hat bislang aber nur bestätigt, dass 13 Deutsche verletzt worden sind. Aufgrund der Schwere mancher Verletzungen könne nicht ausgeschlossen werden, dass die Zahl der Todesopfer noch steigt, sagte der Innenminister der katalanischen Regionalregierung, Joaquim Forn.
Die mutmaßlichen Täter
Die Polizei hat drei Verdächtige festgenommen. Allerdings, so die Polizei auf einer Pressekonferenz am späten Abend, sei keiner der beiden zunächst Festgenommenen der Fahrer des Lieferwagens gewesen. Der Fahrer sei zu Fuß vom Tatort geflüchtet und laut aktuellen Erkenntnissen nicht bewaffnet gewesen. Der Fahrer ist noch auf der Flucht. Ob er auch einer der mutmaßlichen Terroristen von Cambrils ist, ist unklar.
Der eine Festgenommene ist spanischer Staatsbürger aus der Exklave Melilla in Nordafrika, ein weiterer, Driss O., ein Marokkaner, soll eine Verbindung zu dem Lieferwagen haben, der bei dem Anschlag genutzt wurde, erklärte die Polizei. Den Spanier nahmen die Fahnder in Alcanar im Süden Kataloniens fest. Dort hatte sich am Mittwochabend eine Explosion ereignet, bei der ein Mensch getötet wurde. Die Polizei vermutet, dass dort ein Sprengsatz vorbereitet wurde. Wie das Innenministerium von Katalonien bestätigte, wurde inzwischen in der Stadt Ripoll nördlich von Barcelona ein dritter Verdächtiger festgenommen.
Zunächst geisterte in Medien und sozialen Netzwerken das Bild eines anderen mutmaßlichen Verdächtigen herum, nach Medienberichten meldete sich ein Mann mit diesem Namen bei der Polizei und gab an, ihm seien die Papiere gestohlen worden. Ein bei einer Polizeikontrolle erschossener Verdächtiger habe nach bisherigen Erkenntnissen ebenfalls keine Verbindungen zu der Tat gehabt. Er hatte nach Medienberichten versucht, eine Polizeikontrolle zu durchbrechen.
Die Ermittler gehen davon aus, dass zwischen dem Anschlag in Cambrils und dem in Barcelona ein Zusammenhang besteht. Möglicherweise wollten die Männer den Anschlag in Barcelona nachahmen, laut Polizei gebe es Verbindungen zu den dortigen Tätern.
Nach Angaben des IS-Sprachrohrs Amak waren mehrere Täter an dem Anschlag beteiligt. Sie seien “Soldaten des Islamischen Staates”, meldete Amak unter Berufung auf nicht näher genannte Sicherheitsquellen. Sie hätten mit der Operation auf Aufrufe reagiert, die Staaten der “internationalen Koalition” anzugreifen. Die Echtheit der Nachricht ist bisher nicht bestätigt.
Die Reaktionen
Auf der ganzen Welt äußerten sich Politiker bestürzt zu den Anschlägen. Kanzlerin Angela Merkel übermittelte ihr Beileid, Deutschland sei “dem spanischen Volk in dieser schweren Stunde eng verbunden”.
Auch SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz verurteilte die Anschläge scharf.
US-Präsident Donald Trump sicherte Spanien in einem ersten Tweet die Hilfe der USA zu und schrieb, “seid zäh und stark, wir lieben euch!”. Wenig später hatte er das Staatsmännische wieder abgelegt und kehrte zu alternativen Fakten zurück. In einem Tweet verwies er auf die mittlerweile widerlegte Pershing-Legende. Derzufolge hatte der General John Pershing 50 muslimische Gefangene mit in Schweineblut getauchten Kugeln hingerichtet. Danach habe es 35 Jahre lang keinen Islamistischen Terror mehr gegeben, schrieb Trump.
Das Auswärtige Amt hat seine Sicherheitshinweise für Spanien aktualisiert. Wenn ihr in Spanien seid, solltet ihr den Bereich der Anschläge weiträumig meiden und den Sicherheitskräften Folge leisten. Informiert euch auch über lokale Medien über neue Entwicklungen.