"Köln ist so etwas wie Lothar Matthäus als Stadt", hat ein schlauer Mensch gesagt. Die Stadt ist völlig von sich selbst überzeugt. Und das, obwohl es objektiv nicht viele Gründe dafür gibt. Köln ist vieles – hässlich, chaotisch, provinziell –, aber keine Schönheit, und schon gar keine Weltstadt.Und trotzdem: Die Kölner lieben es. Sie sind völlig unangemessen viel zu stolz auf ihre Stadt und tun das auch ständig kund – so wie allen anderen Scheiß, der sie gerade umtreibt.
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Wenn du also eher so der reservierte Typ bist, gerne in Schwarz rumläufst und wahlweise in der Gothic-Szene oder Galerien abhängst: Zieh nicht nach Köln. Lass es einfach sein. Zieh nach Düsseldorf, Kaufbeuren oder Bad Sassendorf. In Köln werden dich die rheinischen Frohnaturen mit ihrer guten Laune, ihrem Karnevalsgeschwätz und ihrer Renitenz dauernerven. Die – wohlgemerkt stolze – Selbstbeschreibung von den etwa 1 Million hier lebenden Menschen ist "naturbeklopp". Hier kannste 24/7/365 Tage im Jahr als Clown rumrennen und keinen stört es, aber wehe, du gehst mal kurz im Schlafanzug zum Kiosk aka "Büdchen". Dann zerreißt sich das ganze Viertel aka "Veedel" das Maul. Außerdem trinkt man hier freiwillig "Bier" aus 0,2-Liter-Gläsern und reiht sich blind in jede Polonaise ein. Kein Witz. Bekloppt, und das nicht in einem Haha-ist-das-witzig-Augenzwinkern-Sinn, ist Dauerzustand in Köln, nicht nur an Karneval. Ziehst du nach Köln, ziehst du freiwillig ins Småland – in ein neverending Småland.Viele glauben, der Kölner sei Optimist – stimmt aber nicht. Optimismus ist der falsche Begriff. Wenn es objektiv nichts (Karnevalsmusik, der FC, Betonklötze, renitente Schnauzbartrentner) gibt, was einen freudig stimmen könnte – was soll dann der Quatsch? Der Kölner ist kein Optimist, er ist ein fröhlicher Trottel mit ausgeprägtem Hang zur Geselligkeit und zum Alkohol. Genau das ist es, was mit "rheinische Frohnatur" gemeint ist.Reden tut er viel, der Kölner, verstehen tut man ihn kaum: Mit dem Trinken läuft's reibungsloser, während die Leber kölschzersetzt fröhlich vor sich hin fermentiert. Aber joot, wat solls, et hätt noch emmer joot jejange. Deshalb: Immer fröhlich mitsaufen – und wage es ja nicht, nach "richtigem" Bier (alles außer Kölsch-Pissplörre) zu fragen. Wenn du genug hast, einfach den Deckel aufs Glas, sonst bringt der "Köbes" (ein komisches Wort für Kellner) im Tischlein-Deck-Dich-Style einfach immer, immer mehr. Da ist ausnahmsweise nicht alles schlecht in Köln.
Menschen:
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Verkehr:
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Sehenswürdigkeiten:
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Und noch eine Attraktion gibt's in Köln. Sie hat zu tun mit Love, Love, Love: Besiegel die Individualität und Ewigkeit deiner Liebe mit einem Vorhängeschloss an der Hohenzollernbrücke: NICHT. Vor dir haben erst ein paar Tausend die gleiche Idee gehabt, Schlösser und Liebesschwüre gibt es hier en Masse. Deshalb werden aus Sicherheitsgründen, im Auftrag der vorbeifahrenden Bahn, auch immer wieder Schlösser entfernt. Vielleicht auch nicht ganz so schlau, sein Liebesschloss an eine Fluchttür zu ketten. Nichts ist für immer.Ganz oder gar nicht, eskaliere oder fliehe. Sei ein weiser Mensch und überlege dir VORHER, ob du Karneval in Köln aushalten kannst. Goldenen Regeln für den Fall, dass du bleibst: Gestalte dein Kostüm kotzeabweisend (Imprägnieren oder irgendwas mit Alufolie oder Latex). Wenn du dich nicht darauf übergibst, tut es ein anderer.
Karneval
Trink so schnell so viel, wie du kannst. Nüchtern an Karneval? Das ist, als müsstest du dein Mathe-Abi noch einmal machen, während man dir die Fingernägel zieht. Wenn dann allerdings ein bestimmter Pegel erreicht ist: erstmal aufhören. Ramazotti-Rolf, heute als Funkemariechen unterwegs, wird dir das nächste Kölsch schon rechtzeitig unter die Nase halten.Denke dir ein eloquent-subversives Kostüm als Idiotenfilter aus. Werde Beispielsweise Alex aus Clockwork Orange: Leute, die dich erkennen, sind von ihrem IQ her tendenziell abschleppbar.
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Places to go: Geisterzug (ein alternativer Karnevalsumzug durch verschiedene "Veedel", wie man in Köln zu "Viertel" oder "Kiez" sagt), einige Ecken in der Südstadt (in der Lotta wird nicht ausschließlich Karnevalsmusik gespielt), Hauspartys – denn nur hier bist du auch an Karneval Ring im Chef und kannst Karnevalsmusik kategorisch verbannen. Jedenfalls so lange, bis du besoffen in der Ecke liegst oder sich ein Partygast deiner Anlage ermächtigt.Places to avoid: Rosenmontagszug. Vorbei die Zeiten der hochwertigen Kamelle. Und als wäre das nicht genug, konkurrieren ehrgeizige Familienväter mit falsch herum aufgeklappten Schirmen (große Fangfläche) ernsthaft mit dir um die Billo-Süßigkeiten. Außerdem zu meiden: Zülpicher Straße, die Karneval-Touri-Meile mit Kegelclubs aus Heilbronn sowie die viel zu vollen Plätze Neumarkt und Heumarkt (ja, es gibt tatsächlich den NEU- und den HEUmarkt, die U-Bahn-Stationen liegen unmittelbar hintereinander. Sinn: nicht vorhanden).Die Passage über das Nachtleben sparen wir uns. Weil: Is in Köln – außer du brennst für Karnevalssitzungen – quasi nicht vorhanden. OK, zumindest nicht im Vergleich zu Berlin. Einziger brauchbarer Club: das Odonien, eine Art Künstlerfreistaat mit Skulpturen, Theater, Biergarten und Techno. Im Winter allerdings: geschlossen. Again. Sinn: nicht vorhanden. Alternative: feiern auf dem Hohenzollernring, dem gemeinsamen Jagdrevier von Ramazotti-Rolf und Caipi-Caro, die Bling-Bling-Ausgehmeile der Stadt, wo die Clubs Klapsmühle und Crystal heißen.Aber: Wat wellste mache? (Artikel 7). Et is, wie et es (Artikel 1)! Die Lösung für all deine Probleme in und mit Köln liegt in Artikel 10: Drinkste eine met? Schönsaufen hat Hochkonjunktur in Köln.Das ist der wichtigste Überlebenstipp für Köln: If you can't beat them, join them. Sei einfach ebenfalls immer betrunken und nur halb zurechnungsfähig, und du wirst eine wunderbare Zeit hier haben. Kölle Alaaf!Folge VICE auf Facebook, Instagram und Snapchat.