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Deutschlands inkompetenteste Behörden – laut Google-Bewertung

Deutsche lieben es, sich zu ärgern – am liebsten über die vermeintliche Unfähigkeit anderer. Deutsche Behörden haben sich dabei als kleinster gemeinsamer Nenner des Lästerns herauskristallisiert: Jeder kennt sie, kaum jemand mag sie. Und mal ehrlich: Wer hat sich nicht schon mal nach Rache gesehnt, nachdem er im Amt stundenlang auf der Bank im Wartebereich festschimmeln musste, nur um dann zu hören, dass Passierschein A38 fehlt?

Das Dumme ist nur, dass ein Formbrief an die entsprechende Verwaltungsstelle nicht das effektivste Ventil ist, um dem angestauten Ärger Luft zu machen und auch andere wissen zu lassen, mit welchen Pfeifen man sich da gerade rumschlagen musste. Ein wenig spontanes, öffentliches Anprangern liegt der vergrätzten Bürgergalle da schon näher.

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Und weil es sich aus dem Schutz der vermeintlichen Anonymität heraus besonders hemmungslos meckern lässt, sind Google-Bewertungen das Mittel der Wahl für diese Art der Kleinkriegsführung. Frei nach dem Motto: Wenn ich die Dönerbude nebenan in Grund und Boden schreiben kann, dann geht das auch mit dem Oberlandesgericht!

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Nun wissen wir zwar nicht, ob sich Institutionen wie Staatsanwaltschaften, Ämter und politische Behörden ihre vernichtenden Bewertungen überhaupt durchlesen, sich davon beeindruckt zeigen oder daraus Konsequenzen ziehen – aber man kann’s ja mal probieren, denkt sich der Rezensent. Sicher ist jedoch, dass der Bürgerfrust als Online-Brandmal am Namen der Behörde kleben bleibt, sichtbar für alle bei jeder einzelnen Suchanfrage.

Die Reviews liefern, neben allen berechtigten Ärgernissen, einen bisweilen erschreckenden Querschnitt der erbarmungslosen und cholerischen Schmähkritik, mit dem im Netz über alles und jeden geurteilt wird – und Deutschland zumindest in Teilen zum Failed State erklärt wird.

Hier sind sie also: Die politischen Institutionen in Deutschland, um die ihr lieber einen großen Bogen machen solltet – zumindest, wenn man einigen der unbarmherzigsten oder unfreiwillig komischsten Motz-Perlen Glauben schenkt, die das behördliche Google so zu bieten hat.

Ämter

Sie sind Quellen der Besinnung und anachronistische Gegenentwürfe unserer schnelllebigen Gesellschaft: Im einheitlichen Grau deutscher Behörden können wir unsere überspannten Sinne regenerieren und die mehrstündigen Wartezeiten für all das nutzen, wozu wir sonst nie Zeit finden. Die Möglichkeiten sind schier endlos: ein gutes Buch lesen, Konversation betreiben, meditieren – oder dem angestauten Frust in Form von Google-Bewertungen ein Ventil geben.

Eine geradezu kongeniale dramaturgische Leistung, der wir hier beiwohnen dürfen: Die Rezensentin schafft es in nur sechs Zeilen maximal aufgeladenem innerem Monolog, von kruden Mordfantasien an der Kanzlerin über Jelzin bis hin zu versöhnlichen Tönen zu gelangen. Denn nichts ist so schlimm wie Jobcenter. Bei derartigen Stimmungsumschwüngen ist man doch geradezu froh, der Verfasserin nur im Internet zu begegnen. Unklar ist jedoch weiterhin, ob die Geschichtsbücher nicht umgeschrieben werden müssen: Starb Jelzin vielleicht nicht an Herzversagen, sondern an Tollwut? Oder sollte der großpolitische Merkel-Jelzin-Vergleich doch anders gemeint sein?

Eine Schande: Da nimmt man sich frei und dann ist die Bude trotzdem voll. Vielleicht vorher anrufen? Oder das nächste mal einfach online einen Termin vereinbaren? Mysteriös: Die separaten Öffnungszeiten für „Merkelgäste” sind nirgendwo zu finden. Es scheint, als wäre Verfasser Kai einer größeren Sache auf der Spur. Vielleicht wurde er aber auch nur vom Sicherheitsdienst rausgeschmissen.

So viel zum Thema Prioritäten. Was bitte nützen freundliche Mitarbeiter, der schönste Hundekotspender oder kompetente Beratung, wenn das Amt Kassel nicht mal eine eigene Sauna oder Kaviarhäppchen anbietet? Es heißt doch nicht umsonst „Dienst am Bürger”! Völlig berechtigte Ein- und Zwei-Sterne-Bewertung, wobei letztere immerhin mit einem gnädigen „Ich komme auch wieder” versöhnlich endet.

In einem Exklusivinterview mit Motherboard teilte uns Herr B. mit: Bei seinem dritten Besuch habe es keinen Würfelzucker mehr gegeben. Eine Spendenhotline werde derzeit eingerichtet.

Was Herr G. nicht weiß: Die Gelderner Politessen verteilen nur halbtags Strafzettel. In der restlichen Zeit retten sie Entenfamilien. Selber schuld.

Gerichte

Endlich mal geradeaus aussprechen dürfen, was sonst von der Judikative mit empfindlichen Strafen geahndet würde: Nirgendwo fühlen sich Leute ungerechter behandelt als vor deutschen Gerichten. Insofern ist die schiere Masse verärgerter Google-Bewertungen keine allzu große Überraschung – die bis zu blindem Hass übersteigerte Wut, die aus ihnen spricht, hingegen sehr wohl.

Vor lauter Schaum vorm Mund übersieht „Ein Gast” völlig jene Gemeinsamkeiten, die ihn mit den verhassten Richterinnen verbinden: Beide Parteien benötigen offenbar keinerlei Beweise, um Urteile zu fällen. Nichts verbindet Menschen so sehr wie Ironie. Und Enthüllungsblogs über Psychoterror am Gartenzaun.

Was der Herr Oberstaatsanwalt ganz bestimmt schlimm findet: Ohne Nachweise öffentlich der Pädophilie bezichtigt zu werden. Doch dieser Google-Nutzer bleibt weiter an der Sache dran, bis er irgendwann zuschnappt – genau wie die Venusfliegenfalle, nach der sich dieser aufgebrauchte Google-Nutzer benannt hat.

Vielleicht einfach noch mal versuchen: kontakt@staki.landsh.de Womöglich könnte aber auch der mysteriöse Hinweis auf der Internetseite des Landgerichts Kiel etwas mit der Lösung des Falls zu tun haben: „Der Kommunikationsweg über E-Mail steht ausschließlich für Verwaltungsangelegenheiten zur Verfügung.”

Außerdem gehören da noch viel mehr Ausrufezeichen rein !!!

Wir sind verwirrt: Verfasser Rico wirkt aufgebracht, lässt aber dennoch die Höchstwertung für das Verwaltungsgericht Berlin springen. Oder sollten wir ihn einfach missverstanden haben und er ist schlicht hocherfreut über den Umstand, dass vertrocknete Pflaumen in der Hauptstadt nicht länger diskriminiert werden?

Deutschland: Einigkeit und Recht und Freiheit. Und Inkompetenz.

Ein Paradoxon: Joachim Gauck bestätigt als Bundespräsident, dass Deutschland kein souveräner Staat sei. Wir lassen uns doch nicht verarschen!

Familie Knie kann sich beruhigt wieder der Selbstkasteiung widmen: Das Verfahren gegen besagten Pastor wurde eingestellt – der „Versuchsballon” hat eine Bruchlandung hingelegt. Unerklärlich allerdings, wie es zur Demonstration von 70 Pastoren kam, die ein Zeichen gegen Latzels Predigten und für eine vielfältige Gesellschaft setzten. Auch sie müssen bereits von muslimischen Reaktionären unterwandert sein. „Und da behaupten die Gutmenschen noch frech, unsere abendländische Kultur sei nicht bedroht!”, wetzt der paranoide Kopp-Verlag bereits die Messer.

Habensawohl: http://www.justiz.bayern.de/gericht/ag/co-zema/

Die Leserbriefsparte der Braunschweiger Zeitung läuft förmlich über, ein Skandal über die willkürlichen Urteile der örtlichen Staatsanwaltschaft wird doch allerdings nicht aufgedeckt. Diese studierten Menschen stecken doch alle unter einer Decke…

KFZ-Zulassungsstellen

Wie ein roter Faden zieht sich die geballte Inkompetenz durch sämtliche deutsche Behörden, sofern man einigen Google-Bewertungen Glauben schenken will. Und selbst dem Deutschen liebstes Spielzeug bleibt davor nicht verschont: sein Auto.

Sehr geehrter Herr E., als Journalisten sind wir stets daran interessiert, Missstände aufzudecken. Gern würden wir Sie näher zum Vorfall befragen. Bitte kontaktieren Sie uns unter folgender E-Mail-Adresse: totalgeheimezulassungsstellenleaks@vice.de
und beantworten sie uns zur weiteren Klärung folgende Fragen: Welcher Kuchen wurde verspeist? Welche Art der Züchtigung schlagen Sie für Zigarettenpausen vor? Bekommen wir das gefilmte Material exklusiv? Vielen Dank.

Verfassungsschutz

Zugegeben, es ist nicht ganz einfach, ein Urteil über den Verfassungsschutz zu fällen. Nach welchen Kriterien soll man ihn überhaupt bewerten? Nachdem wir uns durch einige Google-Bewertungen geklickt haben, sind wir uns sicher: gar nicht.

Ein harmloser Aluhutträger, wie es sie im Internet zuhauf gibt, könnte man meinen. Doch inzwischen ist die kleine Einführung in die Reichsbürgerkunde nicht mehr auffindbar. Hat der Verfassungsschutz etwas zu verbergen? Sollte „Zero Oberst Kriegsfürst” am Ende doch recht behalten? Und weiß eigentlich Bundespräsident Gauck davon?

Aber immerhin: Wenn es keinen deutschen Staat gibt, kann es auch keine politischen Institutionen mehr geben. Und damit erübrigt sich eine negative Bewertung wohl.