Menschen zerstückelnde Grüne, eine Umvolkung der Deutschen und D-Mark-Münzen als Munition – bei ihrem Parteitag am Wochenende ließen die Delegierten der AfD kein Schreckensszenario aus. Sie waren nach Hannover gekommen, um einen neuen Bundesvorstand zu wählen. An dessen Spitze sitzt neuerdings der Jagdhundkrawattenträger Alexander Gauland neben Jörg Meuthen, den Frauke Petry nach ihrem Parteiaustritt allein zurückgelassen hatte. Dass Gauland und Meuthen dort angelangt sind, lag auch an einer gemeinsamen Haltung: Beide sind gegen ein Ausschlussverfahren für den thüringischen Landeschef Björn Höcke, den Extremismusexperten als rechtsextrem einstufen. Der kandidierte zwar nicht für ein Amt im Vorstand, empfing aber immer wieder minutenlang andere Spitzenpolitiker der Partei in der linken Ecke des Saals oder verschwand mit ihnen hinter die Bühne. Und während Höcke im Hintergrund Allianzen schmiedete, wiederholten die anderen vorne immer wieder eine Botschaft: Man sei in der AfD nicht rechts, nichts rechtsradikal und schon gar nicht rechtsextrem. Nachdem, was wir am Samstag und Sonntag in den Reden und in den Gängen gehört haben, sind wir uns da allerdings (weiterhin) nicht so sicher.
“Wir wollen unsere Heimat zurück.” – die ersten Worte, die in einem AfD-Werbespot auftauchen, der zur Eröffnung des Parteitags läuft
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“Erwarten Sie bitte keinen Showdown à la Essen von uns.” – Bundessprecher Jörg Meuthen an die Journalisten, bevor es wenige Stunden später doch zum Showdown zwischen Georg Pazderski und Doris von Sayn-Wittgenstein kam
“Erstmal auch ein Hallo von mir in die Runde. Hallo Hannover!” – Björn Höcke meldet sich erstmals aus dem Saal zu Wort, um 12:32 Uhr am Samstag
“Ich habe den Höcke letzte Woche auf der Compact-Konferenz gesehen. Er hat mich positiv überrascht.” – ein akkreditierter Pressevertreter gibt sich als AfD-Mitglied zu erkennen
“Nein, bitte nicht den Parteitag herunterfahren.” – der stellvertretende Versammlungsleiter Fabian Jacobi hatte Probleme mit seinem Computer
“In Sachsen gibt es einen ehemaligen Polizisten, der Menschen zerstückelt hatte, dafür im Gefängnis saß und dann den Grünen beigetreten ist, die ihn auch gewählt haben.” – Mario Assmann, Landesvorstand Sachsen, verbreitet unwidersprochen Unwahrheiten über das Saalmikro
“Ich liebe mein Land Deutschland, denn es ist meine Heimat. Wenn die Roths und Stegners das spießig finden, dann ist es mir auch ein Adelstitel, ein Spießer zu sein.” – Jörg Meuthen in seiner Kandidatenrede, um erneut als Bundessprecher gewählt zu werden
“Die AfD muss rein in die Gesellschaft. Wir müssen sichtbar werden in Vereinen, Sportclubs und Verbänden, und Flagge zeigen.” – Georg Pazderski, Landesvorsitzender Berlin, bewirbt sich ebenfalls als einer von zwei Bundessprechern
“Ich möchte nicht in dieser Gesellschaft ankommen, diese Gesellschaft grenzt uns aus.” – Doris von Sayn-Wittgenstein, Landessprecherin Schleswig-Holstein, tritt überraschend gegen Pazderski an
“Die Hälfte aller Wählerinnen sind Frauen. Und denk nur daran, wenn so eine Fürstin Kinder wirft, dann steht das am nächsten Tag in allen Klatschzeitschriften.” – Delegierter erklärt anderem Delegierten, warum er von Sayn-Wittgenstein wählen will
“Das ist keine Showveranstaltung, sondern eine arbeitende Versammlung.” – Fabian Jacobi herrscht eine Gruppe filmender Journalisten an
“Die Deutschen sind in ihrer Geschichte immer stark gewesen, wenn sie einig waren.” – nochmals Doris von Sayn-Wittgenstein, die dann in zwei Wahlgängen stets gleichauf mit Pazderski liegt
“Ich lasse mich von vielen Freunden in die Pflicht nehmen.” – Alexander Gauland begründet, warum er plötzlich doch zur Wahl als Bundessprecher antritt, während Pazderski und von Sayn-Wittgenstein zur selben Zeit zurücktreten und ihm den Weg freimachen
“Langfristig müssen wir die NATO durch eine europäische Friedensordnung mit Russland ersetzen.” – Gauland, kurz bevor er ohne Gegenkandidat zum zweiten Bundessprecher neben Meuthen gewählt wird
“Gibt es Prostituierte im Landesvorstand? Ich sage Ja. Lieber würde ich Pfandflaschen sammeln, als dort zu kandidieren.” – westdeutscher Delegierter verrät süddeutschem Kollegen seine Zukunftspläne
“Lenin war ein deutscher Agent, der dafür bezahlt wurde, die russische Revolution kaputt zu machen. Er war ein Vorläufer der NGOs.” – Petr Bystron, Landesvorsitzender Bayern, will einer von drei Stellvertretenden Bundessprechern werden
“Ja, ich will die D-Mark wieder, die deutsche Waffe sozusagen.” – Kay Gottschalk, Bundestagsabgeordneter aus Nordrhein-Westfalen und nach einem Angriff durch Demonstranten verletzt, in seiner Bewerbungsrede um denselben Posten
“Dieses Land hat den Deutschen zu gehören, wem denn sonst?” – André Poggenburg, Landeschef in Sachsen-Anhalt, begibt sich ebenfalls ins Rennen um die Stellvertreterposten
“Deutschland weiß nicht, was es ist und wohin es will.” – Albrecht Glaser, Bundestagsabgeordneter, wird letztendlich zusammen mit Gottschalk und Pazderski Stellvertretender Bundessprecher
“Dass sie ihren ‘Glauben’ – oder wie sie das nennen wollen – leben können, ist OK, aber der bei uns aktive, politische Islam ist keine Religion im Sinne des Grundgesetzes.” – Joachim Kuhs, Bundesvorstand der Christen in der AfD, über liberale Muslime im (für ihn erfolgreichen) Kampf um einen Posten als Schriftführer
“Ich kann besser schreiben als lesen.” – Alexander Tassis, Mitglied der Bremischen Bürgerschaft, will ebenfalls Schriftführer werden, verhaspelt sich aber
“Ich will AfD zur stärksten Partei unter den Migranten machen” – nochmals Tassis, der auch Schriftführer der Patriotischen Plattform und Bundessprecher der Homosexuellen in der AfD ist
“Wir sind gekommen, um zu bleiben. Wir sind die Guten.” – Franck-Christian Hansel, Abgeordneter im Berliner Senat, verbreitet gute Stimmung
“Durch meine Familie geht ein Riss. Die eine Seite versteht, was ich hier politisch mache, die andere nicht.” – Frank Pasemann, Bundestagsabgeordneter aus Sachsen-Anhalt, setzt sich mit weniger guten Nachrichten gegen Hansel durch und wird stellvertretender Schatzmeister
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“Ich war kurzzeitig in der NPD – zu einem Zeitpunkt, als es noch keine seriöse patriotische Kraft gab, und in dem Glauben, mit anderen bürgerlichen Kräften dort einen bürgerlich-patriotischen Kurs durchzusetzen, wie ihn die AfD heute fährt.” – Björn Neumann aus Hamburg will Beisitzer im Bundesvorstand werden
“NPD geht bei uns nicht. Ich bitte Sie, Herr Neumann, ziehen Sie Ihre Kandidatur zurück.” – Alexander Gauland tritt zu Neumann ans Pult, der lässt sich aber nicht umstimmen und erhält am Ende fünf Stimmen
“Der politische Todfeind ist antideutsch.” – zwei Delegierte tauschen sich aus
“Die Merkel-Dämmerung ist längst eingetreten, und das waren wir.” – Alice Weidel, Fraktionsvorsitzende im Bundestag, bevor sie zur Beisitzern gewählt wird
“Wir haben hier in den letzten zwei Tagen schon öfters den Begriff ‘verhinderter Sonnenkönig’ und ‘verhinderte Sonnenkönigin’ gehört.” – Björn Höcke fragt sich am Saalmikrofon, ob Alice Weidel Ämterhäufung betreiben würde
“Merkel ist die größte Rechtsbrecherin der deutschen Nachkriegsgeschichte. Wir werden ihr politisches Erbe abräumen.” – Beatrix von Storch, die am Ende zur Beisitzerin gewählt wird
“Die AfD ist die letzte Hoffnung für dieses Land. Ohne einen Jota von unserem Programm abzuweichen, bestimmen wir bereits den politischen Kurs in Deutschland.” – Beatrix von Storch zum Zweiten
“Das deutsche Volk ist von den Knien hochgekommen, das waren wir. Jetzt muss es nur noch gehen lernen.” – Bernd Baumann aus Hamburg gilt als Gemäßigter und schafft es nicht in den Vorstand
“Unsere Mitglieder sind es, die den Leuten erklären müssen, dass wir gar keine Rechtspopulisten oder Rechtsradikale, oder was immer die Presse so schreibt, sind.” – Andreas Handt aus Nordrhein-Westfalen will als möglicher Beisitzer die Basis im Vorstand vertreten
“Die Remigration von ungefähr 4,5 Millionen nicht integrierten Nichtkultureuropäern ist zwingend erforderlich.” – Nicolas Seifert aus Berlin schmiedet in seiner Bewerbungsrede als Beisitzer große Pläne – vorerst ohne Erfolge
“Wer versucht, die AfD zu richten, den richtet die AfD.” – Hans-Thomas Tillschneider versucht, die Parteikollegen zu umgarnen, um als Beisitzer in den Vorstand zu kommen
“Wer Extremist ist, müssen wir uns nicht von durchgeknallten Landesregierungen und vom Verfassungsschutz sagen lassen.” – ebenfalls Tillschneider, der letztendlich dem Brandenburger Steffen Königer unterliegt
“Die Identitären sind wie Greenpeace.” – Delegierter zu anderem Delegierten, als Tillschneiders Verbindung zu den Identitären diskutiert wird
“Wenn sie den Tatbestand der Umvolkung ansprechen, gibt es auch in der Partei einige mediale Zuckungen. Wir müssen die Printmedien und den öffentlich-rechtlichen rot-grünen Propagandaapparat angreifen und abschaffen.” – Bundestagsabgeordneter Heiko Hessenkemper aus Sachsen erhält viel Jubel, aber letztendlich keinen Sitz im Bundesvorstand
“Es wurde ein Gepäckstück der Marke ‘Royal’ gefunden.” – die Versammlungsleitung informiert
“Wir haben einen Bundesvorstand, in dem sich alle Strömungen wiederfinden, so habe ich mir das gewünscht.” – Jörg Meuthen verabschiedet die Delegierten in seiner Abschlussrede
Bonus: “Ich kann das ganze Gerede von einem Rechtsruck nicht mehr hören.” – Hans-Thomas Tillschneider in seiner Bewerbungsrede
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