Die Abtreibungsgegner des “Marsch fürs Läbe” flüchten aus Zürich und Bern in die Provinz

Nach mehreren Jahren in Zürich und dem Umzug nach Bern letztes Jahr verlässt der “Marsch fürs Läbe” – eine internationale Veranstaltung fundamentaler Christen und Rechtskonservativer gegen Abtreibungen – die Städte und wird diesen Herbst voraussichtlich im Kanton Obwalden stattfinden, wie die Organisatoren auf ihrer Webseite bekannt geben. Gegendemonstrationen versuchten regelmässig den Marsch zu stören. Die Märsche in Zürich und Bern konnten nur mit Grossaufgeboten der Polizei durchgeführt werden. Bereits 2015 berichtete eine Gegendemonstrantin auf VICE, wie sie wegen ihres Protests nackt in eine Ausnüchterungszelle gesteckt wurde.

Auf Anfrage von VICE liess Christoph Gnägi, Mediensprecher der Kantonspolizei Bern zwar mitteilen, dass die Polizei die “aus bewilligten Anlässen erwachsenen Aufgaben jeweils auch entsprechend umsetzt”, weil sich diese aus dem gesetzlicher Auftrag ergeben würden – trotzdem dürften die Berner Behörden über den Umzug des Marsches wohl froh sein. Schliesslich bewilligten sie die letztjährige Demonstration erst beim vierten Gesuch und erlaubten nur eine Platzkundgebung auf dem Bundesplatz. Einen Marsch durch die Innenstadt lehnte die Stadt Bern wegen Sicherheitsbedenken ab.

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Linke Gegendemonstranten scheinen die letztjährige Demo derart gestört zu haben, dass den Veranstaltern die Lust an ihrem Marsch verging: “Wir haben einen Riesenaufwand, weil eine wachsende linksradikale Szene anderen ihre Meinungsfreiheit nicht zugesteht”, beschwerte sich die Mediensprecherin Beatrice Gall bei 20 Minuten nach dem letztjährigen Marsch. Am 17. September findet der “Marsch fürs Läbe” neu als reiner Gebetsmarsch durch die kleinen Dörfer St. Niklausen und Flüeli-Ranft im ländlichen Obwalden statt.

Das Bündnis “Bern stellt sich que(e)r”, welches die Berner Gegendemo anführte, wertet in einem Facebook-Post den Rückzug des Marsches aus der städtischen Aufmerksamkeit in die ländliche Abgeschiedenheit als einen Erfolg ihrer langjährigen Proteste. Gegenüber VICE begründet Beatrice Gall, Medienverantwortliche vom “Marsch fürs Läbe”, die Verlegung nach Obwalden heute damit, dass der Bundesplatz zum Wunschdatum nicht verfügbar war und die Organisatoren den Schwerpunkt wieder mehr auf das Gebet setzen möchten. Dass der Marsch dadurch einen grossen Teil der Aufmerksamkeit verliert, sei den Organisatoren bewusst und würde für die Sache auch in Kauf genommen werden. Somit scheinen die Gegendemonstranten nun wirklich auf der Siegerseite zu stehen: Die reaktionären Abtreibungsgegner haben zumindest vorerst die Städte verlassen.

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