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Popkultur

Die bescheuertsten Dinge, die wir getan haben, um andere zu beeindrucken

"Jetzt habe ich fünf Männer-Namen auf dem linken Fuß tätowiert."

Ein Krokodil hat dem britischen Backpacker Lee de Paauw in den Arm gebissen. Er war angetrunken in den Johnstone River in Australien gehüpft – einen Fluss voller Krokodile. Der Grund: Er wollte eine Frau beeindrucken. Nach all dem sagte die angebetete 24-Jährige einem Fernsehsender auch noch: Lee sei sowieso "zu jung für mich".

Menschen sind zu sehr viel Unsinn fähig, wenn sie sich aufplustern wollen. Nicht jeder springt in einen Fluss voller Krokodile. Aber wir alle kennen das Gefühl, wenn unser Selbstbewusstsein explodiert, wenn andere uns gut finden. Also geben wir immer alles – und manchmal zu viel.

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Ein Versuch der Psychologen Margo Gardner und Laurence Steinberg zeigt das Phänomen: Sie haben 300 Menschen eine Fahrsimulation spielen lassen, in der sie möglichst spät bremsen sollten, wenn ein Hindernis auf dem Bildschirm auftauchte. Trotzdem sollte es zu keinem Crash kommen. Alleine fuhren die Menschen vorsichtig, selten prallten sie gegen die Mauer. Sobald sie aber zwei Zuschauer hatten, riskierten sie mehr – mit Zuschauern manövrierten vor allem junge Menschen wilder – und gerieten fast doppelt so oft in einen Crash.

Wir vermuten, auch heute haben Dutzende Jungs und Mädchen Penisse auf die Glasscheiben von Overhead-Projektoren gemalt, um ihren Mitschülern zu zeigen, wie frech sie sind. Noch mehr werden heute Abend kotzen, weil sie zeigen wollen, wie viel sie trinken können. Mit der Schulzeit hört das leider nicht auf: Die Fernsehmoderatorin Suze Orman erzählte dem manager magazin, sie habe sich teure Kleidung, Uhren und Autos zugelegt und sich so verschuldet, um anderen zu imponieren. Und das alles, obwohl es doch meist schon reicht, ein South Park-Zitat im richtigen Moment rauszuhauen, um eine Person für sich zu gewinnen. Oder einen bunten Schal zu tragen. Oder – wie verschiedene Studien amerikanischer Forscher zeigen – eine tiefe Stimme zu haben, weil man damit auf andere stark und kompetent wirkt.

Wir haben uns erinnert an Aktionen, mit denen wir beeindrucken wollten – und wegen denen wir fast ertrunken wären oder heute noch Tattoos haben. Bitte nicht nachmachen.

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Yve, 28, hat jetzt fünf Männernamen auf dem linken Fuß tätowiert

Ich war 18, hatte die Schule abgebrochen und keinen Plan, was ich machen soll. Also bin ich zu meiner Schwester nach England gezogen, ich dachte: London, cool, warum nicht. Arbeit fand ich in einem Club, dem PoNaNa. Sieben Tage die Woche offen, ein Disco-Dancefloor aus bunt leuchtenden Quadraten und Drinks aus Goldfischgläsern. Das Team bestand aus fünf Jungs: dem Chef, einem Brasilianer, zwei Südafrikanern und einem Australier. Wir schmissen unsere Schichten, fünf oder sechs Tage die Woche, zündeten uns gegenseitig Sambuca im Mund an. Auch an meinen freien Tagen ging ich oft hin und tanzte zu RnB und Chartmusik.

Eines Tages kam ich mit einem neuen Tattoo zur Arbeit, ich hatte mir mit meiner Schwester unsere Postleitzahl in London stechen lassen. Die Jungs sagten, es wäre total cool, wenn ich mir ihre Namen stechen lassen würde. Sie würden es auch zahlen. Tja, und ich war 18 und habe einfach OK gesagt.

Das sind Yves Füße heute

Mittlerweile habe ich sehr viele Tattoos und es fällt nicht sonderlich auf, aber damals war es eines von wenigen. Bereut habe ich es aber nie. Der Tätowierer war gut, das Tattoo ist sauber gemacht. Fünf Namen sind genug, um zu verstehen, dass das keine Ex-Freunde sind. Ein Einzelner wäre schlimmer. Es ist einfach eine lustige Erinnerung an mein 18-jähriges Ich.

Der einzige von den Jungs, mit dem ich was hatte, war übrigens der Brasilianer. Und ich glaube sogar, das war erst nach dem Tattoo.

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Nina, 26, ist von einer Brücke gesprungen und wäre fast ertrunken

Eltern oder andere Personen, die sich uns gegenüber überlegen fühlen, stellen uns gern die rhetorische Frage: "Und wenn XY von einer Brücke springt, dann machst du das auch?" Sie möchten uns damit verdeutlichen, dass unser Handeln nicht von dem anderer abhängt. Meistens erwarten sie auf diese rhetorische Frage die Antwort "Nein", denn niemand möchte sein Leben riskieren, nur weil das andere Idioten machen. Tja, ich schon. Ich bin von einer Brücke gesprungen, weil es jemand anderes gemacht hat und ich nicht als Memme dastehen wollte.

Ich möchte an dieser Stelle darauf hinweisen, dass diese Person nur ein guter Freund war und keine Liebelei. Alle Jungs waren gesprungen, also musste ich das selbstverständlich auch tun. Außerdem macht diese Info es ein bisschen weniger peinlich, dass mich einer meiner Freunde anschließend aus dem reißenden Fluss, der unter der Brücke mit frischen 18 Grad Celsius floss, retten musste. Das Wasser verschlug mir den Atem, ich ging unter und vergaß all die "Sicherheitsinstruktionen", die mir ein Freund vor meinem Sprung eingebläut hatte. Dass ich direkt an den Rand schwimmen muss zum Beispiel. Da der Fluss ein einbetoniertes Flussbett und somit kein richtiges Ufer hatte, war ein wichtiger Hinweis, da sich direkt hinter der Brücke eine kleine Leiter befand – die einzige Möglichkeit, aus dem Fluss wieder ans Ufer zu gelangen. Diese Info fiel mir schlagartig wieder ein, als ich nach Luft schnappend und vor Kälte unfähig, mich zu bewegen, wie ein Stück Treibholz an der Leiter von der heftigen Strömung vorbei getragen wurde.

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Nicht Nina | Foto: Richard Elzey | Flickr | CC BY 2.0

Schlussendlich rettete mich ein Freund, bevor mich die Turbinen des Wasserkraftwerks am Ende des Flusses zerhexelten. Alles gut gegangen. Würde ich also immer noch von einer Brücke springen, wenn das XY macht? Ich sag mal so: Kommt drauf an, wie stark die Strömung ist und wie kalt das Wasser …

Tatiana, 30, hat eine Katze verschenkt

Nicht Tatianas Katze | Foto: Lulu_sunset | Flickr | CC BY 2.0

Es war Mai, ich war verliebt in Tobi, und Tobis Katze war tot. Tobi ging damals in die dreizehnten Klasse, ich in die neunte. Er fuhr Snowboardwettbewerbe, war im Kunst-LK und ziemlich schüchtern, aber sollte gerüchteweise schon eine Studentin gedatet haben. Ich war in meiner Freizeit Schülerlotsin, ungeküsst und hatte wenig Eigenschaften, die einen Dreizehntklässer auf mich aufmerksam machen würden. Wahrscheinlich hätte er auch nichts von meiner Existenz gewusst, wäre er nicht mein Mathe-Nachhilfelehrer gewesen.

Jeden Donnerstagnachmittag stieg ich in sein Dachbodenzimmer im Haus seiner Eltern, wo er mit mir übte, Gleichungen nach x aufzulösen und ich davon tagträumte, wie er mich küsst. Die Mathenachhilfe war übrigens nicht wirklich nötig – meistens paukte ich schon zu Hause den Stoff durch, damit er von meiner raschen Auffassungsgabe beeindruckt war und wir mehr Zeit zum Quatschen hatten. Tobi unterhielt sich erstaunlicherweise gern mit mir, erzählte von seinem Leben, hörte meine Neuntklässlersorgen an. Wahrscheinlich hatte er einfach keinen Bock auf Gleichungen, aber damals deutete ich das als Zeichen dafür, dass wir zusammengehören. Als ich eines Abends in das Dachbodenzimmer stieg, malte er gerade eine Katze in seinen Block und ich bildete mir ein, dass er gerötete Augen hatte. Die Katze, die seit 12 Jahren bei der Familie wohnte, war gestorben. Anstatt über Mathe redeten wir über Vergänglichkeit und den Tod, er zeigte mir Familienfotos mit der Katze.

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Mir war klar, was zu tun war. Die Freundin meiner Mutter hatte eine Katze, die gerade Junge bekommen hatte, und ich erklärte ihr die Situation – allerdings ohne zu erwähnen, dass Tobi noch nichts von seinem Glück wusste. Das Tier packte ich in einen Korb, zusammen mit einem Liebesbrief, der meine Gefühlslage erklärte, und den ich mit "dein Kätzchen" unterzeichnete. Das Ganze stellte ich um 6 Uhr morgens vor Tobis Haustür und starrte den ganzen Tag auf mein Handy. Nichts kam. Auch nicht am nächsten Tag und dem darauf. Tobi sprach mich noch nicht einmal in der nächsten Nachhilfestunde darauf an, wobei ich hundertprozentig sicher bin, dass er meine Schrift erkannt haben muss. Auch in den nächsten zwei Monaten, in den ich Nachhilfe bekam, haben wir nicht darüber gesprochen. Wahrscheinlich war er ein echt netter Kerl und wollte mir die Blamage ersparen. Die Katze behielt die Familie aber absurderweise. Oft, wenn ich zur Schule radelte, sah ich sie in Tobis Garten. Sie wurde riesig und sah glücklich aus. Also hatte die Geschichte irgendwie doch ein Happy End.

Helena, 20, hat geraucht, bis sie kotzen musste

Foto: By Beemwej | Wikimedia Commons | CC BY-SA 3.0 

Meinen Abend ruinierte, dass ich meinen Selbstwert an blaue Gauloises geklammert habe. Seit der achten Klasse waberten Gerüchte und Geschichten über die Hauspartys eines Mädchens durch den Freundeskreis. Eine ausgewählte Gruppe erlebte dort – was man so hörte – den ersten Rausch, den ersten Joint, den ersten Sex. Montags sah man sie, die Müden, zwischen den ausgeruhten Langweilern, die das Wochenende beim Tatort-Schauen mit den Eltern ausklingen ließen. Als ich zum ersten Mal auf eine dieser Partys ging, war ich 16 und stand bestimmt 20 Minuten vor dem Spiegel. Nur um nach Outfit-Versuch Nummer drei immer noch skeptisch auf mein kaum vorhandenes Dekolleté zu starren – und unzufrieden loszuradeln. Wie immer damals, wenn ich reifer wirken wollte, als ich war, kaufte ich eine Packung blaue Gauloises.

Das ist Helena mit 17 | Foto: mit freundlicher Genehmigung

Angekommen setzte ich mich aufs Sofa und beobachtete betrunkene 16- bis 18-Jährige. Einer rappte, eine weinte und im Gang wanderte eine Hand auf einen Arsch. Meine Unsicherheit wurde nicht unbedingt besser davon, dass ich immer noch allein herum saß, ich nahm also die Kippen aus der Tasche und ging auf den Balkon. Ich unterhielt mich mit einem Typen in Tanktop über Filme und Musik. Vor lauter Aufregung gab ich vor, einen französischen Film zu kennen, den ich nie gesehen hatte. Das führte dazu, dass sich mein weiterer Beitrag zum Gespräch auf zustimmendes Gemurmel beschränkte, während er alleine über den Film redete. Währenddessen rauchte ich sehr schnell drei Zigaretten – das Einzige, was mir irgendwie das Gefühl von Lockerheit gab. Bis mir plötzlich schlecht wurde. 30 Milligramm Teer und 2,4 Milligramm Nikotin waren an diesem Abend wohl zu viel für meinen Magen. Ich ging aufs Klo, kotzen. Nach zehn Minuten klopfte ein betrunkener Bekannter an die Badezimmertür: "Hey, was brauchstn du so lang? Fingerst du dir einen oder was?" Ich verließ das Bad und zwei Minuten später auch die Party. Die Hausparty-Clique wurde nie zu meiner.

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