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Wie viele von euch auch, bin ich ein 90er-Kind. Und mit 90er-Kind meine ich nicht, dass ich Mitte der 90er ungefähr 10 Jahre alt war. Und nicht, dass ich Mitte der 90er geboren wurde. Wie alle 90er-Kinder bin ich mit Filmen von Disney aufgewachsen. Die Goldenen Jahre, in denen Meisterwerke wie König der Löwen, Arielle die Meerjungfrau oder Toy Story entstanden.
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Disney-Geschichten sind durch die Bank kindgerecht und damit recht einfach erzählt. Es gibt einen Helden oder eine Heldin, 1-2 Sidekicks und ein Happy End. Das Kernstück der Filme sind aber immer schon die bombastischen Musical Nummern gewesen. Disney-Filme gewannen zwischen 1990 und 2000 5x den Oscar für „Best Original Song” und sind im Grunde die einzige Form, in der man Musical-Nummern konsumieren kann. Das tut mir leid für all die Schwulen, Hausfrauen und Hamburger da draußen, aber irgendwer muss es euch ja mal sagen.
Disney steckte unglaublich viel Geld, Aufwand und vielleicht sogar ein bisschen Liebe in die Synchronisation—was man noch heute merkt. Es ist bei Kindeheitserinnerungen schwierig zu beurteilen, aber anders als bei den Simpsons, South Park oder anderen Serien, die man in der Jugend synchronisiert angeschaut hat, gewinnen Disney-Filme eigentlich nicht viel im Original.
Hier also eine völlig objektiver, von mir wahllos zusammengestellter Überblick über die besten 90er-Disney-Musicalnummern in der deutschen Synchro.
„Unter dem Meer” (Arielle die Meerjungfrau)
Ich habe vor geraumer Zeit mal die gewagte These aufgestellt, dass Calypso-Remixe the next big thing werden könnten. Diese Voraussage ist realistisch gesehen nicht ganz eingetroffen. Das heißt aber nicht, dass Steeldrums nicht trotzdem großartig sind. Und wer kann einer tanzenden und singenden Krabbe schon widerstehen? Ich zumindest nicht. Arielle erschien übrigens bereits 1989, aber darüber sehen wir jetzt mal hinweg.
„Die Schöne und das Biest” (Die Schöne und das Biest)
Die Tanzszene in Die Schöne und das Biest treibt auch gestandenen Männern Tränen in die Augen. Ich glaube, das war die erste Szene in einem Disney-Film, in der CGI zum Einsatz kam. Ich hab mich damals zwar immer gefragt, was „Märchen schreibt die Zeit, in des Dichters Kleid” eigentlich bedeuten soll. Trotzdem ist das immer noch ein schönes, sehr romantisches Lied. Vor allem wenn man bedenkt, dass es von einer Teekanne gesungen wird.
„Sei ein Mann” (Mulan)
Als Mulan herauskam war ich knapp 13 und damit fast schon ein bisschen zu alt für Disney. Da ich damals aber etwas für China übrig hatte, habe ich ihn mir trotzdem mit meiner Schwester im Kino angeschaut. Ich weiß noch, dass es mir die Anleihen an die Marschmusik, das Militärische und die Drums in „Sei ein Mann” damals sofort ziemlich angetan haben. Vielleicht weil ich Deutscher bin, vielleicht aber auch, weil man als 13jähriger, übergewichtiger Junge die Idee, in einer 3minütigen Trainingsmontage zum Mann zu werden, sehr ansprechend findet.
„Seid bereit” (Der König der Löwen)
Der absolute Geheimtipp unter den Disney-Nummern. Der König der Löwen ist die abolute Perfektion des Soundtracks, aber „Seid Bereit” fällt neben Elton John, Hakuna Matata etc immer ein bisschen unter den Tisch. Völlig zu Unrecht, denn Scar ist der perfekte Bösewicht. Charismatisch, androgyn, selbstbewusst und bösartig. Ein absoluter Badass, der locker mal so eben eine Musicalnummer in einem ausbrechenden Vulkan abliefert, während unter ihm Nazi-Hyänen im Stechschritt marschieren. Ach, Scar. Du wärst eigentlich ein perfekter Charakter für Game Of Thrones gewesen.
„Du Hast’n Freund in Mir” (Toy Story)
Toy Story ist eine der ganz, ganz wenigen wirklich durchwegs fantastischen Trilogien der Filmgeschichte. Mir fällt spontan eigentlich nur noch Back To The Future ein. Und Indiana Jones und Star Wars, bevor sie ausgeschlachtet wurden. Toy Story war die erste Co-Produktion von Pixar und Walt Disney, und gleichzeitig der erste Disney-Film, der komplett am Computer entstand. Der Film wäre natürlich nicht dasselbe ohne die charakteristischen Songs von Randy Newman. Newman war damit auch für einen Oscar nominiert, musste aber ingesamt 16 Mal nominiert werden, bis er ihn im Jahr 2002 für „Die Monster AG” endlich gewann. Einen seiner eher mittelmäßigen Songs. Academy, du Bitch.
„Der ewige Kreis” (Der König der Löwen)
Ich finde „Der ewige Kreis” gar nicht mal die beste Nummer aus dem Film, aber es ist eine ikonische Szene der Filmgeschichte. Der Beginn mit (eine Zeile, die ich früher immer als „Naaaaaaasipen ja!” interpretiert habe), der Aufmarsch der Tiere, die sich dann für den greisen Pavian teilen wie Moses das Rote Meer, das Recken des neugeborenen Löwen in die Sonne. x-fach parodiert, jeder weiß sofort worum es geht, sobald er zwei Takte oder Bilder sieht. Das muss man auch erstmal schaffen.
Ihr werdet euch vielleicht fragen, warum Aladdin in dieser Liste fehlt. Dafür gibt es einen ganz einfachen Grund: Ich mag den Film nicht besonders. Und finde auch die Songs nicht besonders. Sie sind einer der ganz wenigen Beispiele, wo die Snychronisation nicht klappt. „A Whole New Word” ist zwar ebenfalls Oscar-Gewinner, das Duett ist aber insbesondere in der deutschen Version „Ein Traum wird wahr” einfach ein bisschen drüber und too much. Nicht vergessen: Das kommt von einem 29jährigen Mann, der gerade zwei Stunden damit verbracht, Disney-Songs auf seinem Laptop zu hören.
Jonas singt jetzt schon den ganzen Tag die Nummern vor sich hin und geht seinen Kollegen damit auf die Nerven. Er ist auf Twitter: @L4ndvogt
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