I’ve made a huge mistake—Die Bosstransformation von Kollegah im Selbstversuch

Was bisher geschah: Mittdreißiger Familienvater, der in diversen Bands spielt, hat sich darauf eingelassen drei Monate lang das Fitnessprogramm von Kollegah—die Bosstransformation—für uns zu testen und hier regelmäßig über seine Fortschritte zu berichten. Drei Monate reguliertes Pumpen, drei Monate reguliertes Essen, drei Monate keinen Schlüssel zum Schnapsschrank. Wir dachten uns schon, dass es hart ist, aber langsam beschleicht uns ein schlechtes Gewissen. Der Weg zum Boss ist eben kein leichter. Hier könnt ihr lesen, wie alles anfing und hier gibt es das erste Lebenszeichen unserer Testperson mit einigen neuen Erkenntnissen:

I’ve made a huge mistake.

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Im Ernst. Ich kann heute froh vermelden, dass Tag vier der schlimmste war, aber so richtig steil aufwärts geht die Stimmungskurve nicht—von kleinen Ausschlägen nach oben abgesehen. Der vierte Tag war der nach den ersten Trainingseinheiten, als die Schmerzen vom ersten Tag (Brust/Bizeps/Schulter) langsam nachließen, um die Schmerzen vom zweiten Tag (Beine/Waden/Bauch) so richtig schön zur Geltung kommen zu lassen und auch etwas Platz für die Schmerzen vom dritten Tag (Rücken/Trizeps/Schulter) zu machen. Und es war der Tag, an dem ich die zwei tristesten Rezepte aus dem an tristen Rezepten nicht armen Ernährungsplan Kollegahs probierte. Von wegen „Von Salat schrumpft der Bizeps“.

Paprika-Spinat-Salat nach den Ernährungsexperten der Bossliga:

500g Blattspinat
1 rote Paprika
1 grüne Paprika
1 gelbe Paprika

Auch wenn man versucht, mit etwas Gewürz nachzuhelfen: Es bleibt fader grüner Pamps mit Stückchen. Und wisst ihr wie viel ein halbes Kilo Spinat ist? So. Viel. Drumherum ein Magerquarkfrühstück und das Abendbrot—150g Putenaufschnitt, 300g Gemüse. Ich überlegte, ob der Preis nicht doch zu hoch ist. Denn natürlich geschah das alles in der Zeit, in der hinterhältige „Freunde“ mit mir „den Sommer ausklingen lassen“ wollten: die letzte Balkon-Paella, das große Marshmallow-Grillen, die postafrikanische Gin-Tonic-Verkostung und—ohgottogott—die Einladung zur Beerdigungsparty der famosen Band Bratze samt eigens gebrautem Bier. Leckt mich doch alle.

Denn hey, der Boss will Disziplin, der Boss bietet keinen Kochkurs, und genießen kannst du, wenn du geil aussiehst. Oder so. Widmen wir uns also den Ausschlägen nach oben: ob du heute fünf Kilo mehr als beim letzten Mal stemmen oder in Robot Unicorn Attack einen neuen Rekord aufstellen kannst, mag im kosmischen Sinne völlig mumpe sein. Das Erfolgsgefühl ist aber das gleiche. Und das Training mag obermonoton sein, aber die plötzlich wieder passenden Shirts und die Zahlen, Freunde, die sprechen dann im Moment klar für den Kollegah-Claim:

Die beste Form deines Lebens in drei Monaten. Oder in meinem Fall: in zwei Wochen. Reicht eigentlich schon, vielen Dank.

Die harten Fakten

Gewicht: von 91 auf 85
Taille: (i.e. Bauch) von 94,5 auf 88
Schulter von 116 auf 117

„Nerv nicht mit deiner verdammten Wampe, wir wollen deinen Bizeps sehen!“ Na gut.

Bizeps: von 36 auf 37. Knaller.

Was das neben der Disziplin, den Kindern nicht allzu neidisch auf die morgendliche Schokostulle zu starren, auch braucht: Zeit. Mal 5, mal 6 Tage die Woche je ca. anderthalb Stunden am Gerät. Dazu das tägliche Abwägen und Eintuppern der Tageskalorien. Für drei Monate ist das bislang gerade so machbar, wenn man allgemein auf Spontaneität und einen Sack voll Freizeit verzichtet. Aber der Alltagszeitplan ist anfällig für jede Störung.

Aber nun: Trost, Zäpfchen, Weitermachen. Kollegahs Motivationsvideos reinfahren, Trainingseinheiten nachholen, den verdammten Spinatsalat vermeiden. Und für die anstehende Tour schon mal nach Körperschmieder-Alternativen in den Tourstädten umschauen. Fehler werden schließlich gemacht, um sie ausbaden. Und um wichtiges zu lernen. Nämlich:

1. Der meditativ pumpende Mann ist immer auch ein zart lächerlicher Anblick. Gewöhn dich dran. Und geh, wenn du kannst, unter der Woche vormittags ins Studio. Das fröhliche Schnattern der radelnden und steppenden Rentner gibt dir das „Fels in der Brandung“-Gefühl, das du brauchst.

2. Wenn dir „zart lächerlich“ nicht reicht, setz dich auf das Wadengerät und hebe Gewichte, bis es brennt. Stell dir eine Mischung aus Rodeomaschine und dem Dildo Chair aus Burn After Reading vor und nimm die ganze Sache sehr ernst.

3. Classic Rock. Umarme ihn. Das ist, was du hören willst, wenn du deinen langsam härter werdenden Körper im Spiegel siehst.

4. Wenn du Indieschrammelgitarrist bist: Hier wirst du es merken. Dein linker Arm wird noch sehr lange fragen, was das denn jetzt soll und ob er nicht bitteschön einfach wieder irgendeinen Septakkord greifen kann, während dein rechter da sein Ding macht.

5. Du magst genaue Trainingspläne für jede einzelne Muskelregion haben. Aber vergiss nicht, auch den Bonus des exquisiten Gesichtsmuskeltrainings zu schätzen.

Aktueller Transformationszustand

Highlight: Immer wieder die Anleitungsvideos. Schultertraining, so der Boss, muss sein, denn „sonst kriegt ihr nie diesen 3D-Look“. Endlich. Danke. 3D-Look, here I come!

Lowlight: Muss ich es noch mal sagen? Wisst ihr, wie viel ein halbes Kilo ungekochter Spinat ist? Wie viel 150g Putenaufschnitt? „Wuärgh.“ So viel!

Bossfaktor: Tag 14, 4/10, noch zweieinhalb verdammte Monate.

Symbolvideo:

Wenn ihr Sebastian aka Petula persönlich euer Mitleid bekunden oder den wachsenden Bizeps bewundern wollt, könnt ihr das auf seiner anstehenden Tour zusammen mit Click Click Decker:

21.10. Potsdam – Waschhaus
22.10. Chemnitz – Atomino
23.10. Würzburg – Cafe Cairo
24.10. Neunkirchen – Stummsche Reithalle
25.10. Trier – ExHaus
26.10. Düsseldorf – FFT
27.10. Ravensburg – Studio 104
28.10. Reutlingen – FranzK
29.10. Frankfurt – Das Bett
30.10. CH-Bern-ISC
31.10. CH-Zürich -Helsinki

Folgt Sebastian auf Twitter—@petulapetula

Sebastian trainiert mit freundlichster Unterstützung bei Die Körperschmieder in Berlin.

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