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Die chinesische Regierung bittet darum, keine Stripperinnen mehr für Bestattungen zu buchen

In China gelten viele Trauergäste als ein glückliches Vorzeichen—doch wie nur soll man eine Menschenmenge anlocken, wenn nicht mit nackten Frauen?

Eine Stripperin, die sich nicht auf einer Beerdigung befindet. Foto: brh_images | Flickr.com | CC BY 2.0

Was für Lebende gilt, trifft auch auf Tote noch zu: Party ist nicht gleich Party. Manche trauern um eine geliebte Person mit Kirchenliedern und Gebeten. Andere feiern ihren Tod lieber mit Drinks und Discokugeln. In den ländlichen Gebieten Chinas heuern manche Leute für ihre Grabfeiern Stripperinnen an—und der chinesischen Regierung gefällt das ganz und gar nicht.

Das chinesische Ministerium für Kultur hat am 23.04. eine Mitteilung veröffentlicht (dieser Link und einige andere in Mandarin), in der zwei aktuelle Fälle solch „obszöner" Bestattungen beschrieben sind. Die erste fand in Handan statt, wo sechs Tänzerinnen für eine Burlesque-Show bestellt wurden. Fotos von dem Begräbnis, auf denen man eine Frau an einer Strip-Stange vor dem „Trauerpublikum" sieht, haben bereits im Internet die Runde gemacht. Im zweiten Fall boten drei Frauen bei der Beerdigung eines alten Mannes in der Provinz Jiangsu einen Striptease dar. In beiden Fällen mussten die Verantwortlichen eine Geldstrafe zahlen, doch das Ministerium will mit Polizeipräsidien zusammenarbeiten, um gegen diese „pornografischen Darbietungen" zu ermitteln und sie zu ahnden.

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Falls das noch nicht ganz offensichtlich war: Bestattungsstrippen ist kein traditioneller Teil der chinesischen Kultur. Allerdings ist es auch kein völlig neues Phänomen. Die staatlich finanzierte Fernsehanstalt China Central Television brachte 2006 zur Primetime einen Spezialbericht über Bestattungen in ländlichen Bauerngemeinden, die Stripperinnen einsetzen, „um mehr Trauergäste anzulocken." Nach der Ausstrahlung des CCT-Beitrags wurde die Praktik offiziell verboten und die chinesische Regierung richtete eine 24-Stunden-Hotline ein, bei der Menschen solche „Bestattungsmissetaten" melden konnten.

Chinas Elite-Leibwächterinnen beschützen die neue Oberschicht des Landes—manchmal auch vor dem eigenen Partner:

Bestattungsstripperinnen gibt es auch schon seit einiger Zeit im ländlichen Taiwan. Der Anthropologe Marc Moskowitz drehte 2011 eine Doku namens Dancing for the Dead: Funeral Strippers in Taiwan über das Thema. Moskowitz sagte mir: „Es besteht kein Zweifel, dass das Phänomen auf dem chinesischen Kontinent von dem taiwanesischen Brauch inspiriert wurde." Dieser wiederum wurde in den 1980ern beliebt, als die Menschen anfingen, „elektrische Blumenwagen" zu mieten. Dabei handelte es sich im Grunde um Kleinlaster, auf denen Frauen sangen, tanzten und sich gelegentlich auszogen, um Trauergäste zu unterhalten. Moskowitz sagte, er habe sogar gelesen, dass es derartige Vorfälle in Taiwan bereits im 19. Jahrhundert gegeben haben soll, auch wenn die Praktik damals ganz bestimmt nicht verbreitet war.

Die Motivation dahinter ist sicherlich die, dass solche Aktionen den Trauerzug beleben können—man will das Leben der Person feiern und keine traurige Veranstaltung haben. Moskowitz bemerkte, Karaoke sei eine beliebte Aktivität bei chinesischen Bestattungen. Seiner Meinung nach ist dieses Element ein Ableger der elektrischen Blumenwägen. Wie das Wall Street Journal berichtete, soll eine große Zahl von Trauergästen „Glück im Leben nach dem Tod" verheißen—und wie soll man den sonst Menschenmengen ansammeln, wenn nicht mit nackten Frauen?

Moskowitz gab zu, dass er den Brauch ein wenig seltsam fand, als er mit seiner Recherche anfing, doch „alles in allem denke ich, dass ich inzwischen die Vorstellung mag, das Leben einer Person zu feiern, egal wie sich das gestaltet." Er fügte hinzu, man solle nicht zögern, ihm für seine Beerdigung ebenfalls eine Stripperin zu bestellen.