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Die chinesische Regierung präsentiert uns den Sommerhit des Jahres

Wir möchten uns jetzt schon bei euch für diesen unerbittlichen Ohrwurm entschuldigen, aber betrachtet es einfach als kostenloses Ökonomieseminar.

Mitte Mai gab Chinas Präsident Xi Jinping den Startschuss für die milliardenschwere “Belt and Road”-Initiative, die die globale Infrastruktur verbessern und einen neuen Wirtschaftskorridor nach Europa schaffen soll. Das Projekt ist quasi eine Neuauflage der Seidenstraße und umfasst mit dem “Belt” (dem Band oder Gürtel) sowohl Landwege als auch Seewege mit der “Road” (der Straße). Während eines Wirtschaftsgipfels in Peking stellte Jinping nun den Plan vor, jährlich 150 Milliarden US-Dollar in 68 Länder zu investieren, um den Welthandel zu fördern und Chinas Machtposition auszubauen.

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Natürlich darf bei einem so großangelegten Wirtschaftsplan auch ein wenig funky Propaganda nicht fehlen. Diese kommt in Form eines mitreißenden, aufwändig produzierten Musikvideos in Karaoke-Version daher, das auch den letzten Kritiker restlos vom chinesischen Wirtschaftsprojekt begeistern sollte: der “Belt and Road, Sing Along”.

Der Großteil des Liedtextes wird auf Mandarin gesungen, doch einige Stellen, darunter der Refrain, werden auf Englisch geträllert. Da es für den gesamten Song praktischerweise englische Untertitel gibt, kann jeder mitsingen. Im Zentrum des Songs steht eine namenlose Boyband, die gefühlvoll an ihren Gitarren zupft, während sie an Bahnschienen entlangläuft. Zu der jazzigen Popmelodie hüpfen außerdem eine Handvoll Mädchen und eine elegante Frau durchs Bild – und aus unerklärlichen Gründen auch irgendein weißer Typ mit Kopfhörern. Zum großen Finale fasst ein Schulmädchenchor, der von einem Pandabären dirigiert wird, noch mal alle vermeintlichen Vorteile der Initiative zusammen: “Ausführliche Beratung, gemeinsamer Beitrag und Nutzen für alle”.

Angesichts einer solchen kreativen Explosion muss man sich doch direkt fragen, warum Deutschland so verkrampft und langweilig ist, wenn es um Infrastrukturpläne und Regierungsprojekte geht. Mit dem passenden Popsong wären damals bestimmt alle sofort von TTIP überzeugt gewesen und die ersten Flieger wären schon vor Jahren vom BER gestartet.

Doch Ohrwurm hin oder her – man sollte nicht vergessen, worum es bei der Initiative geht. China möchte riesige Infrastrukturprojekte auf der ganzen Welt umsetzen: ein Kohlekraftwerk auf Sri Lanka errichten, nach Pakistan exportieren und das Stromnetz in Zentralasien weiter ausbauen. Dieses globale Engagement ist natürlich nicht völlig neu – China hat beispielsweise bereits das öffentliche Verkehrssystem in Äthiopien finanziert.

Trotzdem stellt das “Belt and Road”-Projekt eine ganz neue Größenordnung dar, die den Welthandel langfristig verändern könnte. Während wir also gespannt darauf warten, wie sich die globalen Machtverhältnisse in Zukunft verlagern werden, können wir wenigstens fröhlich zu den Klängen von “Belt and Road” mit den Füßen wippen.