Foto mit freundlicher Genehmigung von Puls | Kevin Schramm (zum Vergrößern klicken)
Letztes Jahr ging ein Chart weltweit viral, in dem der Designer und Programmierer Matt Daniels die Wortschätze einiger der berühmtesten Rapper der Welt auswertete und verglich. Wir haben damals schon mal geschrieben, dass die rein quantitative Auswertung des Vokabulars wenig über die Qualität der daraus gebauten Songs aussagt, aber trotzdem ist die Statistik ja sehr, sehr interessant. Allein, dass der halbe Wu-Tang Clan die ersten Plätze belegte, während DMX auch dann noch ganz hinten stünde, wenn man die verschiedenen Bell-Laute einzeln zählen würde.
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Nun haben die Kollegen vom bayrischen Jugendradio Puls unter der Leitung von Kevin Schramm in einem ziemlich beeindruckenden Projekt den Wortschatz der bekanntesten deutschen Rapper ausgewertet. Und selbst wenn es auch im deutschsprachigen Raum nicht viel über die Qualität der Musik aussagt, macht es doch ziemlich viel Spaß, sich die Statistiken mal anzusehen.
Wir lernen:
—Morlockk Dilemma belegt souverän den ersten Platz und fickt in Sachen Vokabular sogar Johann Wolfgang von Goethe.
—Sido belegt von allen ausgewerteten Rappern den letzten Platz, er benutzt nur knapp über die Hälfte der Wörter, die Dilemma in seinen Songs verwendet.
—Schlimmer geht immer: Helene Fischer braucht nicht viel, um ihre Atemlosigkeit in Songs zu verarbeiten.
—Farid Bang benutzt mehr Wörter als Curse, der wiederum mehr Wörter benutzt als Bushido.
—Mr. „1000 Bars“ Eko Fresh belegt tatsächlich nur den 13. Platz hinter den Poppern Marteria, Casper und Max Herre.
—Cro reiht sich erwartungsgemäß recht weit hinten ein, aber er hängt immerhin Samy Deluxe ab.
—Kollegah verwendet 300 Wörter mehr als Kool Savas.
Noch interessanter wird die Auswertung aber auf den hinteren Seiten, auf denen Kevin Schramm untersucht, welche Wörter besagte Rapper am häufigsten verwenden. Bei Bushido auf Platz eins das Wörtchen „haben“, direkt gefolgt von „ficken“, „Rap“ und „Sonny“. Ebenfalls in der Top Ten: „Mutter“. Wir wissen, womit sich der Gute hauptsächlich auseinandersetzt. Casper entspricht ebenfalls dem Klischee: „Leben“, „immer“, „gut“, „Casper“ und „Liebe“ sind die meistverwendeten Wörter bei ihm.
Nahezu entlarvend ist die Top Five von Cro: „so“, „egal“, „Ey!“, „vielleicht“, „Baby“. Ey, Baby, vielleicht ist deine Musik so egal. Azad rappt viel von „Junge“, „komm“, „Rap“ und—natürlich—„ficken“ und hat damit in eine ähnliche Kerbe wie Baba Haft: „ficken“ ist hier auf Platz eins, gefolgt von „Azzlack“, „Geld“ und „Cho“. Curse wiederum beschäftigt sich viel mit großen Lebensfragen. Und Moneyboy setzt sich vor allem mit sich selbst auseinander.
Außerdem hat die Puls-Redaktion noch ausgewertet, welche Marken am häufigsten genannt werden, wer am meisten über Mütter (Bushido) bzw. Väter (Samy Deluxe) rappt und wer sich für Geld (Moneyboy) oder Liebe (Curse) entscheiden würde.
Fazit ist, dass viele Klischees auch quantitativ untermalt werden können: Bushido rappt viel über eure Mütter und seine Mutter, Samy Deluxe hat einen derben Vaterkomplex, Curse denkt über den Sinn des Lebens nach und der Boy hat vor allem sich selbst im Kopf. Eher überraschend ist die reine Wortschatzanalyse, in der man Techniker wie Savas, Eko oder Samy Deluxe vielleicht weiter vorn erwartet hätte. Aber mit Technik kann man fehlende Inhalte ja auch überdecken, nicht wahr, Samy?
Die komplette Slide solltet ihr euch unter diesem Link ansehen.
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