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Die Geschichte einer Nazi-UFO-Basis am Südpol ist einfach nicht tot zu kriegen

Bevor wir tiefer in die Materie geheimer nationalsozialistischer UFO-Stationen in der Antarktis eintauchen, sollten wir eine Sache klarstellen: Es gibt keine geheime Nazi-UFO-Station in der Antarktis. Ja, es stimmt, die Nazis reisten tatsächlich zum Südpol. Doch ansonsten ist so ziemlich alles an der Geschichte falsch: Weder bunkerten sie dort Kunstschätze in einem unterirdischen Geheimversteck, noch entwickelten sie dort fliegende Untertassen; sorry liebe Verschwörungsfreunde.

Und doch ist dieser Mythos einfach nicht tot zu kriegen. So geistern immer wieder Berichte über Nazi-UFOs im antarktischen Eis durch die Boulevardblätter. The Daily Star berichtete gar von einer Theorie, nach der die vermeintlichen Nazi-UFO-Stationen etwas mit den mysteriösen Schneepyramiden in der Antarktis zu tun haben sollen.

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In Zeiten, in denen Falschmeldungen tausendfach geteilt werden und Vertreter einer scheibenförmigen Erde eine öffentliche Plattform finden, ist es vielleicht nicht sonderlich verwunderlich, dass auch die absurde Theorie über Nazi-Raumschiffe ihre Fans findet und noch ein paar Shares abgreift. Die Verschwörungstheorie hält sich inzwischen mehr als ein halbes Jahrhundert mit einer solchen Vehemenz, dass sich sogar ein angesehener Meeresgeologe und Ozeanograf dazu veranlasst sah, sich wissenschaftlich mit dem Thema auseinanderzusetzen. So verfasste Colin Summerhayes ein 21-seitiges Paper, in dem er erörtert, warum die Nazis definitiv keine geheime Antarktis-Basis errichtet haben. Summerhayes Paper, das vor zehn Jahren im Fachjournal Polar Review erschienen ist, gibt einen umfangreichen Überblick über die paranoide Verschwörungstheorie, die sich bis heute gehalten hat.

Siegel der Antarktis-Expedition von 1939. Bild: Summerhayes, et al.

Ausgangspunkt aller Spekulationen ist eine geheimen Nazi-Mission, die im Jahr 1939 tatsächlich in die Antarktis unternommen wurde. Wenige Monate vor Beginn des Zweiten Weltkriegs entsandten die Nationalsozialisten eine kleine Expedition an Bord der „Schwabenland” in die Antarktis. Der Grund für die Aktion war simpel: Laut Summerhayes fürchteten die Nazis, von Norwegen und Großbritannien, die große Teile der Antarktis für sich beanspruchten, von der Walfangindustrie abgeschnitten zu werden. Daher unternahmen die Nationalsozialisten eine eigene Forschungsreise in die Antarktis, um einen Teil des siebten Kontinents für sich zu beanspruchen und einen Stützpunkt für eine deutsche Walfangflotte zu errichten.

Obwohl dies der letzte Besuch der Nazis in der Antarktis bleiben sollte, verbreiteten sich sofort nach Ende des Zweiten Weltkriegs Gerüchte darüber, dass Hitler und seine engsten Verbündeten sich in einem geheimen Bunker nahe des Südpols aufhalten würden. Anlass für diese Theorie war das Auftauchen deutscher U-Boote an einer argentinischen Marinebasis im Juli 1945, zwei Wochen nachdem die Nazis kapituliert hatten. Damals griffen Zeitungen auf der ganzen Welt einen fantasievollen argentinischen Zeitungsbericht auf, demzufolge Hitler und andere hochrangige Nazis aus Deutschland per U-Boot zur geheimen Basis am Südpol geflüchtet seien.

Der von den Nazis beanspruchte, aber nie anerkannte, Teil der Antarktis: Neuschwabenland. Bild: Wikimedia Commons

Das Gerücht wurde ursprünglich vom Exil-Ungar Ladislas Szabo, der in Buenos Aires lebte, in die Welt gesetzt. Zwei Jahre später baute Szabo seine Theorie in dem Buch „Hitler está vivo” (Hitler lebt) weiter aus. In den folgenden Jahren nahm Szabos Theorie Fahrt auf und der Eisfestungsmythos war geboren. Andere Verschwörungstheoretiker waren der Meinung, dass Hitler zwar im Berliner Bunker gestorben sei, seine Asche dann aber nebst anderen Nazi-Schätzen per U-Boot in die Antarktis gebracht worden war, wo sie in einer „sehr speziellen natürlich Eishöhle in den Muhlig-Hoffmann Bergen” aufbewahrt würde.

Obwohl zahlreiche gefangene Nazis diese Behauptungen durch ihre Aussagen glaubhaft widerlegen konnten, hielt sich das Gerücht um Hitlers Südpolstation hartnäckig. Das lag nicht zuletzt an einer Geheimmission, die 1947 von den USA unter dem Namen „Operation Highjump” in der Antarktis durchgeführt wurde. Zudem hatten die Briten ihre Militärpräsenz während des Krieges in der Antarktis nachweislich aufrecht erhalten. Für die Verschwörungstheoretiker eindeutige Beweise dafür, dass die Briten und US-Amerikaner vom Geheimversteck der Eisnazis wussten. Mehr noch: Sie glauben, dass die geheime Nazistation in den späten 40er-Jahren mehrfach von den Alliierten angegriffen und erst durch den Abwurf von drei Atombomben im Jahre 1958 zerstört werden konnte.

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Tatsächlich liegt einiges an offiziellem Dokumentationsmaterial zu der Nazi-Expedition im Jahr 1939 vor: So geben die ausführlichen wissenschaftlichen und militärischen Aufzeichnungen Aufschluss über die Untersuchungen in Sachen Meeresforschung und Kartografie. Die Dokumente enthalten jedoch keinerlei Hinweise darauf, dass die Nazis jemals einen konkreten Ort für eine Südpol-Basis ins Auge gefasst hatten, geschweige denn, dass mit entsprechenden Bauarbeiten begonnen wurde. Summerhayes verweist dann auch darauf, wie mühselig und aufwendig jedes Bauunterfangen am Südpol ist. Der norwegische Forscher Roald Amundsen beispielsweise brauchte 1911 für den Bau einer kleinen Hütte in der Antarktis 14 Tage und 80 Schlittenhunde.

Die deutsche Expedition hielt sich hingegen nur einen Monat in der Antarktis auf und verbrachte den Großteil der Zeit damit, Meeresproben an der Küste zu sammeln und Vermessungsflugzeuge in der Luft zu koordinieren. Es gibt keine Hinweise darauf, dass das Schiff motorisierte Werkzeuge oder Schlittenhunde an Bord hatte. Somit wäre es fast unmöglich gewesen, Baumaterialien in der Antarktis zu transportieren – vor allem, wenn man einen riesigen unterirdischen Komplex bauen wollte, der genug Platz für „seltsame Flugobjekte” und Bunker zur Entwicklung hochentwickelter Waffen bot. Für die Verschwörungstheoretiker sind das natürlich noch lange keine ausreichenden Erklärungen – wenn es nach ihnen geht, bleiben da noch mindestens drei Fragen offen.

Ein Forschungsstützpunkt in der Antarktis (der definitiv keine Nazis versteckt hält). Bild: Daniel Oberhaus

1. Was ist mit der geheimen Arktismission, die die Amerikaner angeblich starteten, um den Nazi-Bunker zu vernichten?

Gemeint ist damit Operation Highjump. Dabei handelte es sich tatsächlich um die größte Expedition, die je in die Antarktis entsandt wurde. Mit 4700 Mann, 33 Flugzeugen und 13 Schiffen lässt sie sich durchaus mit einer kleinen Invasion verwechseln.

Der Hintergrund der Aktion war jedoch weit weniger spektakulär als die Suche nach Tiefkühl-Nazis. Die Truppenübung fand unter eisigen Bedingungen statt, um die US Navy auf einen möglichen Krieg mit der Sowjetunion in der Arktis vorzubereiten.

2. Na gut, Summerhayes, aber wie erklärst du dann bitte die Nazi-UFOs am Südpol?

Die Gerüchte über sogenannte „Reichsflugscheiben” in der Arktis manifestierten sich unter anderem in dem Buch UFO’s: Nazi Secret Weapon, das 1975 in Kanada herausgegeben wurde. Die Idee passt zur esoterischen Neonazi-Bewegung „Schwarze Sonne”, die in den 1970er Jahren einige Anhänger fand und eine neue Generation rechtsextremer Esoterik-Autoren hervorbrachte.

Die Vertreter der Schwarzen Sonne waren davon überzeugt, dass die Nationalsozialisten fliegende Untertassen im Dritten Reich entwickelt und getestet hatten. Diese hochentwickelten Superwaffen seien dann in die Arktis, Antarktis und nach Südamerika in Sicherheit gebracht worden. Anhänger dieser Idee vertraten die Überzeugung, dass sich noch immer ein großes Gebiet der Antarktis in der Macht von einer hochentwickelten Nazi-UFO-Flotte befand. Außerdem glaubte man auch gleich noch, dass US-amerikanische Flugzeuge in den 40er Jahren über dem Südpol von Reichsflugscheiben abgeschossen wurden.

Summerhayes hat sich auch diese Spekulationen genauer angesehen und kommt eindeutig zu dem Schluss, dass die These, Nazis hätten sich von einer geheimen Basis aus mit fliegenden Untertassen verteidigt „pure Fiktion” sei. Tatsächlich gab es während der US-Expedition in die Antarktis insgesamt lediglich einen Flugzeugabsturz – und der ereignete sich einen halben Kontinent entfernt von der vermeintlichen Nazi-Festung.

3. Doch warum wurden dann bitteschön drei Atombomben über der Antarktis abgeworfen, wenn es hier gar keine Nazis gibt? 

Es stimmt zwar, dass es 1958 drei atmosphärische Atomexplosionen auf der südlichen Halbkugel gab, diese fanden jedoch nicht über der Antarktis statt– sondern zwischen 2200 und 3500 Kilometer nördlich des Eis-Kontinents.

Fazit: Summerhayes ist es gelungen, den Mythos um die Eisnazis durch wissenschaftliche Fakten zu widerlegen. Dennoch sollte es eigentlich niemanden überraschen, dass sich die Verschwörungstheorie bis heute hält. In Zeiten von Fake News und Alternativen Fakten wissen wir doch eigentlich alle, dass jede noch so absurde Theorie ihre Anhänger finden wird.