Die Mütter von getöteten Dschihadisten fordern IS-Kämpfer zum Umdenken auf

Das Logo der Mothers for Life

In einem offenen Brief haben Mütter von in Syrien und im Irak getöteten Dschihadisten deren Kampfesbrüder aufgefordert, die Waffen niederzulegen. Der auf verschiedenen Social-Media-Kanälen veröffentlichte Aufruf wurden von Müttern aus sieben Ländern (Kanada, USA, Deutschland, Frankreich, Dänemark, Belgien und Schweden) unterzeichnet, die sich zu dem Netzwerk „Mothers for Life” zusammengeschlossen haben.

„Wir, eure Mütter, die euch in die Welt gebracht haben, haben euch geliebt und geschätzt”, heißt es am Anfang des Schreibens, das sich direkt an die gefallenen Söhne richtet—in der Hoffnung, dass noch lebende Söhne anderer Mütter es lesen. „Wir wollten nicht, dass ihr geht. Wir wollen, dass ihr zurückkehrt. Wir wollen, dass ihr lebt.”

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Der Brief zitiert immer wieder aus dem Koran, um den Stellenwert der Eltern im Islam zu unterstreichen. „Irgendjemand hat euch erzählt, dass ein anderes Leben wichtiger und wertvoller ist als das mit eurer Mutter”, heißt es an einer Stelle. „Aber indem ihr uns verlassen habt, um euer Leben wegzugeben und das Leben anderer zu nehmen, habt ihr unseren Kampf, unseren Schmerz und unsere Ehre vor eure Füße geworfen und seid darauf herumgetrampelt.”

Die Organisation „Mothers for Life” ist ein Projekt des Deutschen Instituts für Radikalisierungs- und Deradikalisierungsforschung (GIRDS). Der Brief soll „dschihadistische Kämpfer und Jugendliche im Prozess der Radikalisierung” ansprechen und „zum Nachdenken über die Konsequenzen ihres Handelns” anregen.

Deshalb verurteilt der Brief die jungen Männer auch nicht, die im Nahen Osten als Dschihadisten kämpfen. Stattdessen versuchen die Mütter, an ihr Ehrgefühl zu appellieren: „Wir wissen, dass manche von euch losgezogen sind, um ‚echte Muslime’ zu werden, Gerechtigkeit zu finden und die Wehrlosen zu schützen. Aber ist es Gerechtigkeit, eure Mütter und Schwestern schutzlos zurückzulassen? Ist das die ‚echte Männlichkeit’, von der man euch erzählt hat?”

Zum Ende hin richtet sich der Aufruf auch an andere Mütter, die in einer ähnlichen Situation sind, und an die Politiker in den Herkunftsländern: „Wir müssen unterstützt werden… Wir wurden belogen und hilflos alleine gelassen, und manchmal konnten unsere Kinder uns weggenommen werden, weil ihr weggeschaut habt.” Der Brief endet mit dem Ruf: „Wir werden nicht schweigen und wir werden nicht weggehen. Wir sind die Mütter für das Leben.”